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Tourismus Halberstadt: Rentner liebt seinen Job

Eckhard Monzien ist Botschafter seiner Heimatstadt. Der Halberstädter zeigt seit fast 14 Jahren Touristen Schönes und Interessantes.

Von Jörg Endries 31.07.2023, 09:46
Eckhard Monzien ist seit vielen Jahren Stadtführer in Halberstadt.
Eckhard Monzien ist seit vielen Jahren Stadtführer in Halberstadt. Foto: Jörg Endries

Halberstadt - Zu einem besonderen Halberstädter Team gehört Eckhard Monzien. Er teilt gerne, vor allem sein umfangreiches Wissen über seine Heimatstadt. Der Halberstädter ist einer von derzeit 15 Stadtführern, die über die Tourismuszentrale der Kreisstadt, der Halberstadt-Infomation von Touristen gebucht werden können. 15 hört sich zwar viel an, doch bei den zahlreichen Gästen aus nah und fern, die jedes Jahr Halberstadt auf ihrer Reiseroute fest verankert haben, relativiert sich diese Zahl, betont die Chefin der Halberstadt-Information, Christiane Strohschneider. Immerhin hätten im vergangenen Jahr 8036 Touristen eine Führung durch die Stadt geordert. Nach der Corona-Pandemie sei man da schon wieder auf einem guten Weg.

Der 73-Jährige, der einst als Diplom-Ingenieur für technische Kybernetik seine Brötchen verdiente, befindet sich schon seit vielen Jahren im Ruhestand. Doch ausruhen oder Langeweile vor sich herschieben ist nicht sein Ding. Er entdeckte vor mehr als 13 Jahren seine Liebe für den ganz besonderen Job, dem er als Rentner viel Zeit widmet - Eckhard Monzien wurde Stadtführer.

„Zum Ende meines Berufslebens habe ich in Halberstadt die Volkszählung geleitet. Dadurch bin ich letztendlich auf die Stadtführer aufmerksam geworden“, erinnert er sich. Er absolvierte einen Lehrgang und bestand die Prüfung, die erforderlich ist, um Stadtführer zu werden. Ein Schritt, den Eckhard Monzien bis heute nicht bereut hat. „Es bereitet einfach viel Spaß, Menschen die kulturellen Schätze Halberstadts zu zeigen und die interessante Geschichte zu vermitteln.“ Und Halberstadt selbst ist ihm nicht genug. Touristen zeigt er auch die Schönheiten des Landkreises Harzes, begleitet Gäste auf Busrundreisen.

„Wenn man die Prüfung zum Stadtführer bestanden hat, ist man ja noch kein Stadtführer. Man muss sich erst mal sammeln, die Zeit im Auge behalten und man muss wissen, was man den Gästen vermitteln will. Es ist anfangs eine Zeit des Lernens“, so der Senior.

Anfangs sei auch eine gehörige Portion Lampenfieber dabei gewesen. „Heute nicht mehr“, sagt der Halberstädter. Die Aufgabenstellung sei, die Stadt den Touristen so interessant zu präsentieren, dass sie bestenfalls wieder kommen oder andere auf Halberstadt aufmerksam machen. Im Schnitt wird allein Eckhard Monzien bis zu 40 Mal im Jahr gebucht.

Es gebe zwar auch digitale Führungen durch Halberstadt, berichtet Christiane Strohschneider. „Doch so im direkten Gespräch, wo man auch auf Fragen eingehen und die Stadt näher bringen kann, ist gehaltvoller und persönlicher“, betont sie.

„Meine Gäste stammen fast alle aus Deutschland. Viele fragen nach der Geschichte Halberstadts oder nach Dichtervater Gleim. Bisher gab es keine Frage, auf die ich keine Antwort hatte“, so der erfahrene Stadtführer.

Die normale Stadtführung steht unter dem Motto „1200 Jahre Geschichte entdecken“ und dauert 90 Minuten, dann gebe es auch weitere thematische Führungen. Das sei dann schon ambitioniert von der Zeit her.

„Sie können nicht den letzten Stein erklären, die Hauptinformationen über die Museen, von Gleim und den Kirchen müssen kommen“, sagt Eckhard Monzien. Er habe die Erfahrung gemacht, dass für viele Gäste Halberstadt nicht nur irgendein Punkt auf der Urlaubsliste ist. „Die Menschen, die gezielt nach Halberstadt kommen, wollen auch viel über die Stadt wissen.“

Zu den Lieblingsorten des Stadtführers gehören die vielen und schönen Kirchen sowie die Museen seiner Heimatstadt. „Ich vermisse allerdings, dass wir in unsere Martinikirche, die die Silhouette der Stadt mit ihren unterschiedlichen Türmen bestimmt und immer wieder Thema bei den Gästen ist, in diesem Jahr so gut wie gar nicht reingekommen sind.“ Das Gotteshaus gehört zu den absoluten Lieblingsorten des 73-Jährigen. „Wenn ich in der Kirche stehe, die Geschichte und die Figuren erläutere, das mache ich sehr gerne.“

Wenn man Eckhard Monzien als „alten Hasen“ unter den Stadtführern bezeichnet, nimmt er das nicht krumm. Es sei zwar vieles an Wissen über die die Stadt aufgrund der fast 14-jährigen Tätigkeit als Stadtführer abrufbar. „Jede Führung ist anders. Ich muss mich nicht mehr bis zum Letzten vorbereiten, aber auf dem Weg von Zuhause zum Domplatz, wo die Gäste warten, bereitete ich innerlich den roten Faden für die Führung vor.“ Jeder Tag und jede Führung sei anders. „Größtes Lob für mich ist, wenn die Touristen zum Schluss sagen, ,Man merkt, Sie sind richtiger Halberstädter und machen das mit Herz und Seele’“, so der Stadtführer. „Nur Geschichtszahlen runter zu rattern, das ist es nicht. Man muss schon mit dem gewissen Gefühl bei der Sache sein.“

Der Stadtführer entdeckt auch selbst gern als Tourist die Welt. Städtereisen mit Führung stehen bei Eckhard Monzien ganz oben auf der Wunschliste. Erst vor kurzem war er auf Kosika und Sardinien. „Es war eine super Reise, mit einer super Führung. Natürlich bewertet man die Kollegen.“