Bundestagsabgeordnete wollen aufklären, um mehr Organspender vor Ort zu gewinnen Gespräche als Mittel gegen die Angst
Mehr Menschen dazu bewegen, dass sie einen Organspendeausweis unterschreiben, das ist das Anliegen einer Initiative der SPD-Bundestagsfraktion. Für die Abgeordneten gehört eine umfassende Information dazu. In Weferlingen fand eine Diskussion Pro und Contra Organspende statt.
Weferlingen l Aufklärung und Transparenz - darauf setzen die Sozialdemokraten, wenn es um das Thema Organspende geht. Die Schere zwischen denen, die der Organspende offen gegenüber stehen und denen, die tatsächlich einen Organspenderausweis mit sich herumtragen, ist groß.
Die Botschaft der beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Waltraud Wolff und Heinz-Joachim Barchmann ist an diesem Abend klar: Deutschland braucht mehr Organspender. Und sie wissen: Das geht nur durch umfassende Aufklärung und Information. Das kann Arlett Dölle, Gesundheitsreferentin der Techniker Krankenkasse, aus ihrer Praxis bestätigen: "Die Bürger haben viele Fragen, und wenn man auf sie zugeht, stellen sie sie auch."
Ein wichtiger Grund des vorsichtigen Umgangs mit der Organspende, der im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion im Weferlinger Haus der Generationen und Vereine immer wieder zur Sprache kam, ist die Angst der Menschen.
"Bin ich wirklich tot, wenn die Organentnahme erfolgt", bringt Angela Leuschner auf den Punkt, was an diesem Abend viele denken. "Wird mir als Spender trotzdem alle notwendige Hilfe und alle Behandlungen zuteil", fragt die Oebisfelderin.
Ähnliche Gedanken äußert auch Silke Schindler aus Wanzleben. "Werde ich nach einem Unfall am Straßenrand überhaupt optimal versorgt, wenn ich einen Spenderausweis habe", fragt sie.
Christa Wachsmuth ist Geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung für Organtransplantation in der Region Ost und viel gefragte Gesprächspartnerin im Haus der Generationen und Vereine. Sie versichert, dass eine umfassende Hirntoddiagnostik unverzichtbar sei, bevor eine Organspende in Frage kommt. Wer nach einem Unfall verletzt am Straßenrand liegt, komme als Spender gar nicht in Frage, denn die lebensrettenden Maßnahmen der Intensivmedizin sind unverzichtbar für einen Spender.
Sozialminister Norbert Bischoff hat einen Organspendeausweis in seiner Tasche. "Die Unsicherheiten sind noch immer groß. Aber es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man es gemacht hat", weiß der Minister aus eigenem Erleben.
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patentschutz, der aus Dortmund die weiteste Anreise hatte, sieht die Organspende und den Umgang damit kritisch, ohne sie abzulehnen. Für ihn gibt es auch nach der Novellierung des Transplantationsgesetzes noch zu viele zentrale Fragen, die nicht geregelt sind, so zum Beispiel die Verteilungsgerechtigkeit. Wenn man einen Organspender fragt, wer denn das Organ bekommen soll, kommt fast ausnahmslos der Satz: Wer es am dringendsten braucht. "Aber ist derjenige auch der mit den höchsten Erfolgsaussichten auf eine erfolgreiche Transplantation", stellt Eugen Brysch eine Frage in den Raum.
Albrecht Kaiser aus Wolmirstedt ist 75 Jahre und besitzt einen Organspendeausweis. Er will wissen, ob es Sinn mache, das Organ eines 75-Jährigen einem 25- oder 40-Jährigen zu transplantieren. Die Chance, dass das Organ noch gänzlich gesund ist, sei doch gering, meint er. Da konnte Christa Wachsmuth ihn aber beruhigen. Entscheidend sei nicht das Alter eines Spenders, sondern diverse Untersuchungen, die über Eurotransplant zu einem geeigneten Menschen führen, der das Organ benötigt. Sieben Länder arbeiten bei Eurotransplant zusammen, und Christa Wachsmuth konnte feststellen, dass viel mehr Organe als Spenden nach Deutschland kämen als umgekehrt.
Ina Köhn aus Wegenstedt berichtet von einer Aufklärungsaktion in der Calvörder Sekundarschule. Gemeinsam mit Evelyn Wagner, einer ehemaligen Schülerin, informierte sie 9. Klassen zum Thema.