Gemeinde ist Modellregion für das "Integrierte gemeindliche Entwicklungskonzept" (IGEK) Die Hohe Börde wird Pilot für die Wissenschaft
Die Hohe Börde wird erneut Modellregion. Experten werden zehn Gemeinden in Sachsen-Anhalt unter die Lupe nehmen. Ziel ist eine auf alle Kommunen übertragbare Methode, um Zukunftschancen auszuloten und Handlungsempfehlungen zu geben.
Hermsdorf/HoheBörde l Neue Herausforderungen erfordern neue Methoden. Bevölkerungswandel, Klimawandel, Energiewende, digitale Medien werden die Zukunft bestimmen - auch in den Kommunen von Sachsen-Anhalt. Die Gemeinden müssen Antworten finden, um den Veränderungen gerecht zu werden.
Keine Patentlösung, aber eine Methode für alle Gemeinden
Das soll landesweit mit Hilfe des "Modellhaften Integrierten gemeindlichen Entwicklungskonzepts" (IGEK) gelingen. Zehn Pilot-Gemeinden - darunter auch die Hohe Börde - stellen sich den kritischen Augen von Wissenschaftlern. Das Land fördert das auf ein Jahr befristete IGEK. "Ziel des IGEK ist keine Patent-Lösung, die für alle Kommunen gleichermaßen gilt, dafür sind die Bedingungen vor Ort viel zu unterschiedlich. Ziel ist die Erarbeitung einer Methodik, die auf alle 200 Gemeinden im Land übertragbar ist", erklärte Hubert Bertling vom Landesumweltministerium während einer Konferenz der "Allianz Ländlicher Raum" in Hermsdorf. Anders gesagt: IGEK-Ziel ist ein funktionierendes Analyse-Instrument, die Analyse-Ergebnisse werden sich unterscheiden. Auch die bearbeiteten Themenfelder werden für die eine Gemeinde mehr, für die andere weniger relevant sein.
Demografiestudie war ein wichtiger Grundstein für IGEK
Mit einer Demografiestudie hatte die Hohe Börde 2011 - anders als die meisten anderen IGEK-Gemeinden - bereits einen Grundstein gelegt und eine Anpassungsstrategie an den Bevölkerungswandel und die damit verbundenen Auswirkungen erarbeitet. Das wird jetzt mit dem IGEK verfeinert.
Die in der Hohen Börde 2011 untersuchten Bereiche werden erweitert, tiefer analysiert und mit neuen Themenfeldern wie Abwasser, Trinkwasser Flächennutzungsplanung oder Klimaschutz (Hochwasser, steigendes Grundwasser, Bodenerosion) ergänzt. Auch die Herausforderung der Energiewende könnte ein für die Hohe Börde aktuelles Thema werden. Während der Hermsdorfer Konferenz war von Beispielen von Energiegenossenschaften und anderen Formen der Teilhabe von Bürger und Unternehmen die Rede, die von der Energiewende profitieren. Auch Faktoren wie Wirtschaftsförderung, die Herausforderung eines passablen Internet-Breitband-Netzes auf dem Lande oder die Gewinnung bürgerschaftlichen, ehrenamtlichen Engagements sollen untersucht werden.
Steffi Trittel, die Gemeindebürgermeisterin der Hohen Börde, erklärte: "Schnelle Datenautobahnen sind für unsere Gemeinde genauso wichtig wie die A2 und die A14." Und: "In einigen Jahren wird ein Drittel der älter werdenden Bevölkerung nicht mehr im Erwerbsleben stehen. Diese (Un-)Ruheständlern mit ihrem Potenzial müssen gewonnen werden." Ansätze dafür seien der Seniorenbeirat und das ebenfalls vom Land geförderte Ehreamtsnetzwerk "Engagement-Drehscheibe Hohe Börde." Trittel sprach vom länd- lichen Leben als Gegenentwurf zum großstädtischen Leben und versprach sich vom IGEK Hilfe, das Potenzial und die Probleme des Lebens im länd- lichen Raum besser zu erkennen und zu nutzen.
Heiko Liebenehm vom Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt (SGSA) überreichte den Vertretern der zehn Gemeinden die IGEK-Unterlagen. SGSA und Land hatten die Pilotgemeinden gemeinsam ausgesucht. Die Hohe Börde erhält 40000 Euro. Aus der Gemeindekasse fließen 10000 Euro in die neue Studie.