Abschaltung und weitere Pläne sorgen bei den Volksstimme-Lesern größtenteils für Empörung Bei Ampel-Aus sehen die Halberstädter rot
Die Halberstädter sehen rot. Eine Welle der Kritik löste gestern der Volksstimme-Bericht zur Abschaltung von Ampelanlagen in der Stadt Halberstadt aus. In der Lokalredaktion klingelten sich die Telefone heiß. Trotz aller Sparzwänge verstehen viele Bürger diesen Kurs der Stadtverwaltung nicht.
Halberstadt (je/im/tj/cs) l Trotz aller Sparzwänge verstehen viele Halberstädter die Rotstiftpolitik bei den Ampeln nicht. Erst recht nicht, wenn es sich um Lichtsignalanlagen handelt, die an vielbefahrenen Straßen für alle Verkehrsteilnehmer Sicherheit schaffen.
Hagen Becker, der im Wohngebiet Über der Schlagmühle zuhause ist, gibt zu bedenken, ob die Stadt Halberstadt überhaupt berechtigt ist, die Ampel in der Braunschweiger Straße/Ecke Sternstraße vom Netz zu nehmen. "Die Ampel steht an einer Bundesstraße, darf die Stadt dort überhaupt eine Lichtsignalanlage abstellen? Ich glaube, die Kommune hat kein Mitspracherecht", sagt er. Außerdem sei es eine Frechheit, überhaupt mit dem Gedanken zu spielen. "Die Bewohner des Wohngebietes haben für die Errichtung dieser Ampel gekämpft, weil viele Kinder auf ihrem Weg zur und von der Schule dort die vielbefahrene B 79 überqueren müssen. Gibt es die Ampel nicht mehr, werden die Schulkinder einer großen Gefahr ausgesetzt. Die Ampel muss bleiben", fordert der Halberstädter.
"Einfach abschalten funktioniert nicht", sagt Cornelia Ziemann. "Wenn diese Ampeln vom Netz sollen, muss Ersatz her, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleisten zu können. Zum Beispiel Zebrastreifen. Die Kraftfahrer wissen dann, dass sie aufpassen müssen, und die Fußgänger, dass sie eine sichere Stelle zum Überqueren der Straße haben." Die Ampel in der Hans-Neupert-Straße sei eine wichtige. "Dort befinden sich zwei Schulen, die Schüler müssen sicher über die Straße gehen können."
Kein Verständnis zeigt auch Klaus Schütze. Der Halberstädter: "Wenn ich bedenke, dass im Ortsteil Aspenstedt auf 200 Meter Entfernung zwei Ampeln geschaltet sind, dann sollte man doch dort mal eine Reduzierung prüfen." Den Sparzwang verstehe er ja, nur müsse zunächst geschaut werden, wo die Prioritäten zu setzen sind.
"Die Ampel gibt alten Menschen und Kindern Sicherheit", ist auch Peter Nitschke aus Halberstadt empört über die drohende Abschaltung. Er fragt: "Wenn sie aus bleibt, wird dann eine 30-er Zone eingerichtet?" Falls nicht, befürchte er "gibt es ein Chaos, wenn da die Autos durchfeuern".
"Da habe ich echt was dagegen", entrüstet sich Hannelore Festerling. Die Halberstädterin: "Ich fahre nicht mehr mit dem Fahrrad in die Stadt, aus Angst vor den Autos." Gerade an dieser Stelle müsse die Anlage deshalb erhalten bleiben. Stattdessen finde sie Ampeln, wie zum Beispiel in der Neupertstraße, entbehrlich.
"Das ist eine Zumutung, dass sich ein Oberbürgermeister der Linken und die Stadtverwaltung zu so etwas hergeben", ärgert sich Hans Pust. Anderswo, wie unter anderem bei der Verschwenkung der Bleichstraße, werde seiner Ansicht nach "das Geld zum Fenster herausgeworfen".
Eine gänzlich andere Auffassung vertritt hingegen Erwin Schröder. Der Langensteiner: "Die Stadt könnte noch mehr sparen, wenn sie außer an Bundesstraßen alle Ampeln wegnimmt." Denn sie seien aus seiner Sicht nur "eine Behinderung".
Als überflüssig erachtet Ursula Raczynski die Ampel am ehemaligen "Haus des Friedens", in der Friedrich-Ebert Straße, Ecke Erich-Weinert Straße. "Die Ampel steht meistens auf Rot und die Leute schimpfen, weil sie dort so lange stehen müssen. Die könnte mal abgeschaltet werden", sagt die Halberstädterin.
"Da wird an der völlig falschen Stelle gespart", empört sich Rosemarie Lauenstein. Ihrer Meinung nach gebe es ganz andere Möglichkeiten für die Stadtverwaltung, Geld zu sparen. "Ich denke da zum Beispiel an die nächtliche Anstrahlung von Dom und der Martinikirche oder auch des Turms auf dem Gericht. Da könnte man richtig viel Geld einsparen", so die Halberstädterin.