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Kundin bemängelt Preisdifferenzen bei Stadtwerken zwischen der Kernstadt und den jungen Ortsteilen Beim Strom dauert das Zusammenwachsen länger

Von Dennis Lotzmann 15.02.2013, 02:17

Halberstadt/Aspenstedt l Ursula Jürschick ist ebenso verwundert wie sprachlos: "Ich denke, das ist jetzt alles eine große Stadt", sagt die Magdeburgerin schulterzuckend. Um so mehr irritiere sie, dass die Halberstadtwerke im eigentlichen Stadtgebiet der Kreisstadt beim identischen Tarif andere Preisoptionen offerieren als im Ortsteil Aspenstedt. Was auf den ersten Blick Kunden erster und zweiter Klasse vermuten lässt, bekommt spätestens beim zweiten eine plausible Erklärung: Die unterschiedlichen Netzkonzessionen in Kernstadt und Ortsteilen sorgen für preisliche Differenzen. Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Frühestens 2022 können Halberstadt und die fünf jungen Ortsteile auch auf dem Stromsektor zusammenwachsen.

Verwunderung über Differenz

Ursula Jürschick hatte sich auf die Suche gemacht, um für Verwandte in Aspenstedt einen günstigen Stromtarif zu finden. Bei ihren Recherchen hat sie jene preislichen Differenzen entdeckt: Während der Strom im Joker-Tarif in der Kernstadt mit 26,51 Cent je Kilowattstunde berechnet werde, schlage die Kilowattstunde in Aspenstedt mit 28,44 Cent zu Buche. "Das empfinde ich innerhalb einer Stadt als vollkommen ungerecht", kritisierte sie am Lesertelefon der Volksstimme.

Ursache für die Differenz bei der Verbrauchsgebühr sind die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse beim Leitungsnetz. Während in der Kernstadt die gesamte Infrastruktur den Halberstadtwerken gehört, hat in den fünf jungen Ortsteilen der Versorger E.on-Avacon die sogenannte Netzkonzession.

Jene Konzession im öffentlichen Bereich wird von den Kommunen in gewissen Abständen öffentlich ausgeschrieben und anschließend längerfristig vergeben. Wie lange, macht die Auskunft von Ralph Montag von E.on-Avacon deutlich: "Wir haben mit Langenstein und Mahndorf, Athenstedt und Aspenstedt sowie Ströbeck und Sargstedt Konzessionsverträge bis ins Jahr 2022." Zumindest so lange dürfte es bei den preislichen Differenzen bleiben.

E.on-Avacon mit klarem Ziel

Der Grund dafür ist einfach: E.on-Avacon muss nach der Marktliberalisierung auch die Energie anderer Anbieter durch sein Netz zu den Endkunden leiten. Dafür kassiert E.on-Avacon ein Netzentgelt, das der Ursprungslieferant - im konkreten Fall die Halberstadtwerke - auf den Preis aufschlägt. Bei Ursula Jürschick sind es unterm Strich 1,93 Cent Mehrkosten pro Kilowattstunde.

Die Magdeburgerin und ihre Verwandten können zumindest in den nächsten Jahren für sich nur entscheiden, diesen Aufpreis zu akzeptieren oder aber einen anderen Stromanbieter zu wählen. Was nach dem Ablauf der jetzigen Konzessionsverträge passiert, bleibt indes abzuwarten. "Wir haben fest vor, uns dann wieder zu bewerben", kündigt E.on-Avacon-Sprecher Ralph Montag an. Gleiches ist in knapp zehn Jahren aber auch von den Halberstadtwerken zu erwarten.

Letztere haben übrigens im vorigen Jahr die Stromnetze in Klein Quenstedt und Emersleben übernommen. Und damit sind zumindest die Kernstadt und jene beiden Ortsteile preismäßig zusammengewachsen.