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Personelle Querelen Heftiger Konflikt im Harzer Polizeirevier

Im Polizeirevier Harz rumort es. Zwischen Revierchef Marco Zeuner und Kripochef Sven Gratzik hängt der Haussegen schief.

Von Dennis Lotzmann 17.01.2018, 15:05

Halberstadt/Magdeburg l Vereinfacht lässt sich die Situation im Harzer Polizeirevier wohl so auf den Punkt bringen: In der Chefetage hängt der Haussegen mindestens schief, manch einer spricht gar von Krieg zwischen Revierchef Marco Zeuner und Kripochef Sven Gratzik, quasi der Nummer zwei im Revier. In der vorgesetzten Polizeidirektion (PD) Nord in Magdeburg ist man über das Scharmützel, das sich die beiden Spitzenbeamten liefern, wenig erbaut. Nun hat das Schreiben eines Beamten den Konflikt eskalieren lassen. Das Papier aus dem Harzer Revier ging an die vorgesetzte Behörde in Magdeburg, die die Staatsanwaltschaft einschaltete.

Um welche Vorwürfe es ganz konkret geht, ist unklar. Offenbar ist wohl auch Zeuners Führungsstil ein Thema. So ist davon die Rede, dass er gegenüber Beamten zuweilen hohen Druck aufbaue, der mitunter Krankschreibungen zur Folge habe.

Der 48-jährige Polizeidirektor gilt als zielstrebig und kann bislang eine Bilderbuchkarriere vorweisen. Er leitet das Harzer Revier seit Dezember 2016, zuvor waren unter anderem Aschersleben, Sangerhausen sowie Halle und Magdeburg Stationen.

Nach dem Auftauchen des jüngsten Schreibens – offenbar nicht der ersten Beschwerde – hat die zuständige PD Nord reagiert. Die Vorwürfe mündeten in eine Anzeige, die der Staatsanwaltschaft in Halberstadt zur Prüfung vorgelegt worden ist.

„Wir haben die Vorwürfe am Montag geprüft und sehen keinerlei strafrechtliche Relevanz“, betont Behördenchef Hauke Roggenbuck. Vielmehr handele es sich um interne Vorgänge im Polizeirevier Harz. Es habe weder eine Strafanzeige gegeben, noch sei seine Behörde vom Amts wegen tätig geworden, betont der Oberstaatsanwalt.

Also alles künstlich hochgekocht? Mitnichten. Dass gerade in der Chefetage des Reviers der Haussegen schief hängt, ist längst ein offenes Geheimnis. Vor allem Revierleiter Zeuner und Kripochef Sven Gratzik hätten massive persönliche Probleme, heißt es hinter vorgehaltener Hand immer wieder.

Ebenso wie Zeuner hat auch Gratzik schon viele Stationen im Polizeiapparat durchlaufen. Vor gut zehn Jahren sorgte er als Staatsschützer in der PD Ost in Dessau für Wirbel. Eigentlich im positiven Sinne, weil er zusammen mit zwei anderen Beamten in überdurchschnittlich vielen Fällen rechter Gewalt ermittelte und so die Statistikzahlen mit rechten Taten regelrecht nach oben schossen. Letztlich sorgte das behördenintern für Knatsch – insbesondere weil ein Vorgesetzter seine agilen Staatsschützer auszubremsen versuchte. Gratzik bescherte der Skandal öffentliche Schlagzeilen. Er wurde zeitweilig vom Dienst freigestellt, ein Disziplinarverfahren und später Versetzungen auf Posten, auf denen er kalt gestellt wirkte. Dem Vernehmen nach soll sein Wechsel in den Harz bei früheren Kollegen nicht nur Trauer ausgelöst haben. Was wiederum auch Parallelen zu Zeuner aufkommen lässt. Aber: Führungskräften eilt nicht nur Applaus hinterher.

Kritisch wird im Polizeirevier auch der Umgangston zwischen den Akteuren auf der obersten Führungsebene gesehen. Mehrfach habe Zeuner Gratzik in Besprechungen vor der versammelten Mannschaft runtergeputzt, heißt es. „Das macht man in dieser Form und an dieser Stelle nicht. Das ist schlechter Stil“, so ein Augenzeuge. Andere leitende Beamte können das indes nicht bestätigen. Letztlich müsse sich aber auch niemand wundern, wenn zwei Führungskräfte dieses Kalibers direkt aufeinander träfen. „Das sind klassische Alphatiere, wie es immer so schön heißt“, so ein Insider.

Sowohl Zeuner als auch Gratzik wollten sich am Dienstag zu den Vorwürfen nicht äußern. „Ich habe keine Aussagegenehmigung“, erklärte Zeuner. Gratzik ist nach Recherchen der Volksstimme nicht Verfasser des jüngsten Beschwerde-Schreibens. Doch schließt das eine Instrumentalisierung aus?

Dem Vernehmen nach könnte auch Zeuners Stellung als Schutzpolizist im Konflikt eine Rolle spielen und sich die Kripo im Revier nicht genügend gewürdigt sehen. Insider sprechen auch davon, dass das Revier in zwei Lager gespalten sei. Womöglich auch, weil die Polizei insgesamt personell unterbesetzt ist.

Der Dienstherr der beiden Spitzenbeamten ist angesichts der Entwicklung alarmiert. Es habe mit beiden schon viele Gespräche gegeben, heißt es in der Chefetage der PD Nord. Auch wenn die innere Sicherheit im Harz nicht gefährdet sei, wie Präsident Andreas Schomaker betont, sei es schwierig, in dieser Situation Erfolge zu erzielen. „Wir unternehmen alles, was nötig ist, um ein vernünftiges Arbeiten zu ermöglichen.“ Zu konkreten Plänen wollte sich Schomaker nicht äußern. Aber: „Wir werden sowohl zeitlich als auch inhaltlich angemessen reagieren.“

Sollten sich die Akteure nicht zusammenraufen, bliebe wohl nur die Versetzung. Dass Zeuners Vorgänger Dietmar Schellbach zurückkehrt, ist nach Schomakers Worten aktuell kein Thema. Schellbach arbeitet in der PD Nord. Und die Chefs dürften mit einer Versetzung neue Probleme heraufbeschwören. Angemessene Stellen für einen oder zwei Spitzenbeamte zu finden, wäre die nächste Herausforderung.