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Fahrradtourismus 6000 Kilometer rund um Halberstadt erkundet

Fahrradtouristen werden um Halberstadt im Ungewissen gelassen. Ein Langensteiner kritisiert, dass es keine Hinweisschilder gibt.

Von Jörg Endries 30.11.2018, 03:37

Langenstein l Werner Fricke hat Ausdauer und hält sich fit. 6000 Kilometer absolviert der Langensteiner jedes Jahr im Sattel seines Fahrrades. Es vergeht fast kein Tag, an dem er nicht in die Pedalen tritt. „Nur bei Glatteis und Schnee steige ich nicht aufs Rad, das ist zu gefährlich“, sagt der ehemalige Lehrer. Der 72-Jährige ist fit wie ein Turnschuh. Allerdings nicht nur gesundheitlich.

In den zurückliegenden Jahren nahm Werner Fricke bei seinen ausgedehnten Touren, bei denen er meist von seiner Frau begleitet wird, nicht nur eindrucksvolle Landschaften, Natur und Sehenswürdigkeiten zwischen Langenstein, Halberstadt, Wernigerode, Quedlinburg und Thale in Augen­schein.

Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Zustand der Fahrradwege und deren Ausschilderung. Die Eindrücke, die er dabei sammelt, sind nicht nur positiv. Werner Fricke hat sie alle zusammengetragen und setzt sich als Abgeordneter im Ortschaftsrat Langenstein dafür ein, dass Missstände in Zukunft abgestellt werden. „Ich bin froh, dass es mittlerweile in der Stadtverwaltung Halberstadt mit Martin Habsick wieder einen Ansprechpartner für Fragen zur Verbesserung des Radwegenetzes gibt. Viele Jahre war das nicht der Fall“, so der Langensteiner.

Insgesamt 20 Touren nahm Werner Fricke unter die Lupe. Gestartet ist er immer vom Schäferhof in Langenstein. „Wir haben in der Region so viele tolle Sehenswürdigkeiten, Kultur und Natur zu bieten. Diese Schätze könnte man alle per Rad erkunden. Das ist ein riesiges Potenzial und eine Chance für Halberstadt und Langenstein sowie die anderen Ortsteile, vom boomenden Fahrradtourismus zu profitieren“, stellt Werner Fricke fest. Allerdings muss dafür ein funktionierendes Wegenetz vorhanden sein.

Vor allem in Richtung Westen, also nach Böhnshausen, Mahndorf, Derenburg, Danstedt, Schachdorf Ströbeck, Wernigerode bis zum Kloster Drübeck seien in den zurückliegenden Jahren viele landwirtschaftliche Wege aufwendig saniert beziehungsweise sehr gut ausgebaut worden. Auf denen kann man sehr gut radeln, schätzt Werner Fricke ein. Aber auch in Richtung Quedlinburg und Thale sei das der Fall. „Betonwege sorgen für ein komfortables Vorankommen. Das Gelände ist nicht so anspruchsvoll und bestens für Familien mit Kindern und ­Senioren auf ganz normalen Tourenfahrrädern geeignet.“

Ein Problem ist der Radweg von Langenstein nach Halberstadt, der zum Aller-Harzvorland-Radweg gehört. Er ist eine wichtige Nord-Süd-Verbindung für den Fahrradtourismus in der Region. Auf den etwa vier Kilometern zwischen der Kreisstadt und Langenstein schreckt die Trasse allerdings vom Radeln ab. Sie befindet sich in einem miserablen Zustand. Schlaglöcher, Schotter und Kopfsteinpflaster machen den Fahrradtouristen dort das Leben schwer, so Werner Fricke. In einem ähnlich schlechten Zustand befindet sich der Weg von der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge in Richtung Börnecke. „Der Handlungsbedarf beschränkt sich dort auf etwa 70 Meter, die instand gesetzt werden müssen.“ Forstfahrzeuge hätten dem unbefestigten Weg stark zugesetzt.

Allen Touren aus Richtung Gemarkung Halberstadt ist eines gleich, dass man Fahrradfahrer im Ungewissen lässt. „Es fehlen durchgängig Hinweisschilder, die die Richtung anzeigen“, kritisiert Werner Fricke. Wer sich hier nicht auskennt, steht auf verlorenem Posten. „Und das ist schlecht für die Entwicklung des Fahrradtourismus.“ Im benachbarten Quedlinburg sei das nicht der Fall. Wer von dort mit dem Rad in Richtung Halberstadt-Langenstein fährt, muss nicht lange suchen, wo es lang geht, Schilder weisen sicher den Weg.

Der erste Schritt zur Verbesserung des Radwegenetzes ist aus der Sicht von Werner Fricke der kostengünstigste – das ­Installieren von ­Hinweisschildern. Die Stadt Halberstadt muss hier tätig werden, fordert er. Genauso beim Ausbau von Radwanderwegen wie zum Beispiel dem zwischen Halberstadt und Langenstein. Dafür gebe es großzügige Förderungen von bis zu 85 Prozent der Investitions­summe. Man muss nur zugreifen und sie nutzen. „Diese Chance darf nicht ungenutzt verstreichen. Ich zähle auf die Stadt“, hofft er.

Im Rathaus wird derzeit an der Erstellung eines Fahrradwege-Konzeptes für die sieben Ortsteile Halberstadts ­gearbeitet, berichtet Martin Habsick. Gern greift er dabei auf den ­Erfahrungsschatz von Werner Fricke zurück. Wann das Konzept fertig ist, kann er noch nicht sagen. Für die ­Finanzierung des Ausbaus des Harzvorland-Radweges zwischen Halberstadt und ­Langenstein steht die Stadt in der Verantwortung. Habsick kennt die Möglichkeiten einer hohen Förderung. Aber die Kommune müsse dafür einen Eigenanteil bereitstellen. Das sei bei der angespannten Haushaltslage nicht so einfach. Wann der Ausbau erfolgt, kann derzeit nicht gesagt werden.