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Bundesbehörde hat Immobilie an der Schwanebecker Straße jetzt offiziell ausgeschrieben Arbeitsagentur eröffnet Wettbieten um Halberstädter Bürokomplex

18.08.2012, 03:21

Das Arbeitsamtsgebäude in Halberstadt steht zum Verkauf. Die Nürnberger Bundesagentur hat das mächtige Bürogebäude ausgeschrieben. Ob der Harzkreis ein Angebot abgeben wird, ist hingegen noch offen, genauso wie der Verkaufspreis.

Von Tom Koch

Halberstadt l "Das Gebäude befindet sich in einem dem Alter entsprechenden, gepflegten Unterhaltungszustand. Es besteht augenscheinlich kein wesentlicher Reparaturstau." In der gleichsam blumigen wie unverbindlichen Verkäufersprache wird der markante Bürokoloss an Halberstadts Schwanebecker Straße angepriesen.

Von hellen Räumen ist die Rede, davon, dass das Gebäude zur Bauzeit 1992 bis 1994 hochmodern gewesen sei. Einschränkend heißt es, der Ausstattungsstandard entspreche dem der 1990er Jahre und auch, dass die technischen Anlagen auf die Bedürfnisse des aktuellen Nutzers zugeschnitten seien. Halberstadts Arbeitsamt steht zum Verkauf. Doch weniger der am Gebäude stetig nagende Zahn der Zeit ist das Problem, vielmehr seine schiere Größe: Fast 20000Quadratmeter beträgt die Nutzfläche, verteilt auf mehrere Gebäudeflügel, allesamt unterkellert und drei- bis fünfgeschossig erbaut.

Ende 2011 waren erstmals Pläne der Harzer Kreisverwaltung öffentlich geworden, sie interessiere sich für dieses Büro- und Verwaltungsgebäude mit seiner für Halberstadt nicht unwichtigen Lage.

Landrat Michael Ermrich (CDU) hatte gegenüber der Volksstimme bestätigt, ein solcher Immobilienerwerb ließe Pläne zur Sanierung der früheren Molkerei-Fachschule nichtig werden. Formell noch immer vom Kreistag beschlossen ist, dieses Gebäude in der Trauteweinstraße für sieben Millionen Euro zum Sitz der Halberstädter Filiale der Kommunalen Beschäftigungsagentur KoBa sowie von Jugend- und Sozialamt der Kreisverwaltung herzurichten. Dieses Projekt wäre allerdings in dem Augenblick hinfällig, sollte der sich seit Monaten hinziehende Arbeitsamtsdeal doch noch perfekt werden.

Verhandlungsspielraum in der Nürnberger Zentrale ausgelotet

Der Grund dafür liegt auf der Hand - der Verkaufspreis. Der Landrat war eigens im Juli in die Nürnberger Zentrale fahren, um auszuloten, über welchen Verhandlungsspielraum die Bundesbehörde verfüge. Ist die aktuell inserierte Verkaufsofferte die Reaktion darauf?

Immerhin eröffnet dieser Vorstoß der Franken - die ihre Kollegen in der Harzer Provinz vorab über die Immobilienanzeige informiert hatten - interessante Einblicke.

Etwa, dass 52Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr an Heizkosten anfallen, wird der sogenannte Energieverbrauchswert dafür zu Grunde gelegt. Zu erfahren ist auch, dass es eine Tiefgarage gibt. Außer diesem Hinweis auf besagte Tiefgarage werden Küche, Kantine und Caféteria als weitere Vorzüge genannt.

Das Immobilien-Exposé weist zudem aus, dass die Arbeitsagentur einen auf zehn Jahre befristeten Mietvertrag hat, für ihre Büros pro Jahr 330000Euro nach Nürnberg überweist. 253248Euro beträgt hingegen die Jahresmiete von KoBa und Kreisverwaltung, die unbefristete Mieter im Arbeitsamtsgebäude sind. Interessant dabei ist, dass die Kreisverwaltung den teuersten Mietzins zu zahlen hat, die KoBa hingegen 17Cent pro Quadratmeter günstiger gemietet hat als die Arbeitsagentur selbst.

Die Immobilienbeschreibung macht deutlich, dass es in dem Büro- und Verwaltungsgebäude nach dem endgültigen Auszug der Polizei einen erheblichen Leerstand gibt. Knapp 9000Quadratmeter sind an die drei Mietsparteien vergeben. Bei einer Hauptnutzungsfläche von 11870Quadratmetern bedeutet das, Büroflächen von nahezu 3000Quadratmetern sind in der Schwanebecker Straße derzeit noch zu haben.

Vielen Kreistagsmitgliedern wäre Kauf zu teuer

Eine Auskunft auf den Preis für das stattliche Büro-Gebäude, das die Bundes-Arbeitsagentur seinerzeit für rund 30Millionen Euro hatte bauen lassen, findet sich im Exposé jedoch nicht. Intern ist die Rede davon, 7,5Millionen Euro solle alles kosten. Für den Fall, dass der Kreis die Nürnberger Offerte annimmt, kämen rund 300000Euro an Grunderwerbs- und Notarkosten hinzu.

Nicht wenige Kreistagsmitglieder haben angesichts solcher Preisvorstellungen bereits den Daumen gesenkt, zu viel. Bevor die Behörde ihren Verkaufspreis senken kann, so wird deshalb inzwischen vermutet, muss sie den Immobilienmarkt im Vorharz ausloten. Die Anzeige jetzt eröffnet ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren.

Bis zum 24.September können potenzielle Käufer auf sich aufmerksam machen. Ob das Landratsamt sich an diesem offiziellen Verfahren beteiligen wird, sei noch offen, erklärte Vize-Landrat Martin Skiebe. Man erwäge zwar eine Teilnahme, habe dafür jedoch bis Ende September Gelegenheit.

Genauso unklar ist, wie sich die Bundesarbeitsagentur verhält, sollte es mindestens zwei Bieter für das Bürogebäude in Halberstadt geben. Mal heißt es, es bestehe "keine Verpflichtung dem höchsten oder irgendeinem sonstigen Gebot den Zuschlag zu erteilen". Andererseits wird im Exposé klar und eindeutig formuliert: "Verkauf nach Höchstgebot".