Auszeichnung Das sind die Halberstädter des Jahres

„Wir haben es aus der Zeitung erfahren“, sagt Gudrun Ühre. „Jens Müller hat nichts verraten“, ergänzt Renate Martens. Was ihm wirklich schwergefallen sei, berichtet Ströbecks Ortsbürgermeister (BISS/SPD).
Die beiden Frauen trugen Tücher mit Schachbrettmuster, waren sie doch in offiziellem Auftrag in den Ratssaal gekommen. Die stellvertretende Vereinsvorsitzende Renate Martens und Schatzmeisterin Gudrun Ühre nahmen Urkunde und Scheck für den Schachverein Ströbeck entgegen. 250 Euro sind als Anerkennungsprämie mit der Ehrung als „Verein des Jahres“ verbunden. Geld, dass der Verein für seine zahlreichen Projekte gut gebrauchen kann. Und das sich gestern unerwartet vermehrte.
Ronald Göttel, Initiator und Organisator der jährlichen Adventsloskalender in Halberstadt, übergab den beiden sichtlich überraschten Frauen ebenfalls einen Scheck - über 400 Euro aus dem Kalendererlös.
Überraschung
Derart überrascht, konnten die beiden Vorstandsfrauen noch gar nicht sagen, wofür konkret das Geld genutzt werden soll. Zumal vieles, was sonst normal ist für den Verein, nicht stattfinden kann.
Die Ehrung habe die Vereinsseele ein bisschen getröstet, sagt Renate Martens. Die Enttäuschung darüber, das die monatelang vorbereitete Weltpremiere im Kurierschach der Pandemie zum Opfer fiel, saß tief. Und tut es immer noch, denn auch dieses Jahr ist fraglich, was von den Festen, Turnieren und den vielen kleinen Angeboten im Verein überhaupt möglich sein wird.
Aber weil sie sich trotz allem dafür einsetzen, eine seit 1000 Jahren gepflegte Tradition an die jüngere Generation weiterzugeben, sei die Ehrung mehr als angebracht, sagte Sandra Salomo. Die Kulturbürochefin freute sich, dass dieses Jahr zwei kulturelle Projekte ausgezeichnet werden. Ein Fakt, den auch Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU) würdigte. Würden doch zwei Akteure geehrt, „die kulturelle Vielfalt pflegen, tradieren und für die Zukunft weitergeben“.
Würdigung
Auf die Vielfalt im Angebot des 1883 gegründeten Vereins ging auch Dieter Kühn (Freie Wähler) ein, der als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Sport die Ehrenurkunde an den Schachverein Ströbeck überreichte. Sorge der rund 100 Mitglieder zählende Verein mit seinem Lebendschachensemble, seiner Abteilung der Ligaspieler, der Theatergruppe und der Bastelgruppe für Aufmerksamkeit weit über die Grenzen der Stadt und des Landes hinaus.
Die Schachspieler seien ebenso wie die „Persönlichkeit des Jahres“ Botschafter für Halberstadt und für die Region.
Die hat Kathrin R. Hotowetz auf besondere Weise literarisch verewigt. Seit mehreren Jahren veröffentlicht sie erfolgreich Romane, in denen sie Kriminalfälle, Harzer Mystik, historische Begebenheiten und tatsächlich vorhandene Örtlichkeiten auf spannende Weise miteinander verknüpft. Nicht nur diese Romane machen den gesamten Harz und seine Städte und somit auch die Kreisstadt Halberstadt über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Kulturprojekt
Das von Hotowetz initiierte Kulturtourismusprojekt „Das versunkene Heiligtum“ in Zusammenarbeit mit Harzer Städten wie Halberstadt, Blankenburg und Thale hat sich zu einem Tourismuszugpferd entwickelt. Dazu kommen Schulprojekte, Open-Air-Theater, Krimibustouren, Stadtspaziergänge mit Eventcharakter zu Buchschauplätzen, Fernsehauftritte, Lesungen, Kulturstempel und Harzer Wandernadel. An Ideen mangelt es ihr wie ihrem Mann Axel Steinbach offenkundig nicht. Mit den Produkten aus ihrem Geistmühleverlag wirbt sie für Halberstadt und die reizvolle Umgebung.
Dass sie es mit den Kulturstempeln geschafft habe, Wanderfreunde auch Städte erleben zu lassen, findet Oberbürgermeister Daniel Szarata besonders lobenswert. Dass diese Idee gut ankomme, merke sie selbst, berichtet Hotowetz, denn auch an der Geistmühle am Halberstädter See gibt es einen der Hexenstempel. „Wir lieben diese Stadt sehr und die Region“, so die Autorin, nachdem Urkunde, Blumen und ebenfalls 250 Euro Preisgeld übergeben waren. Gerade das Wanderthema verfolge dabei ihr Mann mit großer Vehemenz.
Kathrin Hotowetz, die wegen der Corona-Pandemie einige Projekte nicht umsetzen kann, gewinnt den Einschränkungen aber durchaus Positives ab. „Ich habe Band sieben fertig“, so die Autorin, „weil wir nicht so aktiv sein konnten, habe ich mal am Stück Zeit zum Schreiben gehabt.“ Präsentiert wird das neue Buch am 31. Juli auf der Naturbühne in Benneckenstein.