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  7. Großartige Lieder von der Liebe zu Gott und zum anderen Geschlecht

Mitglieder des Chores der evangelischen Studierendengemeinde Heidelberg geben ein beeindruckendes Konzert im Halberstädter Dom Großartige Lieder von der Liebe zu Gott und zum anderen Geschlecht

Von Renate Petrahn 06.08.2012, 03:26

Halberstadt l Eindringliche Klangbilder mit einem Hauch Exotik bestimmen am Sonnabend die Atmosphäre im Dom St. Stephanus zu Halberstadt. Der Chor der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Heidelberg, im Alltagsleben Studenten der Theologie, der Mathematik, der Geisteswissenschaften, präsentiert Chormusik aus Afrika und Südamerika.

Ausschlaggebend für die Auswahl der Stücke, sagt Dirigent Xaver Detzel, war der Gedanke, die "Vielfalt der Musik dieser beiden Kontinente darzustellen und einen Überblick über den Facettenreichtum dieser Musik zu geben". Unter dem Motto "Sana Sananina - Lobe den Herrn" bewiesen die 30 Sängerinnen und Sänger eindrucksvoll nicht nur ihre Klangfülle, ihr Gespür für Intonation und Klarheit der Lieder, sondern auch ihr musikalisches Können. In beeindruckender Weise gelang es ihnen, das Wesentliche der Musik auf beiden Kontinenten - Lebenskraft und Dynamik - zum Klingen zu bringen: Gleichermaßen beeindruckend war auch Klang- und Rhythmusgefühl der Sänger, wie beispielsweise beim traditionellen Zulu-Lied "Siyahamba - Wir marschieren im Licht Gottes", dem Lieblingslied des Chores. Als Solisten waren die Bassisten Thomas Büttner und Johannes Fröschle zu hören.

Wenn Musik aus Afrika und Südamerika erklingt, dann dürfen Trommeln nicht fehlen. Ein spezielles Kompliment geht daher an Tobias Hartmann, der die aus Westafrika stammende "Jembe" und an Xaver Detzel, der den "cajón", die aus Peru stammende "Kistentrommel", spielte. An der Orgel gestaltete Domkantor Klaus-Erhard Heinrich gewohnt meisterlich die musikalische Verbindung zwischen Afrika und Südamerika. Das Orgelstück des Portugiesen António Correa Braga: "Batalha de 6º Tom" - ein Tribut an die iberische Orgelmusik des 17. Jahrhunderts (und an die beiden großen Seefahrernationen) - bildete den Übergang zur Musik aus Südamerika. Die Orgelimprovisation über "Sometimes I Feel Like a Motherless Child" führte die Zuhörer danach zurück nach Afrika.

Schon allein der Beginn und der Abschluss des Konzertes waren nicht alltäglich. Mit dem südafrikanischen Folksong: "Masithi Amen - lasst uns singen: Amen", in der Sprache der Xhosa, betrat und verließ der Chor durch den Mittelgang die Kirche. Ein Höhepunkt des ersten Teils war die "Missa Africana" von Michael Schmoll, eine lateinische Messe mit Kyrie, Gloria, Halleluja, Sanctus, Agnus Dei, mit Musik aus verschiedenen afrikanischen Ländern.

Der erste und dritte Teil der Aufführung bot eine überaus überzeugende Präsentation der stark von der Folklore geprägten geistlichen Lieder aus Südafrika, Botswana, Sambia, Ghana, Tansania und Namibia (u.a. "Nkosi Sikelel\' iAfrika - Gott segne Afrika"), ausdrucksstark von den Sängern mit Handzeichen begleitet.

Der zweite Teil des Konzerts war Südamerika gewidmet. Im Gegensatz zur Liebe zu Gott, die im ersten und dritten Teil des Konzertes den Inhalt der Lieder bestimmte, beschäftigten sich hier die Lieder vor allem mit der irdischen Liebe. Zu hören war mitreißende Musik aus Kuba, Venezuela, Argentinien, die von europäischen, afrikanischen und indigenen Einflüssen geprägt ist; wie der Bolero "Juramento" von Miguel Matamoros (Kuba) und "Tangueando - Follow the sun" von Oscar Escalada (Argentinien) oder das sehr eingängige "Un poquito cantas".

Den Abschluss des Programms bildete das an das Musikprojekt Enigma erinnernde "Adiemus" von Karl Jenkins/Mike Ratledge. Die Zuhörer wurden im Laufe des Konzertes immer mehr von der Musik mitgerissen, sodass es viel spontanen Applaus gab, der in einen lang anhaltenden Beifall am Schluss des Konzertes mündete. Und es waren nicht wenige Zuhörer, die sich anschließend persönlich bei dem Chor aus Heidelberg und dessen Dirigenten für diesen besonderen Musikgenuss bedankten.