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Günter Rickmann geht in den Ruhestand / Rückblick auf 27 Dienstjahre in Osterwieck Abschied für Chef der ältesten Polizeistation

Von Mario Heinicke 28.09.2012, 03:15

Mit Günter Rickmann wurde gestern der Leiter der Polizeistation Osterwieck in den Ruhestand verabschiedet. 27 Jahre lang war er deren Chef.

Osterwieck l Es war ein schwerer letzter Weg zum Dienst gestern für Günter Rickmann. Er hätte gern noch länger gearbeitet, doch Polizisten im Land werden unumstößlich mit 60 Jahren pensioniert. "Ich war mit Leib und Seele Polizist", bekannte der Osterwiecker, der vor wenigen Tagen seinen runden Geburtstag hatte. Zum gestrigen Abschied waren viele Kollegen gekommen, voran Frank Bendzka, der Leiter des Polizeireviers Harz. "Sie hinterlassen eine Lücke, die kaum zu schließen ist", bekannte er. Seit dem 1. Juli 1985 leitete Rickmann die hiesige Station, die damals Gruppenposten hieß. "Eine Polizeistation ohne Herrn Rickmann, das geht eigentlich gar nicht", sagte Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ zum Abschied. "Sie haben sich hier einen Namen gemacht."

Dabei kam Günter Rickmann vor 27 Jahren eher widerwillig in die Ilsestadt. Zu der Zeit hatte er als Abschnittsbevollmächtigter für Klein und Groß Quenstedt gearbeitet. In den Polizeidienst war der heute 60-Jährige, gelernte Elektromonteur und Elektroniker nach seiner Armeezeit getreten. 1974 begann er beim Volkspolizei-Kreisamt in Halberstadt. Ursprünglich stammt er aus Weferlingen.

In Osterwieck wurde er Chef von 28 Polizisten. Er blieb Leiter auch nach all den Umstrukturierungen, die die Polizei fortan erlebte. Der erste große Umbau erfolgte zur politischen Wende. Damals wurden alle Polizisten, die 1990 zum Tag der Deutschen Einheit 50 Jahre und älter waren, in den Ruhestand geschickt. Die Osterwiecker Polizeistation, die als älteste zumindest von Sachsen-Anhalt gilt, zählte Mitte der 1990er Jahre 14 Beamte. 2008 kam die Dingelstedter Station in den Verantwortungsbereich von Rickmann dazu. Personal indes wurde mit den Jahren stark abgebaut. Jetzt sind in Osterwieck einschließlich Dingelstedt nur noch zehn Beamte tätig.

Der neue Chef wurde vom alten schon eingearbeitet. Nachfolger ist der Halberstädter Christian Weißel, der zuletzt den Kriminaldienst in Thale geleitet hat.

Am Polizeiberuf mochte Günter Rickmann, dass er nie langweilig ist. "Wenn ich morgens zum Dienst ging, wusste ich nie genau, was ich fünf Minuten später machen werde." In den 27 Jahren Polizeidienst in Osterwieck erlebte er auch etliche traurige Stunden. Drei Morde gab es in seiner Zeit, ungezählte Verkehrstote. Den schlimmsten Einsatz hatte er kurz nach seinem Amtsantritt, als zwei Kinder im Deersheimer Feuerlöschteich ertrunken waren. Doch es gab eben auch die schönen Momente, "wenn man Menschen helfen oder retten konnte".

Nun wird sein Leben planbarer. Im Gartenverein und Hundesport ist Günter Rickmann schon seit Langem engagiert. Doch die stillen Umarmungen der Kollegen zeigten, wie schwer der Abschied fällt.