Kartenlegerin Blick in Halberstadts Zukunft
Was erwartet Halberstadt 2018? Madlin Thum wagt einen Blick in die Karten. Und die sind vielversprechend, sagt sie.
Halberstadt l Hausbesuch bei einer Kartenlegerin: Wer eine schrullige Frau in einem mystischen Ambiente erwartet, wird bei Madlin Thum enttäuscht. Eine fröhliche junge Frau öffnet die Tür zu einer hellen, modern eingerichteten Wohnung. Statt Hellseher-Kugeln und okkulten Dingen bekommt der Besucher Familienfotos und Spielzeug zu Gesicht. „Glaskugeln und ähnliches sind Schwachsinn. Ich bin ein rationaler Mensch und glaube nicht an so etwas“, sagt sie bestimmt. „Nur an die Macht der Karten, an die glaube ich.“
Das Kartenlegen liegt in der Familie. Schon Madlin Thums Großmutter, Sonny Thum, hat sich damit einen Namen in Halberstadt gemacht. Madlin wiederum hat es von ihrer Großmutter. „Es überspringt wohl eine Generation“, sagt die 26-Jährige. Viele Familienmitglieder haben sich beim Lesen der Karten versucht – und sind gescheitert. „Ich denke, man kann das nicht lernen. Es reicht auf jeden Fall nicht, sich Karten und ein Buch zu kaufen und loszulegen.“
Die weiße Magie, wie sie es nennt, sei mit Verantwortung und Feingefühl verbunden, die sie oft bei TV-Hellsehern und Co. vermisst. Immerhin wenden sich Menschen an sie, die Rat suchen – oft in schwierigen Lebenssituationen. Krankheiten, Liebeskummer, Gerichtstermine, unerfüllter Kinderwunsch – die Bandbreite ist groß. „Ich bin immer ehrlich – auch wenn es im ersten Moment nicht gut ankommt.“ Mit einer Ausnahme: „Wenn ich etwas Schlimmes sehe, zum Beispiel eine schwere Krankheit, sage ich das nicht direkt, sondern versuche es nett zu verpacken.“ So, wie es auch ihre Großmutter handhabt.
„Wir haben eine besondere Verbindung und sind uns sehr ähnlich“, sagt Madlin Thum. Als sie 16 Jahre alt war, drückte ihr die Großmutter Karten in die Hand, um sich selbst auszuprobieren. Keine Tarot-Karten, sondern ein Skatblatt. Die Bedeutung der einzelnen Karten hat ihr die Großmutter erläutert.
Zunächst sagte Madlin Thum ihren Freundinnen die Zukunft voraus. Wie viel von dem tatsächlich eingetroffen ist, habe sie selbst überrascht. Auf rund 80 Prozent schätzt sie die Erfolgsquote. Das überzeuge auch Skeptiker. Zu denen zählte anfangs sogar ihr Mann, den sie 2016 im Halberstädter Dom heiratete. „Aber mittlerweile glaubt er daran und lässt sich von mir die Karten legen.“
Die junge Mutter schaut nicht nur in die nähere Zukunft – drei bis vier Jahre kann sie einschätzen – sondern in die Vergangenheit und Gegenwart der Menschen, die zu ihr kommen. Rund 15 Minuten spricht die Kartenlegerin über das, was sie sieht, bevor die Besucher konkrete Fragen zu einzelnen Aspekten stellen. „Manche Stammkunden kommen auch, um nur Fragen zu einer speziellen Situation stellen.“ Oder jetzt, zum Jahreswechsel, weil sie neugierig sind, was sie im neuen Jahr erwartet.
Sie empfiehlt ihren Kunden, sich nicht zu häufig die Karten legen zu lassen. „Das kann zur Sucht werden, wenn man eh psychisch angeschlagen ist.“ Sie rät dann, sich professionelle Hilfe zu holen. Karten können keine Rettungsanker sein, sondern „nur Wegweiser“. Egal, wie das Blatt ausfällt, solle man seine Gedanken und Wünsche nicht ignorieren. „Es wird sich eh so fügen, wie es die Karten sagen“, sagt die 26-Jährige.
Momentan ist die dreifache Mutter in Elternzeit. Kunden können sie trotzdem via Handy und Internet erreichen. Die Karten legt sie im Haus ihrer Großmutter in der Südstraße. „Ich bin gerade auf der Suche nach einem kleinen Geschäft“, berichtet sie. Der Laden, den sie bis vor Kurzem in der Bakenstraße betrieben hatte, sei ihr zu groß gewesen.
Und sie sucht einen Halbtagsjob als Bürokauffrau. „Das Kartenlegen soll ein Hobby bleiben und Spaß machen, das geht nicht, wenn ich davon leben muss“, berichtet sie. Spaß bereitet es ihr nicht nur, die Zukunft von Personen zu deuten. Auch für Halberstadt wagt Madlin Thum ein paar Prognosen:
2018 wird für Halberstadt in Sachen Finanzen sehr positiv, sagt sie erfreut. Der Haushalt bleibt stabil. „Aber es kommt eine große Ausgabe auf die Stadt zu, für ein Projekt, das mit Reisen verbunden ist. Es hat auf jeden Fall etwas mit Kindern zu tun.“ Dafür spräche das Eichelblatt und die Glückskarte, die sie aufgedeckt hat. Wahrscheinlich werde für das Projekt mit anderen Städten zusammengearbeitet.
Während eine große Ausgabe für Kinder ansteht, sagen die Karten nichts über Investitionen für Jugendliche. „Leider“, sagt Madlin Thum. Eine Disco oder Bar sei nicht in Planung. „Zumindest nicht etwas, in das die Stadt irgendwie involviert ist.“
Auch das ehemalige Klubhaus bleibe ein heikles Thema – obwohl es Pläne gebe. „Das Vorhaben ist sehr kostenintensiv. Nächstes Jahr wird das nichts werden. Es werden sich zwei Männer an das Projekt herantrauen. Aber erst später.“
Dafür wird es wieder ein Altstadtfest geben. „Es findet statt“, sagt die Halberstädterin nach einem Blick auf das Skatblatt. „Es setzt sich jemand sehr dafür ein und die Organisatoren geben sich viel Mühe.“ Dennoch sei die Skepsis der Bürger hoch. „Es hat Potenzial – je mehr hingehen, desto besser wird es.“
Und die Halberstädter dürfen sich auf viele Touristen freuen. „Nicht unbedingt schon nächstes Jahr, aber bald wird es archäologische Funde geben, die von besonderer Bedeutung sind.“ Das zeigen ihre beiden Glückskarten. „Die Funde locken viele Touristen und Halberstadt wird bekannter.“
Auch Berühmtheiten bleibt die Domstadt im Harz nicht unbekannt. Ein Mann und eine Frau werden in etwa zwei Jahren einen Kurzurlaub hier verbringen. Viel Geld spiele eine Rolle und eine Reise über Wasser. „Vielleicht kommt das Paar aus dem Ausland und es geht um einen Filmdreh.“