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Kulturausschuss vertagt Entscheidung - Alle Parteien sollen an einen Tisch Anwohner wollen Bergschlösschenweg behalten: Umbenennung bringt nur Kosten

Von Jens Kusian 12.11.2013, 02:13

Diskussionsbedarf sehen die Mitglieder des Kulturausschusses bei der beantragten Umbenennung der Bergschlösschenwegs. Sie wollen sowohl den Antragsteller als auch die Anwohner zu einem klärenden Gespräch an einen Tisch bitten. Denn einige Anwohner lehnen die Umbenennung der Straße wegen der Folgekosten ab.

Haldensleben l Nicht einigen konnten sich die Mitglieder des Kulturausschusses des Haldensleber Stadtrats, ob der "Bergschlösschenweg" im gleichnamigen Wohngebiet an der Bornschen Straße umbenannt werden soll. Es gebe noch Klärungsbedarf, so die einhellige Meinung.

Die Umbenennung hatte der Erschließungsträger des Wohngebiets, Jan Baack, beantragt. Er vertritt die Auffassung, dass mit der Bezeichnung "Bergschlösschenweg" der historische Bezug nur ungenügend berücksichtigt sei, da die ehemalige Brauerei die Bezeichnung "Bergschlossbrauerei" trug. Sein Wunsch ist es, die Straße, die sich durch das Wohngebiet zieht, in "Kleine Bornsche" umzubenennen. Alternativ dazu empfiehlt das Bauamt der Stadt Haldensleben, das Wohngebiet in die Bornsche Straße zu integrieren. Die vorletzte Hausnummer auf der linken Seite stadtauswärts ist die ungerade 81, da wäre eine Weiterführung der ungeraden Zahlen bis zur Nummer 95 nur logisch, heißt es aus dem Bauamt dazu. Die Wohnhäuser auf dem Gelände des ehemaligen VEB Saat- und Pflanzgut tragen bereits die Nummer 97.

Baack hatte seinen Wunsch schon Anfang Oktober dem Ausschuss vorgestellt und dabei versichert, sämtliche Folgekosten, welche die Umbenennung mit sich bringen würde, zu übernehmen. "Zu dieser Zusage steht Herr Baack nach wie vor", machte Renate Schmidt, Abteilungsleiterin für Kultur in der Stadt, deutlich. Auf der Ausschusssitzung am 1. Oktober hatten fünf Stadträte einstimmig für eine Umbenennung gestimmt.

Anwohner: Über unsere Köpfe hinweg entschieden

Mittlerweile hat sich die Situation jedoch geändert. "Damals wurde uns gesagt, die Anwohner seien damit einverstanden. Aber das ist wohl doch nicht so?", meinte Eberhard Resch (CDU) und bezog sich dabei auf einen Brief, den zwei Familien vom Bergschlösschenweg an Bürgermeister Norbert Eichler (CDU) geschrieben hatten. Darin machen die Anwohner deutlich, dass sie - im Gegensatz zur Aussage von Jan Baack vor dem Kulturausschuss - nicht mit der Umbenennung der Straße einverstanden seien und dass einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden worden sei. "Wir sehen keinen Sinn in der Umbenennung der Straße, die nur erhebliche Kosten verursacht. Der Straßenname Bergschlösschenweg hat sich in den Jahren bewährt. Für die Umbenennung der Straße sind wir Anwohner nicht bereit, jegliche Folgekosten zu tragen", erklärten die Unterzeichner des Briefs.

Für Ellen Mardorf, sachkundige Einwohnerin im Kulturausschuss, seien die Motive für die Umbenennung nicht nachvollziehbar. "Die Straße nur aus Gründen der besseren Vermarktung umzubenennen, halte ich nicht für ausreichend", sagte sie.

Norbert Eichler schlug angesichts der Widersprüche zwischen Erschließungsträger und Anwohnern vor, Jan Baack zu diesem Thema noch einmal anzuhören. Dirk Becker (FDP) dagegen wollte alle Parteien einladen: "Dann können wir die Sache an einem Tisch ausdiskutieren".

Dem schloss sich auch der Ausschussvorsitzende Klaus Czernitzki (Die Linke) an. "Wir haben ja keinen Zeitdruck, also laden wir die Beteiligten für die nächste Sitzung ein", resümierte er. Mit der Umbenennung könne er leben. "Es gab ja in Haldensleben nie ein Bergschlösschen", führte er an.

Weshalb das Thema denn eigentlich vom Kulturausschuss behandelt werde, wollte Gunter Ranzinger (Freie Wähler/pro Althaldensleben) wissen. "Warum sind wir dafür zuständig und nicht das Bauamt?", fragte er. Weil Straßennamen, so erklärte ihm Bürgermeister Eichler, einen kulturellen Hintergrund hätten.

Die Stadtverwaltung selbst scheint mit der beantragten Umbenennung keine Probleme zu haben. "Der Name Bergschlösschenweg ist in Haldensleben noch nicht so eingefahren wie andere Straßennamen", so die Meinung von Stadt-Dezernent Henning Konrad Otto.