Freibäder Die Kosten im Blick

Freibäder sind ein Zuschussgeschäft. So gab es auf der Versammlung vom Sozialausschuss des Osterwiecker Stadtrates sorgenvolle Blicke auf deren Kostenentwicklung.

Von Mario Heinicke Aktualisiert: 22.06.2021, 15:46
Vor dem Start der Schwimmsaison 2020 legten die Mitglieder des Freibad-Fördervereins Hessen kräftig Hand und brachten die Anlage in Schuss.
Vor dem Start der Schwimmsaison 2020 legten die Mitglieder des Freibad-Fördervereins Hessen kräftig Hand und brachten die Anlage in Schuss. Foto: Mario Heinicke

Hessen/Osterwieck - „Wenn ich diese Zahlen sehe, wird mir schwindlig“, sprach Sozialausschussvorsitzender David Kawitzke (Aktiv für Rhoden) das aus, was wohl auch einige seiner Stadtratskollegen dachten. Gebäudemanagerin Sahra Menzel aus der Stadtverwaltung stellte auf der Sitzung am Montagabend die Kostenergebnisse der Freibäder Hessen und Osterwieck für das Jahr 2020 vor. Das belief sich für Hessen auf knapp 35.000 Euro Zuschussbedarf und für das Sommerbad Osterwieck auf fast 118.000 Euro. Bezieht man die Abschreibungen für zurückliegende Investitionen mit ein, kommen für Hessen noch mal 20.000 Euro drauf und für Osterwieck knapp 30.000 Euro.

Wobei Malte Theuerkauf (Buko) sorgenvoll einen steigenden Kostentrend für das Sommerbad festgestellt hat. Denn im Jahr 2019 lag der Zuschussbedarf nur bei 90.000 Euro. Sahra Menzel erklärte, dass man für das Sommerbad mit um die 100.000 Euro rechnen müsse.

Ramon Greife (Bürgerinitiative Zilly) empfand die 39.000 Euro Aufwand in Hessen für die DLRG als sehr hoch. Sahra Menzel erläuterte, dass dieser Betrag nicht nur die Aufsicht der Rettungsschwimmer, sondern auch die technische Betreuung einschließe. Florian Thaele (Buko) wollte wissen, welcher Kostenaufwand eigentlich für den hauptamtlichen Schwimmmeister in Osterwieck bestehe. Ein Gehalt ist aber keine öffentliche Information. Das Jahresergebnis weist einen Gesamtaufwand für Personal von rund 80.000 Euro auf. Das bezieht sich aber auf mehrere Personen und schließt auch die Arbeitgeberbeiträge mit ein.

Pandemiejahr ein schlechter Vergleich

Das Jahr 2020 ist allerdings insgesamt für die Freibäder ein schlechter Vergleichsmaßstab. Das Sommerbad konnte wegen der Corona-Pandemie erst drei Wochen später öffnen, die Besuchereinnahmen sanken von 27.600 Euro im Jahr 2019 auf 21.000 Euro. Außerdem hatte eine höhere Steuererstattung 2019 das Ergebnis freundlicher gestaltet. Die Personalaufwendungen bleiben gleich. Fachbereichsleiterin Kristin Kaaden erklärte, dass mehrere Minijobber im Bad beschäftigt seien, darunter auch Rettungsschwimmer, die den Schwimmmeister unterstützen.

Ein Blick zurück. 2010, als die Einheitsgemeinde mit ihrer Gründung auch die kommunalen Freibäder übernommen hatte, kosteten das Bad in Hessen die Kommune unterm Strich 65.000 Euro, Osterwieck 58.000 Euro (ohne eine einmalige Steuererstattung wären es 82.000 Euro gewesen), Zilly 41.000 Euro, Rohrsheim 12.000 Euro und Schauen, das schon in Vereinsträgerschaft war, 400 Euro. Zillys Kosten wurden aber ab 2011 durch Wegfall von Personalkosten halbiert.

2007 musste die damals noch selbstständige Stadt Osterwieck 68.000 Euro für ihr Sommerbad zuschießen. Die Zahlen schwanken auch witterungsbedingt.

Um Geld zu sparen, übergab die Einheitsgemeinde 2014 die Freibäder Rohrsheim und Zilly an Betreibervereine. Weitere Einschnitte gab es nach einer 2016 vorgenommenen externen Analyse des Stadthaushaltes. Die Fördervereine der verbliebenden kommunalen Bäder in Hessen und Osterwieck sollten mehr Aufgaben übernehmen und dadurch Kosten sparen helfen. Was vor allem in Hessen gelang. Außerdem wurden die Eintrittspreise erhöht.

Alles wird teurer

Die seitdem trotzdem wieder gestiegenen Ausgaben sind auf erhöhte Anforderungen und Auflagen sowie die allgemeine Kostenentwicklung zurückzuführen. Im Sommerbad Osterwieck mussten voriges Jahr Umkleidekabinen saniert werden, Pumpen waren zu warten, Sand auszutauschen. „Man kann davon ausgehen, eine Pumpe bereitet uns immer Sorgen“, berichtete Sahra Menzel nach der Sitzung.

Gebe es einen guten Sommer, mache sich das auch bei den Badkosten bemerkbar. Diese würden steigen, da dann auch mehr Aufwand für den Unterhalt notwendig sei, vor allem für Chemie. Vergangenes Jahr sei noch hinzugekommen, dass die Corona-Maßnahmen mehr Aufwand bei teils limitierten Besucherzahlen erforderten. „Die Kosten sind in allen Bereichen gestiegen“, fasste Sahra Menzel zusammen.