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Volksstimme-Gespräch mit Markus Latz, der das größte Geldinstitut der Region führt Bankchef: Mein Herz schlägt für den Landkreis

26.01.2013, 01:18

Seit dem 1. Januar ist Markus Latz Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Börde Oschersleben. Mit dem 39-Jährigen sprach Volksstimme-Redakteur Mathias Müller über dessen Vorstellungen von der Arbeit in der neuen Wirkungsstätte.

"Die Kreissparkasse steht auf sicheren Füßen und ist für die Zukunft gut aufgestellt"

Volksstimme: Sie bauen ein Haus in Wanzleben. Wann ziehen Sie und Ihre Familie in den Landkreis Börde?

Markus Latz: Ich wohne momentan schon im Landkreis, ich wohne in Haldensleben in einer Übergangswohnung und pendele zweimal in der Woche. Geplant ist, dass wir in unser Haus in Wanzleben im Mai oder Juni einziehen. Meine älteste Tochter wird dann in Wanzleben auch eingeschult. Der Landkreis hat dann nicht nur einen Einwohner mehr, sondern mit meiner Frau und meinen drei Kindern fünf.

Volksstimme: Welche Situation haben Sie in der Kreissparkasse Börde vorgefunden, als Sie hier ankamen?

Markus Latz: Die Kreissparkasse steht auf sicheren Füßen und ist für die Zukunft gut aufgestellt. Das ist eine gute Ausgangssituation. Es ist schon etwas Besonderes, dass eine Sparkasse so gut positioniert ist. Trotz allem kommt es darauf an, die vielfältigen Herausforderungen, die in der Zukunft auf uns zukommen, zu meistern. Das sind zum Beispiel die rechtlichen Veränderungen, die im Zuge der Finanzkrise auf die Kreditinstitute zukommen. Dabei die Sparkasse so auszurichten, um das Niveau, das wir momentan haben, auch in der Zukunft zu erreichen, ist eine große Aufgabe, auf die ich mich auch freue.

Volksstimme: Haben Kunden und Mitarbeiter unter Ihrer Führung mit Veränderungen zu rechnen?

Markus Latz: Veränderungen wird es sicherlich geben. Aber es ist nicht so, dass sie mit einem großen Gongschlag eingeführt werden. Der Kunde wird die Veränderungen im Vorstand gar nicht spüren. Er hat seine gewohnten Ansprechpartner in der Geschäftsstelle, seine gewohnten Kundenberater, zu denen er seine Beziehungen schon seit Jahren aufgebaut hat. Da ist es mein Ziel, dass diese Beziehungen auch weiterhin so gepflegt werden.

Volksstimme: Sie sagten in Ihrer Antrittsrede, der Kunde ist die größte Herausforderung. Wie wollen Sie diese Herausforderung meistern?

Markus Latz: Herausforderung dahin gehend, dass wir einfach eine Veränderung in der Kundenmentalität haben. So ist zum Beispiel durch die Direktbanken die Konkurrenzsituation im Landkreis eine andere als früher. Heute ist der Kunde wesentlich informierter, nicht zuletzt durch das Internet, was nicht schlecht ist. Es gilt dann natürlich darzustellen, dass der Kunde auch zu uns kommt. Es gilt, den Beratungsansatz stärker hervorzuheben und die Vorteile herauszustellen. Es ist relativ einfach, im Internet einen Vertrag abzuschließen, aber die Beratung ist dann eben nicht vor Ort. Die Erfahrung, die wir als Sparkassenmitarbeiter machen, ist, dass der Kunde die Beratung wünscht. Von diesem Punkt wird er sich nie verabschieden, denn es gilt immer, individuelle Lösungen für den Kunden zu suchen.

Volksstimme: Der Landkreis Börde ist der wirtschaftlich stärkste in Sachsen-Anhalt. Die Oschersleber Region gehört darin zu den schwächsten. Gibt es da Ansätze der Sparkasse, das zu ändern?

"Es ist unser öffentlicher Auftrag, unsere Region in vielerlei Hinsicht zu fördern"

Markus Latz: Natürlich haben wir das Angebot an Mittelständler, an Privatkunden und auch an Firmenkunden, dass wir Existenzgründungen und Firmengründungen finanzieren, wenn der Kreditbedarf besteht. Insofern ist das schon ein Anstoß, die Wirtschaftskraft in einer Region und im gesamten Landkreis weiterzuentwickeln. Wir haben keine besonderen Beschränkungen, in einer schwächeren Region nicht aktiv zu werden. Das ist nicht das Thema. Das Thema ist, ob die Investition in sich selbst schlüssig und stimmig ist, dann begleiten wir sie auch. Ich bin ja zuständig für den gesamten Landkreis und habe damit keine Lieblingsregion oder Lieblingsstadt. Mein Herz schlägt für die Kreissparkasse Börde und damit auch für den Landkreis Börde. Da schauen wir natürlich, was wir für den gesamten Landkreis tun können.

