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Coronavirus Zwangspause auf dem Reiterhof

Der Eilenstedter Reit- und Fahrverein bleibt optimistisch und hofft auf baldige Lockerung der Corona-Einschränkungen.

Von Ramona Adelsberger 28.04.2020, 12:24

Eilenstedt l „Unser Reiterhof muss stets geschlossen sein“, erklärt Sabine Bothe vom Reit- und Fahrverein Eilenstedt. Nicht selten sei es in letzter Zeit vorgekommen, dass Neugierige sich auf den Hof gewagt hatten. Kinder wollten Pferde sehen. „Wir mussten sie wieder wegschicken.“ Seitdem hänge sogar eine Kette am Eingang und es sei recht still auf dem Reiterhof.

Der Reit- und Fahrverein unterliegt den Bestimmungen des Bundesverbandes für Pferdesport- und Pferdezucht (FN). Der Verband hat einen Leitfaden für die Vereine, Pferdehöfe, Halter und Züchter erarbeitet, der Empfehlungen enthält, wie am besten mit den Vierbeinern umgegangen werden kann, trotz Corona.

Danach fallen zwar große Veranstaltungen wie zum Beispiel der Reitertag auf dem Eilenstedter Hof zu Ostern oder das Traditionsfahren, das für Juli geplant war, aus. Auf der anderen Seite gibt es für einzelne Reiter und Reiterinnen durchaus die Möglichkeit, mit ihren Pferden auszureiten. Dafür gelten einige Einschränkungen, die machbar sind, wie zum Bespiel stets allein in der Sattelkammer zu sein und mit dem Pferd ganz allein zurechtzukommen. Ausgeritten wird dann zu zweit, der Mindestabstand wird hier ohnehin eingehalten.

Die Pferde müssen täglich bewegt werden, diese Aufgabe haben sonst die größeren Pferdemädchen des Vereins mit Begeisterung übernommen, nun sind Sabine und Sandra Bothe dafür allein verantwortlich. Daneben fallen Arbeiten wie Weiden aufstellen und die Heuernte an. „Manchmal kommen wir schon an unsere Grenzen.“

Neben diesen täglichen Aufgaben hat der Verein sein großes Vorhaben, den Bau eines neuen Reitplatzes auf dem ehemaligen Verladebahnhof von Eilenstedt fest im Blick. „Wir werden noch in diesem Jahr den Lagerschuppen umbauen, in dem künftig das Springmaterial seinen Platz finden soll“, erklärt Sabine Bothe. Sobald ein Planer die Gesamtkosten für den neuen Platz ermittelt habe, sollten nächste Schritte erfolgen, so dass 2021 gebaut werden könnte.

Reitunterricht darf zurzeit nicht stattfinden und auch die Eilenstedter Voltigiergruppe muss erst einmal pausieren. Das ist besonders ärgerlich, weil die diesjährige Kreismeisterschaft im Voltigieren im Juni erstmals in der Gemeinde Huy, auf dem Reitplatz in Dedeleben, stattfinden sollte. Doch auch diese wurde mittlerweile abgesagt und Trainerin Sabine Bothe weiß, dass ihre Voltigier-Mädchen darüber besonders traurig sind. „Wir wollten doch zeigen, was wir können und unsere Titel verteidigen.“ Weil sie jedoch keinerlei Möglichkeit hatten, zu trainieren und die Kontaktsperre nicht eingehalten werden könnte, sei die Absage richtig. Nun liegen alle Hoffnungen auf einem normaleren Jahr 2021, in dem alles nachgeholt werden kann, was jetzt durch Corona zu kurz gekommen ist.

Mit ihren Mädchen hält Sabine Bothe über eine Whatsappgruppe Kontakt und postet Fotos oder kleine Begebenheiten. Für besonders viel Freude haben Fotos der Voltigierstute Waldfee gesorgt, die kürzlich zum ersten Mal ins Grüne durfte, zum sogenannten Anweiden. Und auch die Quadrillengruppe des Eilenstedter Reit- und Fahrvereins muss erst einmal bis auf weiteres pausieren.“ Wir wollten in diesem Jahr nach Musik des Phantoms der Oper reiten“, bedauert Sabine Bothe.

Für Turnierreiterin Sandra Bothe bedeutet diese besondere kontaktlose Zeit, dass sie ihre Trainingsritte auf Video aufnimmt, sie anschließend selbstkritisch allein für sich verfolgt. „Ich beobachte Haltung, Bewegung und jede meiner Reaktionen und die der Pferde, das Ganze oft mehrfach und sogar in Zeitlupe.“

Zu ihren Reitschülern halte sie Kontakt per Video. Sandra Bothe befindet sich mitten in der Ausbildung zur Richterin. „Die anstehende Prüfung wurde verschoben und viele Einladungen als Turnierrichterin wurden abgesagt.“ Sie habe an den Wochenenden gerade ungewöhnlich viel Freiraum.

Als vor zwei Jahren der kleine Hengst Phantasio das Licht der Welt erblickt hat, wussten seine Besitzer Sandra Bothe und Reik Enkelmann sofort, dass es sich um etwas Besonderes handelt. Wie besonders allerdings, erfuhren sie erst später. Das kleine Reitpony mit dem großen Namen Phantasio Spotty Dream gilt mit seinem Fehler in der DNA als Laune der Natur und ist nachweislich einmalig auf der Welt. „Phantasio ist jetzt in einem Alter, wo er alles kennenlernt, was ein Pferd wissen sollte“, erklärt Sandra Bothe, die viel Freude an der Ausbildung des kleinen selbstbewussten Sonderlings hat. Geritten werden darf ein junges Pferd übrigens frühestens ab drei Jahren.

„Im Herbst werden wir Phantasio zur Körung vorstellen“, erklärt Reik Enkelmann. Das sei der erste Schritt, wenn ein Hengst zur Zucht eingesetzt werden soll. Nach erfolgreicher Hengstleistungsprüfung wird ein Hengst als Zuchthengst oder Beschäler in das Hengstbuch I der jeweiligen Rasse eingetragen. Diese Eintragung behält der Hengst dann lebenslang. Die Besitzer hoffen dann auf ein positives Urteil für ihren kleinen Phantasio.