Warnstreik in Osterwieck bei der Firma Reinstmetalle / IG Metall erhöht in Tarifverhandlungen Druck Gewerkschafterin: "Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze"
Osterwieck (mhe) l In der Firma Reinstmetalle Osterwieck sind am Dienstag Arbeiter in einen einstündigen Warnstreik getreten. Tatjana Stoll, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Halberstadt, berichtete über den Stand der Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft. "Wenn es heute Nacht in Bayern kein Ergebnis gibt, wird gestreikt."
5,5 Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall. "Die Zahl ist realistisch", unterstrich Stoll. Die Arbeiter sollen damit an den Gewinnen der Unternehmen beteiligt werden. Das Angebot der Arbeitgeber von 2,3 Prozent wertete sie als Reallohnverzicht.
Die Firma Reinstmetalle, landläufig auch als Arsenfabrik bezeichnet, ist nach Informationen der IG Metall das einzige Osterwiecker Unternehmen dieser Branche mit einem Betriebsrat. Es wäre letztendlich in der Stadt auch das einzige, das einen Tarifabschluss übernehmen würde. Tatjana Stoll sieht das als Nachteil für die Region. "Die Arbeitgeber müssen sich überlegen, wie sie die Facharbeiter halten wollen." Und: "Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze." Innovationen seien die treibende Kraft.
13 Mitarbeiter hat die Reinstmetalle Osterwieck, deren Zentrale PPM im Westharzer Langelsheim ist. Auch dort wird Arsen produziert - aber zu höheren Löhnen. Seit Jahresbeginn und noch bis mindestens Ende Juli ist Kurzarbeit angesagt, wie Betriebsratsvorsitzender Ringo Klingenberg berichtete. Wie es danach weitergeht, wisse derzeit niemand.
"Es ist wichtig, dass alle Betriebe mitziehen, auch kleine", unterstrich Manfred Tiedemann, Betriebsrat im Radsatzwerk Ilsenburg. Er unterstützte die Osterwiecker gestern ebenso wie sein Kollege Burkhard Büttner von VEM Wernigerode. Bei PPM Langelsheim, Radsatzwerk Ilsenburg und am Montag bei der KSM Castings GmbH Wernigerode hat es bereits weitere Warnstreiks gegeben.