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Archäologie Schwanebecker Wappenstein an neuem Platz

Im Rathaus Schwanebeck ist jetzt eine Vitrine mit dem "Weichbild" zu sehen. Es gilt als eines der ältesten Zeugnisse der Stadtgeschichte.

Von Dieter Kunze 30.12.2018, 00:55

Schwanebeck l Der Heimatverein Schwanebeck hat sich in seiner Satzung verpflichtet, die Geschichte des Ortes zu bewahren. Im Mittelpunkt der Bemühungen des Vereins und seiner Vorsitzenden steht dabei ein besonderer Schatz: das „Weichbild von Schwanebeck“. Als Weichbild einer Stadt bezeichnete man früher den vor den eigentlichen Stadtmauern gelegenen Bezirk, der der städtischen Gerichtsbarkeit unterworfen war.

„Weichbilder“ waren zudem in Stein gehauene Bilder (Symbole), die öffentlich sichtbar allen Bewohnern und Reisenden zeigten, dass der Ort eine Stadt mit allen städtischen Rechten und Pflichten war. Da der größte Teil der Bevölkerung nicht lesen und schreiben konnte, waren solche Symbole zur Verständigung und Einordnung von Gegebenheiten sehr wichtig.

Schwanebeck, das zum erstem Mal urkundlich 1062 als Dorf Suanebach unter Kaiser Heinrich IV. erwähnt wird, scheint sehr frühzeitig Stadtrechte erhalten zu haben. Nach verschiedenen urkundlichen Materialien erfolgte die Erhebung Schwanebecks zur Stadt wohl zwischen 1131 und 1145, und zwar durch Kaiser Konrad III, der dann auch den „Weichbildstein“ verliehen haben dürfte.

Der Stein, „das Weichbild“ als Hoheitszeichen, ist also fast 900 Jahre alt. „Es ist jedenfalls wohl das älteste Andenken, das die Stadt Schwanebeck besitzt“, so Petra Hein. Nach dem Abriss des Stadttores im Südtor zwischengelagert im Rathaus, bekam es Ende des 19. Jahrhunderts am Turm der Petrikirche, der der Stadt Schwanebeck gehört, einen neuen Platz. Es wurde in die Treppe der Kirche auf dem Schulhof eingesetzt, allerdings rechtsseitig. Später, als der Kirchturm neue Glocken erhielt, musste die Treppe abgerissen und neu gesetzt werden. Sie kam wieder an ihre alte Stelle, das Weichbild jedoch mauerte man in die Vorderseite ein, die Seite, die vom Rathaus aus betrachtet werden konnte, nur wurde es damals verkehrt herum, nämlich auf den Kopf, eingesetzt.

Nicht nur Petra Hein meint: „Und nun hat es wieder einen neuen Platz gefunden. Ich glaube, dass das Rathaus die richtige Unterbringung ist.“ Dieses Gebäude besuchen täglich viele Menschen, wenn sie die Dienste der dort ansässigen Sparkasse nutzen oder einmal wöchentlich den Seniorentreff besuchen.

Dank einer erfolgreichen Spendenaktion konnte der historische Stein aus der Treppe ausgebaut werden und ist jetzt sicher verwahrt. Leider hat das Wetter den Stein schon sehr marode werden lassen. Die eingehauenen Zeichen sind kaum noch sichtbar, und die Urkunde zur Ernennung des Stadtrechts ist leider nicht mehr auffindbar.

Wegen einer Erkrankung konnte die Vereinsvorsitzende nicht an der offiziellen Übergabe teilnehmen. So dankte Vorstandsmitglied Angelika Arnoldt dem beauftragten Steinmetzmeister Torsten Meusel für seine fachgerechte Arbeit. „Auch Pfarrer Plötner und der Kirchenbaudezernentin Ina Wenzel gilt unser Dank. Ohne die Unterstützung von Kristina Mohr-Fischer und der Hilfe Theodor Gosselkes von der Denkmalpflege wären wir nicht so schnell vorwärts gekommen“.

Verbandsgemeindebürgermeisterin Ute Pesselt (parteilos) und Bürgermeister Benno Liebner (CDU) trugen dazu bei, dass für den Ausbau des Weichbildes kein Stadtratsbeschluss erforderlich wurde. „Vergessen möchte ich natürlich nicht die vielen Firmen von nah und fern sowie die vielen Schwanebecker, die unserem Spendenaufruf gefolgt sind. Ein Dankeschön geht auch an Herrn Härtel, der uns seit Bestehen des Heimatvereins unterstützt und immer ein offenes Ohr für uns hat“, betonte Arnoldt.

Keine leichte Aufgabe war es, den rund 170 Kilogramm schweren Stein mit einem Hubwagen in das Rathaus zu transportieren und dann in die neue Vitrine zu heben. Für den Bau der gläsernen Vitrine wurde Wolfgang Baake, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Stabakon GmbH aus Blankenburg, herzlich gedankt. Jetzt hofft der Heimatverein, noch ganz viel von der Geschichte der Stadt Schwanebeck retten und vorhandene „Schätze“ bewahren können. „Wir sind es unseren Nachfolgern schuldig“, so Vereinsvorsitzende Hein.