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Internationale Wissenschaftler besuchen Tundersleber Kartoffelaufbereitung Experten verfolgen Weg der Bördeknolle

Von Maik Schulz 07.02.2013, 01:19

Agrarökonomen aus Nordamerika und Asien schauten sich in der Kartoffelaufbereitungsanlage Tundersleben um. Hier lagern bis zu 10000 Tonnen der guten Bördeknolle. Sie werden bis nach Portugal und England exportiert.

Tundersleben l Die schlechte Kartoffelernte in England hat den Betreibern der Tundersleber "Kartoffel Aufbereitung und Handel" (KAH) GbR Geschäftsbeziehungen auf die Insel beschert. Gute Kontakte zum Braunschweiger Thünen-Institut bescherten KAH-Geschäftsführerin Almuth von Bodenhauses internationale Gäste aus Vietnam, Laos, China und Myanmar, aus Kanada und den Vereinigten Staaten.

Junge Wissenschaftler forschen über konkrete Betriebe

Das Braunschweiger Bundesinstitut ist in der ganzen Welt als wissenschaftliche Forschungseinrichtung bekannt. Am Thünen-Institut absolvieren die Agrarexperten gegenwärtig ein Methodentraining zur Datenerhebung. Innerhalb des so genannten "Agri Benchmark Cash Crop"-Projektes studieren die Experten aus aller Welt die Praxis landwirtschaftlicher Unternehmensstrukturen, erforschen Anbaumethoden konkreter Agrarbetriebe in der ganzen Welt. "Wer produziert welche Kulturen wo und wie und mit welchem Erfolg? Die Wissenschaftler lernen bei uns dafür erforderliche Methoden zur Datenerhebung kennen. Das bringt es auf einen Nenner", beschrieb Tanja Möllmann vom Thünen-Institut das Forschungsprojekt.

Praktischen Anschauungsunterricht über den Weg der Bördeknolle vom Acker bis zum Kunden bekamen die internationalen Besucher in der KAH Tundersleben von Geschäftsführerin Almuth von Bodenhausen. Die weit gereisten Gäste interessierten sich für Produktionstechniken wie Düngung und Lagertechnik, für die Qualität der Ware und das Spektrum der Abnehmer (Kunden).

Das Unternehmen haben 1994 vier studierte Landwirte gegründet. Acht Festangestellte und bis zu sechs Aushilfskräfte aus der Region sind in den Tundersleber Kartoffellagern beschäftigt. Bis zu 8500 Tonnen können hier gelagert werden. In guten Erntejahren mietet das Unternehmen zusätzliche Lagerhallen an. Die Kapazität steigt dann auf 10000 Tonnen.

95 Prozent der Ware sind Speisekartoffeln

Nach der Kartoffelernte trennen Maschinen die Erde von der Kartoffel. Die Kluten müssen raus. Kleine Kartoffeln werden maschinell absortiert. Die gehen übrigens als Partykartoffeln an die Konservenindustrie.

Per Hand müssen Steine und angefaulte Kartoffeln raus aus der Ware. Dann ist die Feldware lagerfertig. In den Drahtgitterboxen sorgt gute Belüftung in den kühlen Lagerhallen für eine Temperatur um die fünf Grad. Wird die Ware versandfertig gemacht, braucht sie wieder um die zehn Grad. Die Kartoffeln werden dafür gewärmt. Dann folgt die Sortierung nach Größe durch ein Sieb. Per Hand folgt die Feinsortierung, grüne Kartoffeln müssen raus - auch missgebildete und angeschnittene.

Bei Ware der Handelsklasse 1 dürfen maximal acht Prozent Mängel haben, das wird in Stichproben kontrolliert. 80 Prozent der Kartoffeln, die Tundersleben verlassen sind so genannte Premium-Ware.

Die meisten ihrer Kartoffeln bauen die Teilhaber auf einer Anbaufläche von gut 160Hektar selbst an. Bei Bedarf und Nachfrage kauft die KAH auch Ware von anderen Landwirten auf. Hauptkunden für Speisekartoffeln sind Verpackungsunternehmen. Speisekartoffeln machen 95 Prozent des Absatzes der Tundersleber aus. Fünf Prozent der Kartoffeln werden von den Abnehmern zu Stärke verarbeitet.