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Bistum hat zur Kinderwallfahrt auf die Huysburg eingeladen / Spenden gehen an Kinderdorf 500 junge Gläubige treffen sich zu Gebeten, Spielen und zum Gedankenaustausch

Von Dieter Kunze 25.07.2012, 03:21

Rund 500 Gläubige haben sich zum Auftakt der Sommerferien auf der Huysburg zur Kinderwallfahrt getroffen. Mit Spielen, Rechenaufgaben und Vorträgen sind Geschichten aus der Bibel erklärt und die Lehren daraus verdeutlicht worden. Die Wallfahrtsgaben der Teilnehmer kommen dieses Mal einem Kinderdorf in Rajsko zugute.

Huysburg l Obwohl gerade in die Sommerferien gestartet, müssen die Mädchen und Jungen zum Auftakt der Kinderwallfahrt auf der Huysburg einige mathematische Aufgaben lösen. Als die Moderatoren vom Magdeburger Bistum aber wissen will, was "15 mal 15" ist, meldet sich keiner. Die Lehrerin Anneli Borgmann aus dem Schachdorf Ströbeck weiß das Ergebnis und springt mit der Antwort rasch ein.

Mit den meist leichten Mathematikaufgaben wurde auf Veranstaltung im Kloster Huysburg das Motto des diesjährigen Treffens hingearbeitet: "Mit mir kannst du rechnen, auf mich kannst du zählen!" Dies soll sowohl im Vertrauen auf Gott als auch untereinander in der Gruppe gelten.

Mit stimmungsvoller Unterstützung der Bistumsband übten die Kinder zunächst einige Lieder für den Gottesdienst. Texte wie "Gott mag Kinder" oder "Gut, dass wir einander haben" gingen leicht über die Lippen. Zunächst gab es eine große Begrüßungsrunde für die Gruppen aus den Pfarreien Magdeburg, Schönebeck, Bernburg, Ballenstedt, Blankenburg, Quedlinburg, Staßfurt/Egeln und Oschersleben.

Die Mitglieder der katholischen Gemeinden im Bereich Halberstadt arbeiten seit zwei Jahren in der Pfarrei St. Burchard zusammen. Aus Adersleben/Wegeleben ist Andreas Mauritz deshalb seit vielen Jahren mit einer Kindergruppe bei dem traditionellen Treffen auf der Huysburg dabei. "Ich war überrascht, wie viele wieder gekommen sind. Es ist schön, in solch großer Gemeinschaft zu sein", sagte er. Die Mädchen und Jungen hätten sich den Aktionen eifrig beteiligt. Insgesamt kamen von der Pfarrei fast 50 Kinder.

Vertreter aus Afrika werden herzlich begrüßt

Auf der Wallfahrtswiese der Huysburg warteten alle Teilnehmer, insgesamt rund 500, auf den Einzug der Ministranten mit dem Bischof und weiteren Kirchenvertretern. Neben verschiedenen Priestern aus dem Bistum Magdeburg gab es auch für einen Vertreter aus dem afrikanische Togo eine herzliche Begrüßung. "Endlich Ferien! Ich hoffe, ihr habt die Zeugnisse gut verkraftet", sagte Bischof Gerhard Feige bei seiner Einleitung.

Am Sonnabend habe es bereits in Bad Schmiedeberg ein erstes Treffen mit Kindern gegeben. Wallfahrten nach Stendal und Roßbach folgen. Im Anschluss werde das Treffen in Form der Religiösen Kinderwoche (RKW) in Halberstadt fortgesetzt. Dazu ist unter anderem ein Besuch des Klosters Wechselburg geplant. Die Kinderfreizeit soll auch in Wegeleben angeboten werden.

Das Wallfahrtsmotto "Sich aufeinander verlassen können" rückte der Bischof Feige im Gottesdienst in den Mittelpunkt seiner Predigt. Er sprach über die biblische Geschichte von Rut, die, nachdem ihr Mann und der Gatte ihrer Schwiegermutter Noomi gestorben sind, gemeinsam mit Noomi nach Israel geht. "Dies zeigt, wie sich Menschen früher füreinander verantwortlich fühlten", übersetzte Gerhard Feige den Inhalt für die Kinder.

Die Worte "Wo du hingehst, dahin gehe auch ich" und "Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott" verdeutlichte der Bischof mit dem Satz: "Das ist etwa so wie Uhu-Unendlichkleber." Feige weiter: "Auf dem Bahnhof, am Flughafen, im Einkaufszentrum, überall laufen wir aneinander vorbei." Es gebe aber auch viele vertraute Gesichter, viele Gläubige. "Wir können darauf vertrauen, dass Gott in der Nähe ist", so der Bischof.

Bewegender Bericht über Aufbau eines Zufluchtsortes

Für einen war die Wallfahrt ein besonders bewegendes Erlebnis: Janusz Marszalek, von 2002 bis 2011 Bürgermeister von Oswiecim (Auschwitz). Er durfte die Gaben beziehungsweise Wallfahrtsopfer der Teilnehmer für das von ihm gegründete Kinderdorf in Empfang nehmen. Tief bewegt berichtete er vom Aufbau dieses Zufluchtorts in Rajsko.

In Deutschland hatte Marszalek dazu auf Erfahrungen der SOS-Kinderdörfer zurückgreifen können. Gegenwärtig leben 42 Mädchen und Jungen in dem Kinderdorf, das noch weiter ausgebaut werden soll. Marszalek werbe in Deutschland für sein Projekt an einem Ort, der Sinnbild für all die Grausamkeit von Krieg und Terror geworden ist. Seine Eltern seien einst Zwangsarbeiter in Deutschland gewesen. "Die Kinder und Jugendlichen, die an der Wallfahrt teilnahmen, spielen, singen und beten in einer eher unbeschwerten Gegenwart", so der Pole.

Dies machten die Teilnehmer nach der Mittagspause deutlich, als sie sich mit verbundenen Augen, nur durch Zuruf, finden mussten. Oder bei dem Spiel, bei dem Gegenstände mit den bloßen Füßen zu ertasten waren. Es folgte noch die Schlussandacht, bevor es für die Kinder hieß, Abschied zu nehmen.

Bekanntgegeben wurde noch, dass die Bistumswallfahrt zur Huysburg am 2. September unter dem Motto "Vom Geist bewegt" steht. Dann werde es auf der Wallfahrtswiese im Kloster wieder eng werden.