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Bauprojekt Herrenhaus Schauen Exakte Standorte der Bäume sollen erfasst werden

Von Mario Heinicke 27.04.2021, 13:10
Von Bäumen gesäumt ist das Gelände des einstigen Schauener Herrenhauses, für das ein Bebauungsplanverfahren läuft.
Von Bäumen gesäumt ist das Gelände des einstigen Schauener Herrenhauses, für das ein Bebauungsplanverfahren läuft. Foto: Mario Heinicke

Schauen

Die Verärgerung war Denny Lüttgau anzusehen und nach der Debatte auch anzuhören. Der Schauener CDU-Stadtrat durfte sich als Bauherr des Bebauungsplanverfahrens nicht an der Diskussion im Bauausschuss beteiligen, sie aber verfolgen. Er hätte sich gewünscht, dass aufgeworfene Fragen schon im Vorfeld angesprochen worden wären, damit das Vorhaben nicht weiter verzögert wird.

Ging es im Bauausschuss vor dem Aufstellungsbeschluss zum Jahresbeginn – mangels Vorinformation der Abgeordneten – um eine mögliche Konkurrenzsituation zu anderen Baugebieten in Schauen, so wurden jetzt der Baumschutz in den Mittelpunkt gerückt. Dabei handelt es sich hier um eine mitten im Dorf gelegene, geplante Wohnanlage für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sowie altersgerechtes Wohnen

Das Gelände rings um das einstige Schauener Herrenhaus verfügt über zahlreiche alte, hohe und wertvolle Bäume. Diese zu erhalten, ist im Bebauungsplanentwurf festgeschrieben.

Der Abgeordnete Jens Kiebjieß (Bündnisgrüne) wollte aber noch mehr Sicherheit für den Baumbestand erwirken, indem die exakten Standorte der Bäume in die Planzeichnung eingetragen werden müssen. „Damit man später auch feststellen kann, ob die Bäume noch da sind“, wie er begründete. Wenn im Plan nichts ergänzt würde, „dann befürchte ich, dass er als Papiertiger enden kann.“ Wie anderenorts bereits erlebt.

Das Erhaltungsgebot soll also kontrollierbar bleiben. Außerdem sprach sich Jens Kiebjieß für einen größeren Abstand der Bebauung zu den Bäumen aus. Damit später keine Beschattung eines Wohngebäudes Grund für eine Baumfällung werden könnte. Dieser Vorschlag wurde dann aber fallengelassen, zumindest bis die Bäume eingezeichnet sind und man die Abstände besser einschätzen kann.

Grundsätzlich, so betonte Kiebjieß, unterstütze er das Schauener Bauvorhaben.

Baumschutzsatzung in Theorie und Praxis

Bau-Fachbereichsleiter Detlef Schönfeld verwies auf die schriftliche Begründung des Bebauungsplanentwurfs, wo festgelegt wird, „dass die hier vorhandenen Bäume dauerhaft zu erhalten und abgängige Bäume artgleich in der auf den Abgang folgenden Pflanzperiode zu ersetzen sind“. Was in der textlichen Festsetzung noch konkretisiert wird auf Bäume ab einem Stammumfang ab 1,25 Meter.

„Das ist ja gut und schön“, entgegnete Jens Kiebjieß. „Wir wissen aus den Unterlagen ja nicht einmal, wie viele Bäume überhaupt zu erhalten sind. Deshalb wäre es gut, wenn man die Bäume einträgt, damit man später eine Möglichkeit hat, zu überprüfen, ob sich daran gehalten wurde.“

„Wir haben eine Baumschutzsatzung. Da ist jeder einzelne Baum, ob er hier eingezeichnet ist oder nicht, geschützt“, führte Detlef Schönfeld an und erntete auch hier Einwände des bündnisgrünen Abgeordneten. „Wir haben letztes Jahr gerade erst erlebt, dass man eine Baumschutzsatzung ändern kann. Wir wissen, dass es auch bei der Einhaltung der Baumschutzsatzung eine gewisse Dunkelziffer gibt. Die können wir einfach minimieren, wenn wir die Bäume einzeichnen. Das ist doch kein Drama.“

Sechs der neun Abgeordneten stimmten dafür, dass der Beschlusstext ergänzt wird um die Festlegung: „In die Planzeichnung sind die Standorte der geschützten Bäume einzuzeichnen.“ Drei Ausschussmitglieder enthielten sich. Die Beschlussfassung zur Auslegung der Planunterlagen soll am 6. Mai im Stadtrat fallen.

Lösung fürs Schloss seit den 1990er Jahren gesucht

Bereits seit fast einem Vierteljahrhundert bemüht sich die Kommune um eine Zukunftslösung für das Herrenhaus, auch Schloss genannt. Damals traf der Schauener Gemeinderat die Grundsatzbeschlüsse, dass die Kindertagesstätte nach dem Umbau der alten Kaufhalle dorthin umziehen wird (was 2002 erfolgte) und dass das Schloss verkauft wird. Letzteres gelang erst nach etwa zehnjährigen Bemühungen. Die Gemeinde ließ unterdessen schon den Fußballplatz, der sich vor dem Schloss befand, in die Nähe des Freibades verlegen. Dafür ist vormaliges Gartenland von ABM-Kräften hergerichtet worden.

Der Käufer des auf einer Auktion erworbenen Herrenhauses brachte das leer stehende Objekt in seinen etwa zehn Jahren als Eigentümer nicht weiter voran, bis er es vor wenigen Jahren weiterverkauft hat.

Denny Lüttgau möchte nun über seine Firma eine Wohnanlage mit sozialem Hintergrund schaffen. Dafür sind bereits 50.000 Euro Leader-Fördermittel bewilligt worden.