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Ausstellungen Besondere Orte für besondere Kunst

Während der Biennale Monat_Kunst_Halberstadt geht es nicht nur um zeitgenössische Werke, sondern auch um die Ausstellungsorte.

Von Sandra Reulecke 30.08.2018, 08:00

Halberstadt l Bei der dritten Auflage der MKH, der Monat_Kunst_Halberstadt, stehen Veränderungen im Mittelpunkt. „Klimawechsel – Climates of Change“, lautet der Titel der Biennale, den die Kuratorin Pippa Koszerek gewählt hat. Sie versteht das Thema nicht nur in meteorologischer Hinsicht. „Klimawechsel vereinigt Künstler, welche sich verändernde Systeme unter die Lupe nehmen – soziale, finanzielle und architektonische“, sagt die Londonerin.

Sie und die Mitglieder des Vereins Monat_Kunst_Halberstadt haben sechs Ausstellungsorte zur Präsentation zeitgenössischer Werke von nationalen und internationalen Künstlern gewählt, die ebenfalls für solche Wandel stehen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. „Wir wollen nicht nur Künstlern eine Ausstellungsfläche für ihre Arbeit bieten, sondern auch für die Gebäude Aufmerksamkeit schaffen“, sagt Ilka Leukefeld vom MKH-Verein. Die Geschichten der Häuser – und manchmal auch sie selbst – sollen wieder ins Bewusstsein der Besucher gerufen werden.

Angefangen mit dem MKH-Büro, welches sich im Breiten Weg befindet. Einst die Flaniermeile der Stadt, ist das Straßenbild heute von Leerstand geprägt. Auch der Laden, den der Verein während der Biennale als Informationszentrum, Ausstellungs- und Workshop-Ort nutzt, war bis dato ungenutzt. „Aber vielleicht findet sich ja nun jemand, der eine Idee hat, wie der Raum nach der Biennale genutzt werden kann“, so Ilka Leukefeld.

Diese Hoffnung hegen sie und ihre Mitstreiter auch für das Gebäude im Westendorf 26, die ehemalige Landeszentralbank. „Für den Bau wurden Millionen ausgegeben. Eine absolute Verschwendung“, kritisiert Matthias Ramme, ebenfalls Mitglied im Verein. Denn: „Die Bauzeit dauerte länger, als das Gebäude letztlich genutzt wurde.“ Im Dezember 1999 wurde es erst fertiggestellt, doch schon 2004 zogen die Banker wieder aus.

Fast gegenüber befindet sich am Domplatz 16 ein Standort der Hochschule Harz. Untergebracht ist sie in mehreren Gebäuden aus unterschiedlicher Zeit, die architektonisch verbunden wurden. Der Teil, der nun als ein Ausstellungsraum für die MKH dient, wurde zwischenzeitlich als Rathaus genutzt. Auch ein Standesamt befand sich darin. Bei einer der ersten Besichtigungen hat sie das Haus begeistert, berichtet Pippa Koszerek. In einem Rum, der als Lagerstätte genutzt wurde, entdecke sie zum Beispiel „sehr, sehr schöne Spiegel.“

Eines der markantesten Wahrzeichen ist der Dom. Zwischen 1236 und 1491 erbaut, hat das Gebäude einige Wandel überstanden – politisch wie gesellschaftlich. So feierten hier, ab 1591, nach der Einführung Reformation, katholische und protestantische Domherren gemeinsam Gottesdienste. Während des Zweiten Weltkriegs richteten Bomben schwere Schäden an dem Gotteshaus an.

Noch schlimmer traf es das Rathaus. Beim Bombenangriff am 8. April 1945 wurde es so stark zerstört, dass es in den folgenden Jahren abgetragen werden musste. Der Neubau wurde von 1996 bis 1998 am Originalstandort errichtet. Reste des ursprünglichen Baus sind im Keller des neuen zu sehen. Pippa Koszerek nennt sie die „verlorene Architektur der Stadt“. An diesem Ort findet die Vernissage der MKH am morgigen Freitag, 31. August, ab 16 Uhr statt. Anschließend führt die Kuratorin Besucher zu den Ausstellungsorten.

Zu ihnen gehört auch der Bahnhof. Wie kaum ein anderes Gebäude symbolisiert er als Ankunfts- und Abfahrtsort Veränderung. Auch dieser, Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Bau, wurde im Krieg beschädigt. Zu DDR-Zeiten verdeckte eine Alumniumverkleidung diese Schäden. Erst nach der politischen Wende wurde die Fassade saniert.

Die MKH findet von Freitag, 31. Ausgust, bis Sonnabend, 29. September, statt.