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Halberstädter Dom Seit zwei Jahrzehnten wird restauriert

Aufwendige Arbeiten zur Rettung des Westportals des Halberstädter Doms haben vor 20 Jahren begonnen. Bis heute sind sie nicht beendet.

Von Jörg Endries 17.05.2018, 01:01

Halberstadt l Aggressive Umwelteinflüsse haben über Jahrzehnte den Halberstädter Dom geschädigt. Säure hat am Kalkstein gefressen. Bedroht war besonders das imposante Westportal. Die Folgen sind bis heute zu sehen. Um Haaresbreite wäre der älteste Teil der Kathedrale für immer verloren gewesen. Im Auftrag der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt hat 1998 die umfangreiche und aufwendige Restaurierung begonnen, die bis heute nicht abgeschlossen ist.

Der Grundstein für die Rettung des etwa 12 Meter hohen Westportals, das von 1236 bis 1486 entstand, ist von 1997 bis 2008 gelegt worden. Der sogenannte saure Regen hat dem Bauwerk zugesetzt. „Schwefelverbindungen im Niederschlag reagierten mit dem Kalkstein und wandelten die Steinoberfläche in Gips um,“ erklärt Ralf Lindemann, Bau­direktor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Die Folge waren massive Abplatzungen und Risse. Während der zehnjährigen Restaurierung bis 2008 sei der Gips stabilisiert worden. „Leider kann man den Prozess nicht rückgängig machen“, bedauert Ralf Lindemann. Die gipsgeschädigten Kalksteinoberflächen wurden konserviert und gereinigt.

Etwa 700.000 Euro sind damals in das Vorhaben geflossen, das bis heute Modellcharakter hat. Bedeutet, von den Erkenntnissen zur Sicherung des Portals und des sich zersetzenden Kalksteins profitiert nicht nur das Halberstädter Gotteshaus. Fachleute in ganz Deutschland können darauf zurückgreifen. Uwe Kalisch vom Institut für Diagnostik und Konservierung an ­Denkmalen in Sachsen-Anhalt e. V. betont, dass es bis zu den Arbeiten am Portal kein Festigungsmittel zur Konservierung der Gipsoberflächen gegeben habe. Jetzt hat man eines. Uwe Kalisch überwacht den Einfluss des Klimas auf die Risse. „Gips verhält sich bei Wärme und Kälte anders als Stein. Das muss man ständig im Auge behalten.“ Auch die Feuchtigkeit wird gemessen.

„Seit 2008 steht das Westportal unter Beobachtung beziehungsweise erfolgen immer wieder Restaurierungsarbeiten“, informiert Ralf Lindemann. Die Steinrestauratorin Corinna Grimm sowie der Halberstädter Bildhauer Daniel Priese haben seit zehn Jahren ein wachsames Auge auf das Portal. Denn die Witterungseinflüsse wirken nach wie vor, obwohl die Luft sauberer ist als in den 1990er Jahren. „Daher ist es notwendig, regelmäßig die Steinoberflächen zu überprüfen“, sagt Corinna Grimm. Bei dem sogenannten Monitoring nehmen die Fachleute die Portalzone in Augenschein und klopfen vorsichtig die Oberflächen ab. Mit wenigen Kontrollstellen habe man begonnen. Ab 2011 sind es kontinuierlich mehr geworden. Mittlerweile gibt es etwa 100. Die werden jedes Jahr fotografiert und mit älteren Aufnahmen verglichen, um festzustellen, ob sich etwas verändert hat.

Die Fachfrau bestätigt: „Das Westportal befindet sich derzeit in einem stabilen und guten Zustand. Ohne kontinuierliche Überwachung wär das nicht der Fall.“ Schäden fallen somit sofort auf und nicht erst, wenn es zu spät ist. Die Steinrestaurarorin lobt das Engagement der Kulturstiftung, „die so lange durchhält und das Projekt unterstützt“.

„Dank der Kontrollen und Reparaturen können wir den derzeitigen Zustand lange Zeit halten“, betont Ralf Lindemann. „Wobei das Portal und der gesamte Dom ständig ein Pflegefall sind.“

Sollte sich am derzeitigen Erhaltungszustand des Westportals etwas dramatisch zum Schlechten wenden, müsste man allerdings reagieren und erneut über eine mögliche ­dauerhafte Einhausung diskutieren. Damit könnte man die Witterungseinflüsse auf das Portal aussperren. Eine Lösung, die für den Dom nicht so neu wäre. Während der Restaurierung bis 2008 war das Westportal schon einmal hinter einer provisorischen Einhausung über Jahre verschwunden. Über eine dauerhafte Lösung sei nach deren Abbau gesprochen worden. Letztendlich habe die Kulturstiftung davon Abstand genommen, weil diese Lösung dauerhaft das Erscheinungsbild des Doms verändern würde. Für die Zukunft könne man sie jedoch nicht ausschließen.

Die Stiftung stellt für die jährlichen Kontrollen und für die Sicherung problematischer Stellen jährlich bis zu 3.000 Euro zur Verfügung. Insgesamt sind es für den Erhalt des imposanten Halberstädter Domes allein in diesem Jahr etwa 600.000 Euro, sagt Ralf Lindemann.