Thales Bürgermeister verlangt wegen Nazi-Vergleich Entschuldigung Hammer verwundert: "Dafür gab es nicht den geringsten Anlass"
Halberstadt/Thale (ru). Mit "Verwunderung" hat Gero Hammer die "ungewöhnlich scharfe Reaktion" von Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) in der Sonnabendausgabe der Volksstimme gelesen. Balcerowski hatte sich zu Hammers Äußerungen während des Intendanten-Talks beim Theaterfest in Quedlinburg geäußert und von ihm eine öffentliche Entschuldigung gefordert. Hammer habe darauf einen Brief an Thales Bürgermeister geschrieben, der der Volksstimme vorliegt.
In dem Brief bedauert der ehemalige Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters, dass Balcerowski nicht bei dem Theaterfest dabei war. Auch bedauere Hammer, wenn er mit seinen Formulierungen irgendjemand in Thale zu nahe getreten sei. "Während und nach der Veranstaltung sind mir solche Meinungen nicht zu Ohren gekommen. Sollte sich jemand in seiner Integrität als Demokrat beschädigt fühlen, bin ich auch zur Entschuldigung bereit - nur gab es dafür nach meinem Verständnis nicht den geringsten Anlass."
Zur Sache selbst, beteuerte Hammer in seinem Schreiben, zu Thales Kommunalpolitik niemals einen "Vergleich der Stadt Thale mit der Nazizeit" angestellt zu haben. Richtig hingegen sei, dass er vor der Veränderung des Profils des Harzer Bergtheaters zu einer beliebigen Veranstaltungsstätte gewarnt habe. Hammer: "In der Nazizeit war das Harzer Bergtheater mit völkischen Folkloreveranstaltungen zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken."
Anschließend erläutert der Halberstädter die Bedeutung des einstigen "schönsten Natur-Theaters Deutschlands", das 1903 von Dr. Ernst Wachler gegründet wurde und seine erste Blütezeit von 1925 bis 1932 erlebte. "In dieser Zeit wirkte hier der damals bekannte Max-Reinhardt-Regisseur Erich Pabst, der mit Klassikeraufführungen auf hohem Rang die Theaterwelt auf die \'Grüne Bühne\' aufmerksam machte und diese zu einer begehrten Adresse werden ließ."
Von 1933 bis 1945 habe es keine Fortsetzung dieser künstlerischen Arbeit gegeben. "1946 knüpfte der Quedlinburger Theatermann Ulrich Velten an die Tradition von Erich Pabst an und ließ in völliger Übereinstimmung mit der Stadt Thale das Bergtheater künstlerisch und auch baulich neu entstehen." Das Harzer Bergtheater sei Landestheater gewesen. Veltens hochrangige Klassikeraufführungen seien seit 1954 durch die "Deutschen Festspiele" fortgesetzt worden.
Hammer weiter: "Nach der Wende war ich an der Gründung des Nordharzer Städtebundtheaters maßgeblich beteiligt und kümmerte mich seit 1992 auch um die Fortsetzung der anspruchsvollen künstlerischen Arbeit des Theaters \'auf dem Berg\'. Dabei war mir Ihr damaliger Amtsvorgänger ein sehr hilfsbereiter Partner, so dass es bis 1999 zu jährlich gegenseitig vorteilhaften Kooperationsvereinbarungen kam."
Mit Interesse habe Hammer in Balcerowskis Leserbrief von den finanziellen Leistungen der Stadt Thale für das Städtebundtheater gelesen. "Bei dem Engagement hätte die Stadt doch längst Mitglied des Zweckverbandes werden können und sich so eine qualifizierte Mitsprache an der Spielplangestaltung sichern können", schreibt Gero Hammer und fügt abschließend hinzu: "Wieso Warnungen vor einer möglichen Fehlentwicklung (das Theater spielt in diesem Jahr nur noch 40 Vorstellungen im Bergtheater!) \'unerträglich\' sein können, bleibt mir unverständlich. Das Harzer Bergtheater hat zuallererst Theatertradition."