Volksstimme: Die Sparkasse ist ja ein öffentlich-rechtliches Unternehmen. Was wünschen Sie sich von der Politik?

Markus Latz: Sparkassen und Kreditinstituten den Freiraum zu geben, dass sie auch weiterhin die Bankgeschäfte in gewohnter Qualität darbieten können. Wir bekommen ja als negative Begleiterscheinung aus der Bankenkrise einige rechtliche Ketten angelegt. Stichwort Basel III mit der Verschärfung des Eigenkapitals, was an sich auch stimmig und schlüssig ist. Denn wenn alle vor die gleichen Voraussetzungen gestellt werden, dann trägt das zur Stabilität des Systems bei. Wichtig ist allerdings, dass das für alle gilt.

Volksstimme: Sparkassen sind ja dem Allgemeinwohl verpflichtet. Was bedeutet das 2013 für die Kreissparkasse Börde?

Markus Latz: Es ist ja unser öffentlicher Auftrag, nicht nur nach Gewinnmaximierung zu streben, sondern unsere Region in vielerlei Hinsicht zu fördern. Dazu gehören Sponsoring auch in Form von Spenden, sei es für Sportvereine oder kulturelle Veranstaltungen und soziale Einrichtungen. Wir hatten im letzten Jahr ein Spenden- und Sponsoringvolumen von knapp einer halben Million Euro. Unser Ziel und unser Auftrag ist es, dieses natürlich auch im Jahr 2013 fortzuführen. Wir werden daran arbeiten, dass wir das auch weiterhin so gewährleisten können.

Volksstimme: Welche Rolle spielt dabei die Stiftung der Kreissparkasse Börde?

Markus Latz: Die Stiftung ist ein Teil davon. Es kommt ein Teil aus der Stiftung und es kommt ein Teil direkt von der Kreissparkasse. Dann haben wir ja noch das PS-Sparen, bei dem wir aus dem Zweckertrag auch noch Mittel ausschütten. Alle Töpfe ergeben diesen Betrag von knapp einer halben Million Euro.

Volksstimme: Wo steht die Kreissparkasse Börde Ihrer Meinung nach in zehn Jahren?

Markus Latz: Weiterhin auf soliden Füßen, so dass wir weiterhin nach der Devise arbeiten können, Geschäfte in der Region und für die Region machen zu können. Dass wir für die Bürgerinnen und Bürger der Finanzdienstleister Nummer eins sind und Partner der Wirtschaft im Landkreis Börde.

Volksstimme: Welchen Hobbys gehen Sie in Ihrer Freizeit nach?

Markus Latz: In der Freizeit steht natürlich die Familie an erster Stelle. Drei Kinder fordern einen schon, da will jeder bespielt und bespaßt werden. Ansonsten stehen Haus und Garten im Vordergrund. Das ist eine Arbeit, bei der man sich richtig schön entspannen kann. Joggen und Radfahren kommen dazu, auch bin ich an Geschichte interessiert. Es ist keine Ausgrabungsstätte vor mir sicher.

"Wir können uns vorstellen, hier auch in den Ruhestand zu gehen"

Volksstimme: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat gesagt, nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Bundeskanzlerin. Verdienen Sie mehr als Frau Merkel?

Markus Latz: Unabhängig von der Positionen, ob Bundeskanzlerin, Sparkassenvorstand oder Geschäftsführer eines Unternehmens, denke ich, sollte jeder das Geld verdienen, das er auch verdient. Insofern stellt sich jetzt die Frage, ob das, was eine Frau Merkel verdient, vielleicht zu wenig ist? So ist Aussage von Peer Steinbrück in den Medien ja auch interpretiert worden.

Volksstimme: Sie hatten ja etliche berufliche Stationen. Wie ist Ihre Lebensplanung, wie lange wollen Sie hier im Landkreis Börde bleiben?

Markus Latz: Es ist nicht so geplant, dass wir hier eine zeitliche Frist ablaufen lassen wie mit einem Countdown-Zähler. Meine Frau und ich haben jetzt keine weiteren Veränderungen geplant. Wir können uns vorstellen, hier ganz normal zu arbeiten und hier auch in den Ruhestand zu gehen. Dafür haben wir uns ja auch eine schöne Region ausgesucht.

Volksstimme: Herr Latz, vielen Dank für das Gespräch.