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Handarbeit Darum hat eine Frau aus Harsleben in der Pandemie ihre Leidenschaft fürs Nähen entdeckt

Christin Siede nähte früher Kleidung für ihre Tochter. Nun fertigt sie in ihrem Nähstübchen Schultüten, Mützen, Schals und Co. für Kunden an.

Von Luisa Rühle Aktualisiert: 14.4.2021, 10:16

Harsleben. Bunte Farben und auffällige Muster lagern in den weißen Regalen des Nähstübchens. Hier fertigt Christin Siede ihre Schmuckstücke. Direkt auf ihrem Grundstück gelegen, ist der Ort des Geschehens nie weit entfernt von der Harsleberin. Seit 2009 sei sie im Ort ansässig.

„Das Atelier haben wir 2015 erschaffen“, sagt sie. Vorher war das Gebäude eine alte Scheune. Früher, so erzählt sie, sei dieser große Raum für ihr Hobby auch noch nicht nötig gewesen. Nun hat das Freizeitvergnügen sogar einen Namen: „LouMa´s Welt“ nannte sie ihren Shop.

Selbstgemachte Kleidung für die Tochter

Mit dem Nähen habe sie 2012 begonnen, als ihre Tochter Louisa noch klein war. „Ich habe so einen Nestbautrieb verspürt“, sagt sie. Sie habe probiert, etwas für Louisa zu nähen, um etwas Selbstgemachtes zu kreieren. Daher rührt auch der Name ihres Shops: „LouMa“ steht für Louisas Mama. Ihre erste Arbeit für die mittlerweile Zehnjährige sei eine Pumphose gewesen, erinnert sich Christin Siede schmunzelnd.

Nach und nach habe sie mehr Näharbeiten erstellt und in sozialen Netzwerken per Foto veröffentlicht. Durch die Bilder auf Facebook und Co. seien schnell Freunde und Bekannte auf ihr Hobby aufmerksam geworden. Nachdem sie anfing, Anfragen von Interessenten nachzugehen, habe sie ein Kleingewerbe angemeldet.

Wintergarten wird zum Nähatellier

Christin Siedes Hobby ist mit den Jahren immer weiter gewachsen. „Die ersten Sachen habe ich in unserem Wintergarten genäht.“ Auf acht Quadratmetern habe sie ihre Stoffe zugeschnitten, genäht und die Materialien gelagert. Begonnen habe sie mit Jerseystoff. Am Liebsten verarbeite sie mittlerweile Baumwolle, verrät sie. Inzwischen geschehe das nicht nur für Kinderkleidung. Christin Siede: „Ich nähe für die ganze Familie.“ Damals habe ein kleines Regal für all ihr Zubehör ausgereicht, nun sei es eine halbe Scheune. Die Hälfte des Gebäudes werde privat genutzt, die andere für Christin Siedes Leidenschaft. Das habe viele Vorteile. Sie könne nun ihre Ware besser präsentieren und die Kunden müssten nicht mehr durch das Wohnhaus der Siedes laufen. „Ich kann mich hier super ausweiten“, sagt die 33-Jährige.

Auch technisch habe sie sich weiterentwickelt. Nun seien neben einer Stickmaschine und einer Nähmaschine auch zwei Overlockmaschinen Teil ihrer Ausrüstung. „Mit den Overlockmaschinen kann man schneiden und nähen, so wird das Ergebnis feiner“, erklärt sie.

Kunden bieten Inspiration

Neben Anfragen von Kunden habe sie alles angefertigt, wonach ihr der Sinn stand: Mützen, Schals, T-Shirts, Hefthüllen, Schlüsselbänder. Doch auch ihre Kunden sorgten für Inspiration: „Vor sechs Jahren entstand das erste Erinnerungskissen.“ Letzteres ist ein Kissen, welches so schwer wie das Baby bei der Geburt ist. Die Länge des Kissens entspreche der Größe des Kindes und der Kopfumfang finde sich in der Höhe des Stückes wieder.

Die Mutter eines Frühchens habe Christin Siede damals angefragt, ein solches Kissen zu nähen. „Das war sehr persönlich“, erinnert sie sich. Seitdem stünden die Kissen bei ihren Kunden hoch im Kurs.

So ist das Kaufverhalten im Onlineshop

Genau wie ihre Schultüten. Seit vier Jahren nähe sie die Startpakete für Erstklässler. „Drei bis vier Wochen arbeite ich daran“, sagt sie. Die Arbeit lohne sich: Es sei ein tolles Gefühl gewesen, auf der Einschulung ihres Sohnes Jonas einige seiner Mitschüler mit ihren Selbstgenähten Schultüten zu sehen, berichtet sie stolz.

2016 habe sie sich außerdem einen eigenen Onlineshop erstellt. In Zeiten von Corona ist virtuelles Shopping zwar sicherer, aber Christin Siede habe Unterschiede zu den Zeiten vor der Pandemie feststellen müssen. „Die Leute kaufen und bestellen vorsichtiger als früher, das merkt man schon“, gibt sie zu bedenken.

Nähen sei außerdem Trend geworden, gerade in Zeiten, in denen viele zuhause verweilen müssen. Auch auf ihre geliebten Stoffmärkte muss sie derzeit auch verzichten. In Holland und Hannover habe sie diese gern besucht.

Trotz der mittlerweile großen Nachfrage ihrer Arbeiten, sei das Nähen immer noch etwas Besonderes für die Harsleberin. Ein Lieblingsstück habe sie nicht: „Ich mag alle Sachen sehr“, sagt sie. Es stecke viel Herzblut in all ihren Sachen. Trotz der schweren Zeiten bleibt Christin Siede motiviert und verliert nicht den Spaß an ihrem Alltagsausgleich: „Bald kommen die ersten Bestellungen für die Einschulungen rein – da freue ich mich drauf.“