Berliner schenkt Heimatmuseum historische Hefte und Zeitungen aus der früheren Druckerei Zickfeldt Gedruckte Schätze seiner Vorfahren bewahrt
Wahre Schätze in gedruckter Form erhielt gestern das Osterwiecker Heimatmuseum. Der Berliner Dr. Wilfried von Nyssen schenkte der Stadt Zeitungen, Hefte und Bücher aus der einstigen Druckerei Zickfeldt.
Osterwieck l Fast wäre auch Wilfried von Nyssen ein gebürtiger Osterwiecker geworden, flachste er. So wie sein Großvater und sein Vater. Doch seine Mutter, die sich in Osterwieck vor der Geburt ihres Sohnes ausruhte, schaffte es noch in ihren Wohnort Leipzig, wo Wilfried von Nyssen schließlich zur Welt kam. 1933 war das. Nach Leipzig hatte es Vater Erich Franz Wilhelm von Nyssen als Buchhändler verschlagen, während Großvater Friedrich Carl Wilhelm von Nyssen sein Leben lang in Osterwieck blieb - und sein Leben lang für die damals weit über die Stadt hinaus bekannte Druckerei Zickfeldt arbeitete.
Ab etwa 1880 stand der 1865 geborene Großvater bei Zickfeldt in Lohn und Brot - mutmaßlich bis in die 1930er Jahre. Aus dieser Zeit hatte er zahlreiche heimatgeschichtliche Schriften gesammelt und durch Weitergabe zunächst an seinen Sohn für die Nachwelt bewahrt. Der heute in Berlin wohnende Wilfried von Nyssen, der nächstes Jahr 80 wird, entschloss sich nun, diese vom Vater geerbten Schätze dem Heimatmuseum Osterwieck zu schenken. Und dazu noch eine Medaille, die sein Großvater vom Deutschen Buchdruckerverein anlässlich seines 40-jährigen Berufsjubiläums erhalten hatte.
Wilfried von Nyssen war mit Ehefrau Gisela extra für diese Übergabe nach Osterwieck gefahren. Im Gepäck befanden sich beispielsweise Sonderausgaben der alten Ilsezeitung zur Eröffnung der Osterwieck-Wasserlebener Eisenbahn 1882, von der Einweihung des Bismarckturms 1904 oder vom Jubiläum 50 Jahre Ilsezeitung 1918.
Mehrere Büchlein befassen sich mit der Geschichte der Freien Reichsherrschaft Schauen und der Lüttgenröder Geschichte von Kirche und Stötterlingenburg. Andere Hefte aus den 1930er Jahren beschäftigen mit den Flurnamen der Gemarkung Osterwieck sowie Wüstungen, also vormaligen Siedlungen, im Raum Osterwieck.
"Die Chronisten und Schüler werden damit arbeiten können", freute sich Museumsleiterin Christine Krebs über die Geschenke, die sie zusammen mit Ortsbürgermeister Ulrich Simons entgegennahm. Sie denke auch darüber nach, eine Weihnachtsausstellung mit diesen Druckerzeugnissen für die Öffentlichkeit zu gestalten.
Im Krieg für ein dreiviertel Jahr in der Stephanischule
Wilfried von Nyssen ist nur selten in der Stadt seiner Vorfahren, das letzte Mal war es kurz nach der Wende. Einmal habe er versucht, auf dem Friedhof das Grab seines Großvaters zu finden. Aber es sei schon eingeebnet gewesen. 1943/1944 habe er nach der Ausbombung in Leipzig für ein dreiviertel Jahr die Stephanischule in Osterwieck besucht.
Der Klassenraum befand sich in der heutigen Kleiderkammer. Beruflich trat Wilfried von Nyssen in die Fußstapfen seiner Osterwiecker Vorfahren und arbeitete in der Mediengestaltung.