Nordring Grüne Öko-Siedlung

Gelüftet ist das Geheimnis, wer im Nordring Halberstadts die Abrissbrachen wieder beleben möchte. Die WGH plant eine grüne Öko-Siedlung.

Von Jörg Endries 10.11.2015, 07:00

Halberstadt l Abgeschrieben ist der ehemalige Nordring in Halberstadt als Wohnstandort noch lange nicht. Nachdem vor 12 Jahren dort etwa 900 Plattenbauwohnungen aus den 1980er Jahren von der Halberstädter Wohnungsgesellschaft (HaWoGe) und der Wohnungsbau Genossenschaft Halberstadt (WGH) abgerissen wurden, plant ein Alteigentümer wieder mit der Abrissbrache. Dort, wo einst die Wohnblöcke standen und heute die Natur die Flächen zurückerobert hat, soll eine neue Wohn-Siedlung der Wohnungsbau Genossenschaft Halberstadt entstehen.

„Wir wollen den Gartenstadt-Gedanken südlich der bestehenden Gartenstadt fortführen“, outet sich WGH-Vorstand Karl-Heinz Schönfeld exklusiv im Volksstimme-Gespräch als Ideengeber. Die Genossenschaft besitzt im ehemaligen Nordring insgesamt 28 000 Quadrameter Grund und Boden, und der soll nicht ungenutzt bleiben. Zumal dort die gesamte Infrastruktur immer noch vorhanden sei: Straßen, Gehwege, Grünflächen, Schule, Kindertagesstätte, Straßenbahnhaltestelle und eine Handelseinrichtung.

In der WGH arbeite man bereits seit Jahren an einem Plan zur Errichtung einer Genossenschaftssiedlung. Dafür habe man einen idealen Standort in Halberstadt gesucht und mit den Abrissflächen im ehemaligen Nordring gefunden. „Über diese Absicht haben wir die Stadtverwaltung informiert und haben dort Unterstützung erfahren“, berichtet der WGH-Vorstand.

Karl-Heinz Schönfeld kann bereits erste Pläne zur Wiederbebauung des Areals präsentieren. „Die Grundidee geht vom Bau von etwa 45 Ein- und Zwei-Familienhäusern aus“, erzählt der Halberstädter. Die sollen „mit völlig neuen Grundrissen“ komplett barrierefrei sein. „Natürlich soll auch dort das Konzept der grünen Genossenschaft umgesetzt werden“, betont der Vorstand. Bedeutet, die Wohngebäude werden als Passivhäuser errichtet, die so gut wie keine Fremdenergie verbrauchen. Damit verfolge man die Idee zum Bau einer „grünen Öko-Siedlung in Halberstadt“. Karl-Heinz Schönfeld: „Wir haben den Anspruch innovativ zu sein, und das wollen wir mit der Gartenstadt-Süd weiter umsetzen.“

„Energie zu sparen ist der beste Klimaschutz“, betont Karl-Heinz Schönfeld immer wieder. Die Genossenschaft hat das zur Firmen­philosophie erklärt. Die will man beim Projekt Gartenstadt natürlich auf hohem Niveau fortsetzen.

WGH-Gebäude erhalten bisher nicht nur eine Dämmung, um den Energieverbrauch zu senken. Sondern in vielen Fällen ­Photovoltaikanlagen, mit denen grüne Energie im großen Stil erzeugt wird. Die in den vergangenen Jahren in der Kreisstadt installierten über 60 Photovoltaik-Anlagen liefern zum Beispiel gegenwärtig etwa 1,4 Megawattstunden Strom mit der Kraft der Sonne. Das erspart der Umwelt einen CO2-Ausstoß in Höhe von über 1,3 Millionen Kilogramm pro Jahr. Dafür waren Investitionen in Höhe von insgesamt über 3,3 Millionen Euro notwendig. Etwa 59 Prozent der insgesamt 3904 WGH-Wohnungen werden derzeit teilweise oder ganz mit erneuerbarer Energie versorgt. Ein Fragezeichen steht allerdings noch hinter dem Termin des Baubeginns für die neue Gartenstadt-Süd. „Karl-Heinz Schönfeld betont: „Aber wir stehen dazu. Das ist auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept der Stadt Halberstadt nachzulesen.“

Einstimmig fiel auch das Votum der Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses aus, denen zwar nicht die ­detaillierte Planung vorlag, aber die Absicht den Nordring als Wohnstandort zu reaktivieren. Sie sprachen sich dafür aus, den Plan weiter zu verfolgen.