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Corona Bundeswehreinsatz in der Zast

Soldaten bauen in der Zentralen Asylbewerberunterkunft des Landes in Halberstadt ein Kontrollnetz auf. Ziel: Eindämmung des Coronavirus.

Von Jörg Endries 22.05.2020, 01:01

Halberstadt l Bundeswehrsoldaten erhielten den Befehl zum Einsatz in Halberstadt. Nicht mit der Waffe in der Hand, sondern für einen humanitären zivilen Einsatz in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast). Sie kämpfen gegen das Coronavirus und dessen Verbreitung. Zum Einsatz kommt ein Antikörpertest sowie das bekannte Abstrichverfahren. Das letztgenannte Verfahren dient zur Feststellung von Neuinfektionen. Mit dem Antikörpertest stellt man fest, ob bereits Resistenzen gegen das Virus ent­wickelt wurden, erklärt Oberfeldarzt Ronald Ezold, Kommandeur des Sanitätsregiments 1 aus Weißenfels und Chef der Kontrolleinheit in Halberstadt.

Selbst mit Aufhebung der Quarantäne in der Zast am 4. Mai endete der Bundeswehreinsatz nicht. Es wird weiter intensiv getestet. Allein in der Zeit vom 14. bis 20. Mai über 300 Mal. Am Mittwoch, 20. Mai, seien es allein 65 Tests gewesen. Ergebnis Stand Mittwoch: Bislang keine neuen Neuinfektionen. „Wir schützen die Bewohner der Zast, die Mitarbeiter der Einrichtung und natürlich die Bewohner Halberstadts und der Region mit unserer Arbeit“, betont Oberfeldarzt Ronald Ezold.

Hinter den Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsregiments 1 aus Weißenfels und des Panzer­pionierbataillons 803 aus Havelberg, die in der Harzkreisstadt eingesetzt sind, liegen anstrengende Wochen. Seit dem 17. April befinden sie sich in der Zast Halberstadt auf dieser besonderen Mission. Als vorläufiges Ende ist der 19. Juni festgesetzt. Ab dann sollen Malteser und Johanniter das Testen fortsetzen. Derzeit werden sie auf diese Aufgabe vorbereitet.

„Unser Einsatz ist erfolgreich“, bestätigt Oberfeldarzt Ronald Ezold. Anfangs schossen die Infektionszahlen in die Höhe. Plötzlich gab es über 100 Infizierte. Mit Stand gestern seien es seit Ausbruch der ­Epidemie 136 gewesen. Die Zast musste unter Quarantäne gestellt werden. Die Betroffenen und deren Kontaktpersonen habe man sofort isoliert und das Testnetz weiter ausgebaut. Dann ging die Zahl der Infizierten auf 40 zurück. Mittlerweile seien seit längerer Zeit keine neuen Coronafälle entdeckt worden, so der ­Oberfeldarzt. Das sei ein Erfolg des engmaschigen Testsystems, an dem man auch mit Aufhebung der Quarantäne festhält.

Vier Teams testen derzeit zweimal in der Woche die Bewohner der Zast. Anfangs geschah dies alle zwei Tage. Mit Aufhebung der Quarantäne erfolgt das Testen nicht mehr unter Zwang, sondern freiwillig, erklärt der Oberfeldarzt. „Die Flüchtlinge unterstützen uns dabei sehr gut. Ein Vertrauensbeweis uns gegenüber. Sie wissen, dass wir für sie da sind.“

Das Testen erfolgt direkt vor Ort, also nicht in einem gesonderten Raum. Die Teams besuchen die Bewohner, die sich bereit erklärt haben, unter Vollschutz in ihren Zimmern und entnehmen ihnen dort Blut oder einen Nasenabstrich, erklärt Ronald Ezold. Laut Empfehlung müssten fünf Prozent der momentan 480 Bewohner jede Woche getestet werden. Pro Testtag stellen sich derzeit jedoch 80 bis 150 Menschen zur Verfügung. „Das ist ein ­überzeugender Beweis dafür, dass unsere Arbeit gut angenommen wird“, unterstreicht Ezold.

Als die Infektionszahlen in der Zast in die Höhe schnellten, sahen sich das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt und die Mitarbeiter der Zast plötzlich mit einem Problem konfrontiert, für das es keinen Notfallplan gab. Außerdem fehlten genügend Mitarbeiter für das intensive Testen. In dieser Situation bat man die Bundeswehr um Hilfe. Der Antrag wurde im Landeskommando Sachsen-Anhalt der Bundeswehr bearbeitet und schließlich durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin gebilligt.

„Wir unterstützen Sachsen-Anhalt weiterhin in dieser schwierigen Situation und arbeiten eng mit den zivilen Behörden und Hilfsorganisationen zusammen, um die Corona-Krise in den Griff zu bekommen“, betont der Kommandeur des Landeskommandos der Bundeswehr Sachsen-Anhalt, Oberst Halvor Adrian. Gemeinsam mit Brigadegeneral Jobst Schönfeld vom Kommando Territoriale Aufgaben besuchte er die Zast Halberstadt am Mittwoch.

„Wir erhielten aus dem Bundesgebiet 548 Amtshilfeanträge im Zusammenhang mit dem Coronavirus, von denen 250 derzeit abgearbeitet werden und 120 bereits beendet sind“, berichtet der Brigadegeneral. Dank des Besuchs in Halberstadt habe er jetzt eine Vorstellung davon, was für eine engagierte Arbeit vor Ort geleistet wird. Der Einsatz sei ein wichtiger Beitrag, um den Menschen zu helfen. Dafür dankte Schönfeld den Soldaten.