Stadtsanierung Alte „Platte“ neu angezogen
In der Kühlinger Straße in Halberstadt ist die letzte DDR-"Platte" verschwunden. Die Wohnungsbau Genossenschaft hat das Wohnhaus saniert.
Halberstadt l Die letzte „Platte“ ist in der Kühlinger Straße in Halberstadt verschwunden. Nicht wie ursprünglich geplant von einem Abrissbagger zertrümmert und entsorgt, um Platz für Neues zu schaffen. Die Wohnungsbau Genossenschaft Halberstadt (WGH) hat für das Wohnhaus 15 bis 23 den kreativen Weg gewählt. In den zurückliegenden Monaten ist das 1985 in Plattenbauweise errichtete Wohnhaus saniert worden. Das Gebäude hat sich nicht nur einer Schönheitskur unterzogen, bei der die alten Balkone durch neue ersetzt und die grauen Beton- und hellbraunen Fliesenplatten hinter einer farbenfrohen Fassade verschwunden sind.
Hinter dem Rettungskonzept, mit dem das 30 Jahre alte Wohnhaus für die Zukunft fit gemacht wurde, steckt mehr. Die neue Fassade ist nicht nur ein Schmuckelement. Sie ist wesentlicher Bestandteil des energetischen Sanierungskonzeptes, wie WGH-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Schönfeld unterstreicht. „Erneuert wurde außerdem die Fernwärmestation, die mit einer Solar-Thermieanlage gekoppelt ist“, berichtet Karl-Heinz Schönfeld. Die Mieter würde man so durch den intelligenten Einsatz moderner Dämm- und Energiesysteme künftig von steigenden Energiepreisen entlasten. Auf der anderen Seite wird weniger CO2 ausgestoßen, was die Umwelt entlastet. „Ökologische Stadtentwicklung lohnt sich unterm Strich für alle“, betont der WGH-Chef.
Einem kompletten Umbau musste sich die Hausnummer 15 unterziehen. Resultat: Von den ursprünglich 100 Wohnungen, die das gesamte Gebäude einst vorhielt, sind 90 übriggeblieben. Entstanden sind vorwiegend große Vier-Raum-Wohnungen, die am Markt gefragt sind, erzählt Karl-Heinz Schönfeld. In den vergangenen zehn Jahren habe die WGH durch Umbau insgesamt 250 Wohnungen vom Markt genommen, um die Schieflage in Halberstadt zu entlasten – sprich den Leerstand abzubauen. Der betrug zuletzt in der Kühlinger Straße 15 bis 23 immerhin 45 Prozent. Modernes Energie- und Umweltmanagement und attraktiver Wohnraum sollen das ändern. Die Nachfrage sei bereits vor der offiziellen Schlüsselübergabe sehr gut, sagt Karl-Heinz Schönfeld.
Stadtentwicklung bedeutet für die WGH auch Abbau von Barrieren, betont der Vorstand. Künftig sind alle Wohnungen in der Kühlinger Straße 15 bis 23 mit Aufzügen zu erreichen. „Bis Ende des Jahres haben wir unseren Wohnungsbestand in Halberstadt mit 73 Aufzügen ausgerüstet. Bis Ende 2017 sollen es 100 sein“, berichtet Karl-Heinz Schönfeld.
Die Wohnungsbau Genossenschaft Halberstadt hat sich die Sanierung 3,7 Millionen Euro kosten lassen. Spätestens im kommenden Monat sollen die umfangreichen Arbeiten beendet sein.