Kulturgeschichte Freude über ein besonderes Buch
Einem Superlativ widmet sich ein Buch, das in Osterwieck vorgestellt wurde. Klaus Thiele hat eine Geschichte der Stephanikirche verfasst.
Osterwieck l Ein Geschichtsbuch besonderer Art ist das Werk, das Dr. Klaus Thiele am Freitag der Öffentlichkeit präsentierte. Nicht nur, weil es sehr umfangreich und ziemlich schwer ist.
Die Abhandlung zur Kulturgeschichte der Kirche, einer Stadt und einer Landschaft im Reformationsjahrhundert – so der Untertitel – ist so etwas wie eine Inventarliste der Stephanikirche, die einen Superlativ darstellt.
Nicht nur, dass sie auf besondere Weise ein Beispiel der früh-reformatischen Gotteshäuser ist. Sie ist auch die einzige im ganzen Landkreis Harz und weit darüber hinaus, die eine früh-romanische Fassade trägt. Das Westwerk der Stephanikirche Osterwieck ist nie über- oder umgebaut worden.
Solche Superlative in der Stadt zu haben, freut nicht nur Tourismusfachleute, sondern auch Politiker, wie den Worten von Ingeborg Wagenführ (Buko) Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde, und Ulrich Simons (CDU), Ortsbürgermeister Osterwiecks, zu entnehmen war. Beide dankten Klaus Thiele für dessen Einsatz zum Erhalt und zur Erforschung der Kirche.
Zu Beginn sei er „völlig uninformiert gewesen“, wollte aber mehr zu jedem Objekt erfahren, sagte Thiel, „da greift man nach allen Seiten, sammelt immer weitere Informationen.“ Der Niedersachse erinnerte an Theo Gille, Gerd Reiche und Willi Hahne, die ihm viel Wissen über Osterwieck und seine Geschichte vermittelt haben, sodass die Kulturgeschichte der Kirche auch zu einer der Stadt und der Region geriet.
Ulrich Simons verwies da-rauf, dass das Buch nicht leicht zu lesen sei, aber besondere Schätze beinhalte. So seien zuvor noch nie die Ratstabula ausgewertet worden. Und wer weiß heutzutage schon, dass vor Jahrhunderten die Kirche als Darlehensgeber für Häuslebauer agiert hat. Simons widersprach Thiel in einem Punkt. Der hatte berichtet, dass es insgesamt sieben Jahre intensiver Arbeit bedurfte, bis die Abhandlung inhaltlich fertiggestellt und dank der Fotos und gestalterischen Hilfe seiner Frau Liselotte druckbereit war. „Du arbeitest eigentlich schon seit dem 19. November 1989 an diesem Buch, als Du das erste Mal mit dem Fahrrad nach Osterwieck kamst, um die Stephanikirche zu besuchen.“
Dass Thiele das Buch gestern im Energieberatungszentrum (EBZ) Osterwiecks und nicht in der Stephanikirche vorstellte, hatte mehrere Gründe. Zum ersten ist hier das Tourismusbüro der Stadt beheimatet. Zum zweiten zählt das EBZ neben Kulturlandverein Osterwieck, Stadt Osterwieck und Privatleuten zu denen, die mit ihrer Spende die Drucklegung des Buches ermöglichten, von dem zunächst 50 Stück von Olaf Ladde gedruckt wurden. Hier und im Heimatmuseum kann man das Buch erwerben.
Mit 94 Euro ist es nicht billig. Aber angesichts der akribischen Arbeit ist es eher ein Fachbuch, zudem soll der Erlös in einen Fonds zur weiteren Sanierung der Kirche fließen.
Andreas Huth vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sagte zu der Veröffentlichung: „Alle, die sich in Zukunft mit der Stephanikirche befassen, werden nicht darum herumkommen, sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen.“ In ihm finden sich Erläuterungen zu allen Grabplatten, zu allen Schlusssteinen, Sandsteinreliefs, Inschriften und den Malereien auf den Emporen. Es enthält Kirchen-, Stadt- und Adelsgeschichte.
Dass ein bislang einzigartiges Angebot wie das von Avacon, Stadt und Halberstadtwerken getragene Energieberatungszentrum Ort der Präsentation war, freute Stadtwerkechef Reiner Gerloff: „Effizient mit Energie umzugehen, ist eine Forderung an uns alle. Aber wir brauchen ganz besonders auch jene Menschen, die ihre Energie aufbringen, um die Schätze zu heben, die wir hier in unserer Region haben. So halten wir auch die Menschen hier .“