Einzelhandel Halberstadt will Händler fit machen für den Online-Vertrieb

Halberstadt
Wenn es funktionieren soll, muss es richtig gemacht werden. Was zusätzliche Arbeit bedeutet, weshalb wohl viele Einzelhändler und Dienstleister in Halberstadt und der Region noch davor zurückschrecken, sich und ihre Produkte im Onlinehandel zu präsentieren.
Dazu kommt, dass Marktriesen wie Amazon und Co. scheinbar übermächtig sind, und auch auf diesen digitalen Märkten muss man erstmal gefunden werden als kleiner lokaler Anbieter. Doch all das ist möglich. Davon sind nicht nur Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU) und Wirtschaftsförderer Thomas Rimpler überzeugt, sondern auch Vertreter der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammern und Händler.
Mit eigenen Erfahrungen unterstützen
Jens Kaßmann zum Beispiel hat bereits seit vielen Jahren Erfahrungen gesammelt beim Aufbau eines funktionierenden Onlinehandels. „Er ist gern bereit, anderen Händlern mit ganz konkreten Auskünften zu helfen, damit sie nicht über die gleichen Fallstricke stolpern wie er. Deshalb würde er gern einen Online-Stammtisch ins Leben rufen“, sagt Daniel Szarata am Mittwochnachmittag nach einer Pressekonferenz für die neue Veranstaltungsreihe „digital lokal Harz“.
Szarata musste berichten, weil die Verbindung der Redaktion in die Konferenz leider nach 20 Minuten zusammenbrach – Probleme, die inzwischen so mancher kennt, der Beratungen und Versammlung per Videokonferenz verfolgt.
Kaufverhalten ändert sich
Doch die Begeisterung dafür und der Stolz darauf, dass in Halberstadt das Angebot von „digital lokal Harz“ startet, ist dem Oberbürgermeister anzumerken. „Es ist doch ganz natürlich, dass die Kreisstadt die Initialzündung für ein Projekt im Harzkreis gibt“, sagt Szarata. Und dass es ein kostenloses Angebot für Händler und Dienstleister ist, mache die Sache noch interessanter.
Viele Händler kämpfen mit einem sich verändernden Kaufverhalten der Kunden, Nicht erst seit der Corona-Pandemie tätigen viele Menschen ihre Einkäufe im Internet. Doch die pandemiebedingten Ladenschließungen verschärfen das Problem, bestätigt Enrico Burau.
Verlängerte Ladentheke
Der Centermanager der Rathauspassage berichtet, dass viele stationäre Händler gerade mit existenziellen Sorgen kämpfen. „Aber wir dürfen den Trend nicht verschlafen, dass mehr im Netz bestellt wird. Wir müssen für unsere Kunden so attraktiv wie möglich auch dort unterwegs sein und es ihnen so einfach wie möglich machen, bei uns zu kaufen – im Laden, aber auch im Internet.“
Einige Händler seien bereits mit eigenen Onlineshops vertreten, aber viele fragen sich noch, wie sie dabei sein können. Dass in der Passage mit dem Freifunk-Verein kostenloses W-Lan zur Verfügung stehe, sei ein erster Schritt für die „verlängerte Ladentheke“.
Regionale Marktplätze, die einfach zu handhaben sind – für Händler wie für Kunden, – seinen ein guter Weg, um beide Seiten zu entwickeln, den Onlinehandel wie den stationären Handel. Damit auch die Innenstädte profitieren und nicht mehr und mehr veröden.
Konkrete Vorgehensweisen im Angebot
Das sieht auch Stefan Voigt so. Der stellvertretende Leiter des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Magdeburg kann auf gute Beispiele verweisen. In Zusammenarbeit mit der IHK Magdeburg hat das Kompetenzzentrum – eines von 26 in ganz Deutschland – Schulungsmodule entwickelt. Die wollen Lösungen vorstellen, die sich bewährt haben. Anhand von Praxisbeispielen und mit weiterführenden Informationen unterstützen wir alle, die sich in Sachen Digitalisierung und Onlinepräsenz besser aufstellen wollen“ so Voigt.
Deshalb gibt es auch Beratungen direkt vor Ort, kostenlose Checklisten, Leitfäden und Anforderungsanalysen, die die Händler und Dienstleister konkrete Hilfestellung geben.
Halberstadt hat diese Angebote nun aufgegriffen und will helfen, in der Region mehr Online-Präsenz zu schaffen. In Zusammenarbeit mit mehreren Partnern will man so zunächst bei den Unternehmen die Grundlagen schaffen, sich den Herausforderungen der digitalen Welt zu stellen – ganz praktisch, aber auch mit dem Blick auf rechtliche Fragen.
„In den Stadtratsfraktionen wird ja schon etwas länger diskutiert, einen lokalen digitalen Marktplatz zu schaffen. Aber bevor wir das tun, müssen unsere Unternehmer in der Lage sein, sich dort auch präsentieren zu können“, sagt Daniel Szarata. Weshalb die Stadt den Service von IHK und Kompetenzzentrum gern aufgenommen habe. Am 29. April startet die kostenlose Schulungs- und Informationsreihe mit dem Workshop „Online sichtbar werden! Tipps & Kniffe für Multichannel-Marketing“.