In der Tradition von Wilhelm Grünewald - Porzellankurs im Museum Handwerkerhaus bietet ideales Atelier
Das Museum Haldensleben ist um eine Attraktion reicher. Ganz in der Tradition des Neuhaldensleber Porzellanmalers Wilhelm Grünewald trafen sich Frauen und ein Mann, um sich selbst in der Porzellanmalerei zu versuchen. Anleitung fanden sie bei Gudrun Gaube, einer erfahrenen Diplom-Designerin, die Jahrzehnte in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen tätig war.
Haldensleben. Seit das Handwerkerhaus gleich hinter dem Museum an der Langen Straße instandgesetzt und ausgestaltet wurde, bemüht sich Museumsleiter Ulrich Hauer darum, es mit Leben zu erfüllen und das zu besonderen Tagen wie am Museumstag auch für die Besucher zu dokumentieren. So ist er auch schon seit längerem mit Gudrun Gaube in Kontakt, um die Diplom-Designerin für eine Mitwirkung im Museum zu gewinnen. Die gebürtige Haldensleberin hat Jahrzehnte in der Entwicklungsabteilung der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen gearbeitet. Jetzt hatte sie sich bereit erklärt, in einem Kurs ihre Erfahrungen in der Porzellanmalerei weiterzugeben.
Gudrun Gaube rückte mit zahlreichen Büchern über Porzellangestaltung an, die als Vorlagen dienen konnten. Die meisten Teilnehmer allerdings malten eher aus ihrer Fantasie. Uwe Bosse, der sich in seiner Freizeit mit Filzarbeiten und dem Bemalen von Eiern beschäftigt, hat ein Motiv gewählt, das ihn auch sonst bewegt. Dem Wefensleber haben es Bäume angetan, und so entstand ein Miniaturbild mit einer zauberhaften Baumlandschaft. "Bäume und Landschaften sind mein Thema", versicherte Uwe Bosse, mit Porzellanfarben habe er bisher noch nicht gearbeitet. "Solche Silhouette habe ich mit Ölfarbe noch nicht hinbekommen", freut er sich. Gespannt ist er nun, wie das Bild nach dem Brand aussieht. Dieses Bild wird nie ausbleichen, ist er sich sicher. Bosse sah sich in den Räumen im kleinen Atelier im Handwerkerhaus um und geriet ins Schwärmen. Die Räume sind ideal, er habe ganz intensiv gearbeitet und kaum Pause gemacht. Die Umgebung inspiriere geradezu zu kreativen Arbeiten.
In einem kleinen Nebenraum, der ebenfalls nur Glasscheiben in der Fachwerkwandkonstruktion hat, um den Einblick zu ermöglichen, sitzt Renate Henke. Die Haldensleberin ist Mitglied der Künstlergilde und malt am liebsten Blumenstillleben. Sie malt nur mit Aquarellfarben und hat sich auch beim Bemalen von Porzellan für Wasserfarben entschieden. Renate Henke hat sich einen weißen Teller und eine große Porzellantasse mitgebracht. Sie wollte etwas anfertigen, das man auch benutzen kann. Aus einem der Fachbücher hat sie ein etwas abstrahiertes Blumenmotiv ausgesucht und nachgemalt. Nun ist sie gespannt, wie die Farben nach dem Brennen aussehen.
Treffen wiederholen
An einer Glasscheibe wird an Wilhelm Grünewald erinnert. Der Porzellanmaler war ab 1850 in Neuhaldensleben tätig. Das Museum verfügt über wertvolle Originalstücke aus dieser Zeit. In der Zeit des Biedermeier wurde das Porzellan bevorzugt mit Landschaften, Stadtansichten, monochromen Scherenschnittporträts, Blumenbuketts und Streublümchendekoren bemalt, weiß Ulrich Hauer. Und da knüpft Gudrun Gaube mit ihrem Kursangebot an. Jeder soll nach seinen Wünschen und Ideen malen, versichert die gebürtige Haldensleberin, die ihrer Heimatstadt weiter verbunden ist. Sie staunt, wieviel Kreativität die Kursteilnehmer entfalten.
Für Dorothee Beckers, die aus der Zeitung von diesem Kurs erfahren hat und sich spontan angemeldet hat, ist es der erste Malversuch. So etwas habe sie noch nie zuvor gemacht, sie hatte einfach Lust dazu, erzählt die Flechtingerin. Nach Anleitung hat sie erst mit einer Feder ihr geplantes Bild vor- und dann mit Farbe ausgemalt. Sie hat sich für Blätter entschieden, und das ist auf Anhieb gelungen. Martina Wohl aus Jersleben hat da schon mehr Übung, sie verziert sonst Fingernägel, was eine ruhige Hand voraussetzt. Die Jersleberin bevorzugt Blumenmotive. Ihre Tochter Vivien steht ihr in nichts nach, auch die junge Frau brachte ein tolles Blumendekor auf eine kleine Porzellanplatte.
Stefanie Gaube, gebürtige Bodendorferin, die jetzt in Braunschweig lebt und arbeitet, gestaltet mehr mit Computertechnik und ist fasziniert von den feinen Strichen und Figuren, die sie auf eine Fliese bannt. Auch Julia Eggestein, Mediendesign-Studentin aus Haldensleben, hat sich für filigrane Muster entschieden. Sie hat sich zwar Bücher angesehen, malt aber lieber frei.
Aus diesem ersten Treffen könnte etwas Regelmäßiges entstehen. Ob nun einmal im Monat oder in anderen Abständen, alle sind dafür, sich wiederzutreffen. Jeder könnte zu Hause arbeiten und seine Werke mitbringen. "Wir können uns aber auch gemeinsam ein Thema vornehmen", meint Gudrun Gaube, die gern wiederkommt. Das Museum verfügt über einen Brennofen, also beste Voraussetzungen. Weitere Interessenten können sich im Museum melden, Tel. (03904) 2710.
Am Sonnabend wird übrigens wieder das Porzellan-Forum Sachsen-Anhalt im Museum tagen. Da geht es dann aber wie im Vorjahr um historisches Porzellan.