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Baustelle Edles Metall für Dach vom Dom

Der Halberstädter Dom ist eine Dauerbaustelle. Derzeit wird die komplizierte Konstruktion an der Westfassade erneuert.

Von Sabine Scholz 14.03.2019, 00:01

Halberstadt l Es regnet durch. Seit mehr als 20 Jahren. Nun endlich geht es der Ursache für Feuchteschäden im Mittelbau des Westwerks an den Kragen. Warum es so lange gedauert hat, hat einen einfachen Grund, wie von Dombaumeister Volker Lind zu erfahren ist. „Wir haben schon Mitte der 1990er Jahre festgestellt, dass das Zwischendach am Westbau gemacht werden muss. Aber schon damals war uns klar, dass das erst sinnvoll ist, wenn die Turmdächer saniert sind. Wenn da von oben was herunterfällt, war die Arbeit weiter unten umsonst.“
Es ist zwar mittlerweile viel Zeit ins Land gegangen, aber im Inneren des Westbaus wurde schon vieles saniert. So wurden in den 1990er Jahren die Eisenbetondecken in den Türmen, die durch die eindringende Feuchtigkeit einsturzgefährdet waren, durch Stahlbetondecken ersetzt. Im Mittelbau zwischen den Türmen wurde eine neue Holzbalkendecke eingezogen.
Nun, nachdem die beiden Türme wieder ihre Kupferhaube haben – so wie sie sie nach dem Umbau der Türme 1892 schon einmal trugen – ist das Zwischendach an der Reihe. Es wird auch eine Kupferdeckung bekommen, aber im Gegensatz zu den Turmhelmen muss hier der komplette Dachstuhl erneuert werden. „Die Konstruktion ist kompliziert“, erklärt Volker Lind, „hier sind zwei Satteldächer ineinandergeschoben, mit vielen Wandanschlüssen und Kehlrinnen. Die wurden in den 1960er Jahren, als die Dächer das letzte Mal überarbeitet worden sind, nicht verblecht, sondern mit Schiefer ausgelegt.“
Damit sind die Kehlen nicht wirklich abgedichtet. Wegen der geringen Neigung und der komplizierten Dachanbindungen blieb in den Wintern der Schnee lange auf dem Dach liegen, das Wasser sammelte sich in den Kehlen und „suppte langsam durch“, wie Lind sagt. Die Folge: eine total marode Dachkonstruktion. „Nicht nur die Schalung ist hin, auch alle Balken müssen erneuert werden.“ Die Nässe hat über die Jahrzehnte zu Braunfäule, Würfelbruch und Pilzbefall geführt, wie ein Holzschutzgutachten bestätigt. Da ist nichts mehr zu retten. „Zum Glück haben wir aber keinen Hausschwammbefall“, sagt der Dombaumeister hörbar erleichtert.
Weil das Dach als Konstruktion an sich funktioniert hat, wird es nun detailgetreu nachgearbeitet. „Wir haben eine exaktes Aufmaß anfertigen lassen, das wiederum die Grundlage für den Nachbau des Dachstuhls lieferte“, erklärt Lind. So konnten die benötigten Hölzer bestellt und der neue Dachstuhl als exakte Replik des alten hergestellt werden.
Wenn in der letzten Märzwoche das alte Dach abgedeckt wird, werden die alten Dachsparren entfernt und Anfang April soll der neue Dachstuhl aufgerichtet werden, auf die neue Dachschalung kommt dann die Eindeckung mit Kupferblech. Eine Ausnahme bildet der Walm, der das Zwischendach an das Hauptdach anschließt. Weil so ein Walm auch an der Ostseite des Domdaches zu finden ist, wird er, um die Symmetrie zu erhalten, im Westen wieder mit Schiefer eingedeckt.
Rund 150.000 Euro wird die Sanierung des Zwischendachs kosten, wie von Ralf Lindemann zu erfahren ist. Als Baudirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt liegt auch die Sanierung des Halberstädter Doms in seinen Händen. Die Kulturstiftung bezahlt die Arbeiten.
Die Gerüstbauer werden noch eine Weile zu tun haben. „Die Zimmerleute brauchen eine Plattform, auf der sie die Balken lagern können“, erklärt Volker Lind, der die Arbeiten vor Ort betreut. Wie schon bei den Turmdächern arbeiten Fachleute aus dem thüringischen Nordhausen an der Dachdeckung, sie haben die erforderliche Erfahrung im Umgang mit großen Kupferblech-Deckungen. Die Holzarbeiten erledigen die Werkstätten für Denkmalpflege Quedlinburg, die schon die Zwischenpodeste in den Türmen angefertigt hatten. Im April, so schätzt Lind, werden die eigentlichen Dacharbeiten beginnen. Der Dombaumeister rechnet mit zwei bis drei Monaten Bauzeit. Und weil es bei der Neudeckung der Türme viele Anfragen gab, ob man nicht trotzdem das Westportal als Eingang nutzen könne, ist die Baustelleneinrichtung diesmal so angelegt, dass man den Westeingang erreichen kann.