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Premiere in der Kulturfabrik: Polnische Ausstellung erstmals in Deutschland zu sehen Der Kalte Krieg von seiner heißen Seite

Von Jens Kusian 04.10.2012, 03:13

Zum ersten Mal in Deutschland ist die Wanderausstellung "Der Kalte Krieg. Kurze Geschichte einer geteilten Welt" zu sehen. Sie wurde am Dienstag in der Haldensleber Kulturfabrik eröffnet.

Haldensleben l Längst ist er ausgefochten und in der großen Kiste der Geschichte verschwunden - der Kalte Krieg. Doch seit Dienstag ist er in Haldensleben wieder aktuell. Die Ausstellung "Der Kalte Krieg. Kurze Geschichte einer geteilten Welt" rückt ihn in den Fokus.

Sie ist erstmals in Deutschland zu sehen. In Haldensleben. "Die Ausstellung gewinnt an diesem Ort eine besondere Bedeutung", sagte die polnische Botschaftsrätin Magdalena Erdmann mit Blick auf die geografische Lage der kleinen Kreisstadt in der Nähe der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die einst Nahtstelle zwischen Ost und West und somit Frontlinie des Kalten Kriegs war. "Sie bietet einen Blick darauf, wie die geteilte Welt aussah", so Erdmann weiter. Denn nicht das ehemals geteilte und seit 22 Jahren wiedervereinte Deutschland steht im Mittelpunkt. Nein, es geht um die ganze Welt. Der Kalte Krieg in seiner globalen Dimension.

"Wir wollen seine gesamte Komplexität zeigen", unterstrich Prof. Dr. Jerzy Eisler vom Institut für Nationales Gedenken in Warschau, das die Ausstellung zusammengestellt hat. Denn seinem Namen sei der Kalte Krieg nicht immer gerecht geworden, blickte Eisler zurück und nannte Vietnam, Korea, Afghanistan und den Sechs-Tage-Krieg im Nahen Osten - dort sei der Kalte Krieg zwischen den Systemen stellvertretend geführt und heiß geworden.

Für Eisler steht fest: "Die westlichen Staaten und die Nato haben den Kalten Krieg gewonnen. Aber eigentlich doch wir alle, weil es nie zu einem Dritten Weltkrieg kam. Und danach hätte es ja auch keinen Vierten mehr geben brauchen."

Erinnerung und Mahnung zugleich

Die Ausstellung will erinnern und mahnen zugleich. "Für die meisten Menschen auf der Erde war der Krieg nicht kalt. Beide Seiten haben dabei Verbrechen begangen, aber eine Seite hat verloren. Also ,Schwamm drüber\'? So einfach kann es nicht sein. Man darf die Opfer und die Verbrechen nicht gegeneinander aufrechnen, sondern muss sie zusammenzählen und seine Lehren daraus ziehen", sagte der Leiter der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, Sascha Möbius.

Die Erinnerung an den Kalten Krieg könne helfen, "wieder daran zu denken, was für ein Europa wir brauchen", unterstrich Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh und würdigte die Ausstellung als ein Stück gemeinsame Erinnerung von Polen und Deutschen. Denn es sei doch letztendlich der Kalte Krieg gewesen, der zu einem vereinten Europa geführt habe, meinte er.

Und schließlich sei es doch Polen mit der Solidarnosc-Bewegung gewesen, das in den 80-er Jahren für politisches Tauwetter gesorgt hatte, erinnerte Dorgerloh. "Und wir Polen waren uns darin einig, dass ein einheitliches Europa nur mit einem geeinten Deutschland möglich ist", ergänzte Magdalena Erdmann.

Die Ausstellung "Der Kalte Krieg. Kurze Geschichte einer geteilten Welt" ist noch bis zum 30. November während der Öffnungszeiten in der Haldensleber Kulturfabrik zu sehen.