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"Freiherr Spiegel" Elternrat und Schulleitung protestieren Ekel-Turnhalle: modrige Duschen, undichtes Dach

Von Jörg Endries 04.06.2012, 05:48

Unter skandalösen Bedingungen läuft an der Sekundarschule "Freiherr Spiegel" in Halberstadt seit Jahren der Sportunterricht. Das Dach der Halle ist undicht, die Duschen und Toiletten modrig, Sportgeräte defekt. Zuständig ist die Stadtverwaltung Halberstadt und ignoriert seit Jahren Hilferufe des Schulelternrates.

Halberstadt l Eine Schule mit zwei Gesichtern: Das Gebäude mit 3,2 Millionen Euro voll saniert auf den neuesten Stand gebracht und eine Turnhalle, die streng genommen so desolat ist, dass sie geschlossen werden müsste. Die Crux: Die Schule gehört dem Landkreis, der kräftig vor fünf Jahren in den Erhalt des Schulstandortes investiert hat. Die Turnhalle blieb jedoch in Trägerschaft der Stadt Halberstadt. Geld für den langfristigen Erhalt der Halle habe die Kommune in über drei Jahrzehnten nicht ausgegeben, kritisiert der Schulelternrat. Mit Folgen!

"Wir haben die Stadtverwaltung immer wieder auf die Gebrechen der Bausubstanz aufmerksam gemacht. Im Rathaus und im Stadtrat hat das niemanden interessiert."

Schulelternratsvorsitzende Jeanette Krämer

Modriger Geruch schlägt einem beim Betreten der Turnhalle der Sekundarschule "Freiherr Spiegel" entgegen. Duschen und Toiletten bieten beste Bedingungen, damit sich dort Keime wohlfühlen. Schüler und Lehrer betreten sie nicht mehr. Der Ekel steht ihnen ins Gesicht geschrieben, wenn sie nur daran denken, wie Sportlehrerin Gundula Stöckigt, Schulleiterin Andrea Fellbaum und Schulelternrats-Vorsitzende Jeanette Krämer bestätigen.

Das Dach sei undicht, sogar kleine Bäume wachsen mittlerweile durch das Mauerwerk in die Halle. Die Liste der gravierenden Mängel sei lang, berichtet Andrea Fellbaum. "Wir sind eine Ganztagsschule, wo der Sport eine wichtige Rolle spielt. Wenn der nicht abgesichert werden kann, fürchte ich um den Bestand der Schule."

250 Schülerinnen und Schüler sowie zahlreiche Vereine nutzen derzeit die etwa 35 Jahre alte Sporthalle. "Seit vielen Jahren wird die Halle auf Verschleiß gefahren. Wir haben die Stadtverwaltung immer wieder auf die Gebrechen der Bausubstanz aufmerksam gemacht. Im Rathaus und im Stadtrat hat das niemanden interessiert", klagt Jeanette Krämer. Schulelternrat und die Leitung der Bildungseinrichtung fordern die Stadt eindringlich auf, schnell zu handeln und eine grundlegende Sanierung auf den Weg zu bringen.

Unterstützung bekommen sie vom Landkreis Halberstadt. Genauer gesagt vom Gesundheitsamt, das die Turnhalle dieser Tage unter die Lupe genommen hat.

"Neben anderen funktionalen Mängeln, wie dem fehlenden Prallschutz und unzureichendem Schallschutz, sind auch die Sanitäranlagen sowie die Duschen veraltet und entsprechen aus hygienischer Sicht nicht auf dem heutigen Stand der Technik", bestätigt das Gesundheitsamt auf Nachfrage der Volksstimme. Wegen des desolaten Zustandes der Umkleideräume und Sanitäranlagen könne eine effektive hygienische Reinigung nicht erfolgen. Diese Mängel seien schon bei früheren Kontrollen durch das Gesundheitsamt des Landkreises festgestellt und der Stadt Halberstadt als Träger der Einrichtung zuletzt im November 2010 mitgeteilt worden. Dieses Schreiben sei von der Stadt Halberstadt jedoch unbeantwortet geblieben.

Das Gesundheitsamt schlägt vor, für einen Übergangszeitraum bis zur Grundsanierung die Sanitäranlagen auf die mindestens erforderliche Anzahl zurückzubauen und die verbleibenden Sanitäranlagen standardgerecht auszustatten und zu renovieren.

Mit der Sanierung der Turnhalle sei die Stadt Halberstadt überfordert, wie Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung, informierte. Der Gesamtinvestitionsbedarf für Dach und Sanitäranlagen der Sporthalle würde rund 300 000 Euro betragen. In den vergangenen Jahren sei immer wieder versucht worden, diese Investition im Haushalt aufzunehmen, was jedoch auf Grund der Haushaltssituation und Haushaltskonsolidierung nicht möglich gewesen wäre. Schäden, die der Stadt mitgeteilt wurden, seien im Rahmen der Werterhaltung behoben worden. Dies werde auch weiterhin so sein. Wenn die Mängel die Sicherheit der Kinder oder deren Gesundheit nachweislich beeinträchtigen, sind dies Aufgaben der Gefahrenabwehr, womit die Stadt auch in der Pflicht wäre zu handeln. Für eine grundhafte Sanierungsmaßnahme stünden keine finanziellen Mittel zur Verfügung.

"Wir haben die Hoffnung, dass es uns gemeinsam mit dem Landkreis gelingt, hier eine Lösung zu finden", so Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke). Während der damaligen Verhandlungen zur Übertragung der Sekundarschule "Freiherr Spiegel" sei dem Landkreis mehrfach auch die Sporthalle zur Übernahme angeboten worden. Darauf sei der Landkreis jedoch nicht eingegangen. Man sei aber nach wie vor bereit, die Sporthalle zu günstigen Bedingungen an den Landkreis abzugeben, unterstreicht Andreas Henke..