Niederndodeleber Ortschaftsrat Jens Göttinger zum Spendenstreit 1075-Jahr-Feier: Steuerexperte warnt vor Haftungsrisiken
In die Diskussion um Sponsoren und Spendenquittungen für die 1075-Jahr-Feier von Niederndodeleben schaltet sich nun Ortschaftsrat Jens Göttinger ein. Ein Sponsorenaufruf des Festkomitees bereite ihm "etwas Bauchschmerzen."
Niederndodeleben l Der Streit um die Anerkennung von Spendenquittungen für die 1075-Jahr-Feier bekommt neue Nahrung. In einem Spendenaufruf an die Niederndodeleber Unternhemen hat das Festkomitee unter anderem ein Spendenkonto der Gemeinde benannt, auf das Sponsoren ihre Zuwendungen mit einem Verwendungszweck "1075 Niederndodeleben" überweisen können.
Zuletzt hatte die Gemeinde dem Festkomitee zugesagt, für die Entgegennahme der Spenden eine Kostenstelle einzurichten und die darin verbuchten Einnahmen bar an Niederndodelebens Ortsbürgermeister Wolfgang Schmid gegen Quittierung auszuzahlen. Schmid ist Mitglied im Festkomitee. Das Festkomitee will sich für eine zweckgebundene Verwendung der gesponserten Einnahmen einsetzen.
Offen blieb aber immer noch, wer die Gemeinnützigkeit des von den Sponsoren für das Fest gespendeten Geldes "finanzamtsgerecht" belegt. Eine Spendenquittung für einen anerkannt gemeinnützigen Zweck ist aber erforderlich für eine Berücksichtigung als steuerlich absetzbare Aufwendung beim Finanzamt.
Sponsorenverträge wären eine Möglichkeit gewesen
Hierzu erklärten nun Jens Göttinger - Niederndodeleber Ortschaftsrat und hautberuflicher Steuerberater - sowie sein Partner Christian Brachvogel: "Der Gemeinde Hohe Börde ist es aus steuerrechtlichen Gründen gar nicht möglich, eine Spendenbescheinigung auszustellen. Für die Gemeinde Hohe Börde besteht ein steuerliches Haftungsrisiko in Höhe von 30 Prozent der eingehenden Beträge, sofern sie für diese eingehenden Beiträge Spendenbescheinigungen ausstellen sollte." Göttinger widersprach Aussagen von Ortsbürgermeister Wolfgang Schmid: "Herrn Schmids Aussage während der letzten Ortschaftsratssitzung, dass man lediglich das amtliche Formular ordnungsgemäß ausfüllen muss, ist falsch. Die Gemeinde darf nur Spendenbescheinigungen ausfüllen, wenn die eingehenden Gelder ausschließlich für gemeinnützige und anerkannte Zwecke verwendet werden. Das ist leider bei dem Festkomitee nicht der Fall, da es sich unseres Erachtens weder um einen Verein noch um eine andere Einrichtung handelt, die die gemeinnützige Anerkennung des zuständigen Finanzamtes hat."
An die Adresse des Festkomitees erklärte Jens Göttinger: "Wir finden es ganz toll, wenn sich privat ein Festkomitee bildet, um die 1075-Jahr-Feier vorzubereiten und durchzuführen." Die vom Festkomitee verschickte Aufforderung zur Überweisung der Spendenmittel auf ein Gemeindekonto bereite ihm aber aus den genannten Gründen "etwas Bauchschmerzen".
"Die Gemeinde darf nur Spendenbescheinigungen ausfüllen, wenn die eingehenden Gelder ausschließlich für gemeinnützige und anerkannte Zwecke verwendet werden. Das ist leider bei dem Festkomitee nicht der Fall."
Jens Göttinger, Ortschaftsrat in Niederndodeleben und Steuerberater
Göttinger fügte an: "Es gibt auch Möglichkeiten, die 1075-Jahr-Feier über Sponsorenverträge zu finanzieren, ohne dass es hinterher mit dem zuständigen Finanzamt zu Problemen wegen der Abziehbarkeit der Aufwendungen kommt. Leider hat sich das Festkomitee damit wohl nicht beschäftigt. Wir wären gern bereit gewesen, das Festkomitee zu unterstützen, leider wurden wir zu dem Thema nicht kontaktiert."
Heute Abend wird sich der Finanzausschuss des Gemeinderates der Hohen Börde erneut mit dem Thema beschäftigen.