Bürgermeister hofft auf neues Landesprogramm, das 2012 starten soll - Finanzminister macht leise Hoffnungen Bringt "Stark III" für Harsleben den Durchbruch?
Die Vorharz-Gemeinde Harsleben und ihre scheinbar unendliche Geschichte rund um den Neubau einer Kindertagesstätte. Seit Jahren wird dafür gekämpft - bislang ohne Erfolg. Nun skizziert Finanzminister Jens Bullerjahn neue Chancen.
Harsleben l Die Gemeinde Harsleben bemüht sich seit langem um eine Landesförderung, um einen Ersatzbau für ihre örtliche Kindertagesstätte hochzuziehen. Das Fachwerkhaus in der Otto-Bethmann-Straße muss dringend saniert werden - insbesondere um die Auflagen in Sachen Brandschutz zu erfüllen.
Und nicht nur in dieser Hinsicht ist die Immobilie defizitär. Zwar erfolgten in den vielen Jahren der Nutzung immer und immer wieder Erweiterungen und Sanierungen - gleichwohl war dies stets nur Stückwerk, mit dem das eigentliche Dilemma nicht überwunden werden konnte. So kann selbst die liebevollste Innengestaltung, die jüngst dank einer konzertierten Maleraktion einen Sprung nach vorn machte, nicht über die Defizite hinwegtäuschen: Alte Treppen, betagte Sanitäranlagen und Höhenunterschiede zwischen den verschiedenen Anbauten sind die augenscheinlichsten Mängel auf der langen Liste.
Deshalb plädieren Fachleute schon seit langem für einen Neubau. Dessen geschätzte Kosten dürften nach Ansicht von Experten niedriger sein als die grundhafte Sanierung des vorhandenen Hauses. Obendrein wäre ein solcher Neubau der "Wurf" schlechthin, weil dieses Gebäude in jeglicher Hinsicht dem heutigen Stand entsprechen würde. Eine teure Totalsanierung hingegen würde aus dem Haus in der Otto-Bethmann-Straße längst keinen Neubau machen. Obendrein wäre eine solche Sanierung über viele Monate mit Einschränkungen und baulichen Belastungen verbunden.
"Das Kombinationsprojekt liegt im Moment tiefgefroren in der Kühlzelle"
Bürgermeister Holger Bauermeister
Aus diesem Grund plädieren Bürgermeister Holger Bauermeister und die Mitglieder im Gemeinderat seit Jahren für einen Neubau. Zunächst war die Kombination mit einem Seniorenzentrum auf dem Areal von Ohnesorgswiese unweit der B 79 ein heißer Favorit. Allerdings spricht längst niemand mehr von diesem Kombi-Projekt. Weil ein Kita-Neubau bislang nicht vom Land gefördert wird und die Verbandsgemeinde das Vorhaben nicht allein stemmen will, ist diese Idee quasi vom Tisch - "dieses Kombinationsprojekt liegt im Moment tiefgefroren in der Kühlzelle", bringt es Bauermeister aus seiner Sicht auf den Punkt. Damit einhergehend ist es auch um das geplante Seniorenzentrum, das die Kommune an dieser Stelle weiterhin als Einzelprojekt anstrebt, vergleichsweise ruhig geworden.
Nunmehr favorisieren Bauermeister und die Räte einen Kita-Ersatzbau auf dem Gelände der Grundschule. Doch auch hierfür steht die Ampel bislang nicht auf Grün. Die Harsleber haben zwar längst konkrete Planungen, drehen sich gleichwohl aber im Kreis, weil die nötigen finanziellen Mittel fehlen: Innerhalb der Verbandsgemeinde Vorharz wird die Kreditaufnahme zur alleinigen Finanzierung eines solchen Projektes von den Vertretern der Mitgliedsgemeinden mehrheitlich abgelehnt. Und beim Land hatte Harsleben bislang kein Glück, um von Fördermittelprogrammen zu profitieren.
Das könnte sich nun womöglich im nächsten Jahr ändern, signalisierte Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) in dieser Woche bei einem Besuch in der Huy-Gemeinde Dingelstedt: Das Land Sachsen-Anhalt bereite für 2012 die Umsetzung eines EU-Förderprogramms zur Verbesserung der Ganztagsbetreuung von Kindern in Einrichtungen vor. Bei "Stark III" seien, so der SPD-Landespolitiker bei seinem Besuch im Huy, Millionen-Investitionen vor allem für die energetische Sanierung von Kitas und Schulen geplant.
Auf Nachfrage der Volksstimme erklärte Bullerjahn, dass es grundsätzlich aber auch möglich sei, mit Hilfe von Mitteln aus diesem Förderprogramm Ersatzneubauten zu finanzieren, wenn dies unterm Strich finanziell günstiger sei als die Sanierung von Altbauten.
SPD-Mann Bullerjahn hatte sich vor einiger Zeit in Harsleben und Wegeleben bei Gesprächsrunden im Detail mit den Problemen der Kommunalfinanzen befasst. Auch das konkrete Vorhaben rund um die Kita Harsleben wurde ihm dabei geschildert. Jetzt könnte sich ab 2012 ein Lösungsansatz ergeben, zumal das Land auch für die nötigen kommunalen Eigenanteile einen Weg über die Investitionsbank Sachsen-Anhalt plant, um die Antragsteller zu unterstützen.
Bürgermeister Holger Bauermeister nimmt diese Signale erfreut zur Kenntnis. Gleichwohl bleibt er nach zahlreichen Förderprogrammen und den dabei geweckten und letztlich doch stets unerfüllt gebliebenen Hoffnungen nun ganz der Realist. "Wir hoffen und müssen abwarten." Sicher sei nur, dass die Zeit in Harsleben dränge, weil Brandschutz- und Bauauflagen realisiert werden müssen. Doch wer investiert schon in eine "Ruine", wenn der Ersatz-Neubau immer wieder so greifbar nahe scheint?