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Ehemaliger Marinesoldat besucht amerikanische Stipendiatin auf Schloss Hundisburg Erinnerungen aus der Seefahrerkiste

Von Ivar Lüthe 18.07.2012, 05:26

Überraschenden Besuch hat die Hundisburger Stipendiatin Emily bekommen: Der ehemalige Seemann Peter Juch, der 1958 für vier Jahre in Charleston stationiert war, kam nach Hundisburg, um mit Emily in Erinnerungen zu schwelgen.

Hundisburg l So klein kann die Welt sein: Über die Medien erfuhr der Bremer Peter Juch (73), dass auf Schloss Hundisburg mit Emily Gillett eine Absolventin des amerikanischen College of the building Art (ACBA) aus Charleston zu Gast ist. "Da habe ich mir gleich gesagt, die muss ich kennenlernen", sagt Peter Juch. Denn der Bremer hat eine ganz besondere Beziehung zu Charleston. "Von 1958 bis 1962 war ich als Soldat unter anderem in Charleston stationiert. Wir haben dort damals die Zerstörer vom Typ Fletcher in Empfang genommen", sagt der ehemalige Marinesoldat.

Also packte der 73-Jährige seine Seefahrerkiste und fuhr nach Hundisburg. Im Gepäck hatte er jede Menge Erinnerungen an seine Soldatenzeit: wundervolle alte Postkarten von Charleston, alte Stadtpläne, selbst die Zulassung und das alte Kennzeichen seines Cadillac, Baujahr 1948, den er in seiner Soldatenzeit in Amerika fuhr.

Emily Gillett (26) stammt aus South Carolina, hat an der ACBA in Charleston das Stuckateurhandwerk studiert. Auch wenn die Zeit, über die Peter Juch noch heute mit leuchtenden Augen erzählt, weit vor ihrer Geburt liegt, war es ein spannender Besuch für sie. "Es ist spannend und interessant, das alles zu hören. Einige Dinge sind auch heute noch so, sehen noch genauso aus." Der Park von Charleston, die Kirche, die Uferpromenade - was Peter Juch mit alten Postkarten hervorkramte, sieht noch so aus wie vor mehr als 50 Jahren. "Die Autokennzeichen sehen aber heute anders aus", schmunzelt die Amerikanerin. Auch die Bar, in der Marinesoldat Peter Juch den einen oder anderen feuchtfröhlichen Abend mit seinen Kameraden verbrachte, ist heute geschlossen. "Charleston ist eine kuschelige Stadt", sagt Peter Juch. Allerdings: Seit seiner Armeezeit war er nicht mehr dort. Und überhaupt war er seither nicht mehr in den USA. Die Politik des Landes passt ihm nicht, wie er sagt.

Dennoch will Peter Juch den Kontakt nach Charleston wieder aufnehmen. Und dabei soll ihm Emily helfen. "Noch heute treffen sich die ,Fletcher-Fahrer\' einmal im Jahr. Meine Kameraden haben mir auf den Weg mitgegeben, mich um Kontakte nach Charleston zu bemühen", erklärt Peter Juch. Vielleicht gebe es ja auch in Charleston und Umgebung ähnliche Vereinigungen wie die "Fletcher-Oldies", die ihre Armeezeit nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Helfen kann den "Fletcher-Oldies" möglicherweise auch der Präsident des College. Lt. General Colby M. Broadwater hat während seiner Armeezeit viele Jahre in Deutschland gelebt. Über ihn kam auch der Kontakt mit der Stadt Haldensleben und Schloss Hundisburg und somit das Projekt der Stipendiaten, die auf Schloss Hundisburg für eine Zeit leben und arbeiten, zustande. Und ein Teil des College stand übrigens auch auf dem Gelände der früheren Basis, auf der Peter Juch diente. "Das wäre schon großartig, wenn wir über Emily und den Präsidenten des College wieder Kontakt nach Charleston bekommen. Wir jedenfalls sind sehr daran interessiert", sagt Peter Juch.

Und wer weiß, vielleicht besucht Peter Juch dann doch noch einmal Charleston.