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Harz Corona verdirbt Badespaß in Halberstadt

Verwaist ist seit Monaten das Freizeit- und Sportzentrum Halberstadt. Der zweite Corona-Lockdown beschert rote Zahlen.

Von Jörg Endries 02.02.2021, 00:01

Halberstadt l Winterzeit ist eigentlich Badezeit im Freizeit- und Sportzentrum (FSZ) Halberstadt. Tausende tummeln sich normalerweise in der Badelandschaft, in der Sauna und in den anderen Einrichtungen des Freizeitparadieses zu Füßen der Spiegelsberge. Seit 16. Dezember 2020 ist das FSZ komplett geschlossen – bis auf Weiteres, heißt es auf der Internetseite. Die Corona-Pandemie bescherte dem Unternehmen den zweiten Lockdown.

Bereits der erste Lockdown im März/April 2020 war für das FSZ schwierig. Zumal der Januar und Februar dem Unternehmen einen Zuwachs der Besucherzahlen von immerhin 15 Prozent zu den Vorjahren bescherte. Dann folgte der Einbruch. Aber damals gab es wenigstens schnell wieder Hoffnung auf eine baldige Öffnung, weil die Infektionszahlen relativ schnell gesunken sind, so die Geschäftsführer Christian Mokosch und Derk Bartel. Ab Mai durfte das FSZ damals wieder die Tore öffnen. „Wir kamen mit einem blauen Auge davon“, betont Christian Mokosch.

Der zweite Lockdown verläuft schärfer. Bad und Sauna seien mittlerweile seit dem 28. Oktober den dritten Monat in Folge geschlossen, dann folgte ab 2. November das Fitnessstudio und der Friseur ab 16. Dezember. Derzeit ist noch völlig offen, wann das FSZ wieder öffnen darf. „Wir blicken trotzdem optimistisch auf die kommenden Monate. Nach Licht und Schatten kommt auch wieder Licht“, sagt Christian Mokosch zuversichtlich.

Dennoch bekommt das Unternehmen, das zum Firmenverbund der städtischen Nosa gehört, die wirtschaftlichen Auswirkungen des erneuten Lockdowns bereits hart zu spüren, informieren die FSZ-Geschäftsführer. Die Mitarbeiter wurden bereits zum zweiten Mal innerhalb von zehn Monaten in die Kurzarbeit geschickt. Für die Motivation der Belegschaft eine harte Herausforderung, sagt Christian Mokosch. „Unsere Mitarbeiter gehen gern zur Arbeit“, betont der Geschäftsführer. Sie bräuchten dringend wieder eine Perspektive.

Das Freizeit- und Sportzentrum ist in der gesamten Region normalerweise ein absoluter Gästemagnet. Etwa 350.000 Besucher zählen das Sea Land mit Sauna, Sport Land und Beauty Land, so Derk Bartel. Durch die erneute Schließung verzeichne man bisher einen Einbruch von 30 Prozent – also fast 105.000 Gäste weniger als in einem ganz normalen Jahr. Damit brechen natürlich auch die Einnahmen des FSZ ein. „Der Umsatz liegt sonst bei um die vier Millionen Euro im Jahr. Die Erlöse sind bislang um 25 Prozent zurückgegangen“, zieht Christian Mokosch eine bittere Bilanz. Das sind immerhin etwa eine Million Euro. Mit jeder weiteren Woche der Schließung würde die Negativbilanz natürlich weiter wachsen.

Die Geschäftsführer sind froh, dass das FSZ eine Tochter der städtischen Holding Nosa ist. Durch den wirtschaftlichen Verbund, zu dem die Halberstadtwerke, die Halberstädter Wohnungsgesellschaft, die Abwassergesellschaft und die Halberstädter Verkehrsgesellschaft gehören, sei man finanziell robuster aufgestellt. Trotzdem überprüfe man derzeit, ob das FSZ Corona-Überbrückungshilfen vom Bund bekommen kann. Während des ersten Lockdowns sei das nicht möglich gewesen.

Der einzige Posten, den die Corona-Pandemie derzeit senkt, sind die Unterhaltskosten für das geschlossene FSZ – 20 Prozent weniger als zu den Öffnungszeiten. Der gesamte Gebäudekomplex ist auf den Notbetrieb heruntergefahren worden. Dazu gehört zum Beispiel die Heizung. Derzeit ist es in den Räumen ungemütlich kalt. Die Temperatur ist auf 15 Grad gesenkt worden, berichtet Derk Bartel. Allerdings muss die Lüftung permanent weiterlaufen, um Feuchtigkeitsschäden zu verhindern. Einige Beschäftigte würden zwei bis drei Stunden in der Woche zur Wartung der Technik ins Haus kommen. Das Wasser müsse in Bewegung bleiben. So müssten zum Beispiel die ­Duschen alle 72 Stunden betätigt werden, damit sich keine Legionellen (gefährliche Bakterien) einnisten können.

„Wir müssen auch aufpassen, dass die Technik durch den Stillstand keine Schäden bekommt. Immerhin ist das Freizeit- und Sportzentrum bereits über 20 Jahre alt“, informiert Christian Mokosch.„Wir hoffen, dass beim Hochfahren der Anlagen alles gut geht“, so die beiden Geschäftsführer. Trotz der bislang noch unklaren Zukunft, planen Christian Mokosch und Derk Bartel natürlich das Wiedereröffnungsszenario, obwohl es derzeit noch keinen Termin dafür gibt. Aber das sei ganz normal, wenn man weiß, dass einzelne Bereiche der Freizeiteinrichtung einige Tage benötigen. Die Wasserbecken seien zum Beispiel erst in vier bis fünf Tagen wieder startbereit.

„Uns ist bewusst, dass wir in der Kette der Wiedereröffnung nach der Pandemie nicht an erster Stelle stehen“, sagt Christian Mokosch. Aber die Zeit werde kommen. Und dann hoffen die Geschäftsführer auf den Nachholeffekt, den es auch im vergangenen Jahr nach dem ersten Lockdown gab.

„Wir konnten unter anderem am Halberstädter See einen leichten Anstieg der Besucherzahl registrieren“, berichtet Derk Bartel. Waren es 2019 dort 23.200 Gäste, so kamen im Pandemiejahr 2020 immerhin 23.600. Eigentlich wären es sogar noch deutlich mehr gewesen, weil das Wetter im September noch einmal ungewöhnlich schön war. Allerdings befand sich zu diesem Zeitpunkt der See bereits im turnusmäßigen Winterschlaf. Dafür habe es von Bürger Kritik gehagelt. „Wir konnten den See logistisch kurzfristig leider nicht wieder öffnen“, bedauert Christian Mokosch. Das würde allerdings nicht noch einmal geschehen. „Wir werden uns ab diesem Jahr auf längere Sommer und damit verbundene Badezeiten am Halberstädter See einstellen.“