1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Leer stehende Häuser: Hinter prächtigen Osterwiecker Fassaden kein Leben

Leer stehende Häuser Hinter prächtigen Osterwiecker Fassaden kein Leben

Etliche Häuser der Osterwiecker Altstadt stehen leer. Den Gründen und Aussichten auf die Spur gegangen (Folge 3).

Von Mario Heinicke Aktualisiert: 26.07.2025, 19:56
Investor gesucht: Mittelstraße 26, eines der früheren Brauhäuser in Osterwieck, mit  prächtiger Fassade von 1578.
Investor gesucht: Mittelstraße 26, eines der früheren Brauhäuser in Osterwieck, mit prächtiger Fassade von 1578. Foto: Mario Heinicke

Osterwieck. - Erst vor wenigen Jahren hatte das Osterwiecker Bauamt die Eigentümer leer stehender Gebäude angeschrieben, um zu erkunden, was sie denn vorhaben. Ob sie sanieren, verkaufen oder auch nichts von beidem wollen. „Von vielen kam aber keine Rückantwort“, bedauert Bauamtsmitarbeiterin Katrin Löhr.

In der Mittelstraße stechen fünf Häuser mit ihrem Leerstand heraus. Von den Eigentümern der Nummern 10 (altes Kino), 15 und 16, die noch weitere Gebäude in der Altstadt besitzen, sind keine Sanierungsabsichten bekannt. Die Nr. 15 war übrigens 1967 nach Abriss des Vorgängerbaus als massiver Neubau unter Verwendung vorheriger Fassadenteile errichtet worden.

Bei der Nr. 22 trügt der Schein insofern, dass das Vorderhaus leer steht, aber das Hofgebäude bewohnt ist. Die Mittelstraße 26, historisch ein Brauhaus, steht momentan wieder zum Verkauf. Wobei in der Vergangenheit schon mal ein Interessent in der Stadt vorgesprochen hatte, ohne sich aber danach noch mal zu melden.

Licht und Schatten gibt es in der Neukirchenstraße. Katrin Löhr freut sich, dass das Haus Nr. 4 neue Eigentümer hat, die innen auch gleich mit dem Bauen losgelegt haben.

Zuversichtlich ist sie auch für die Nummer 14, die baulich in den Preußischen Hof (heute Jans Restaurant) eingebettet ist. Der Eigentümer hat im Bereich der früheren Hotelzimmer bereits Wohnungen eingerichtet. Auch der Saal, das sogenannte U-Boot, soll saniert werden.

Härtefall in Neukirchenstraße

Als einen Härtefall bezeichnet die Bauamtsmitarbeiterin hingegen die Neukirchenstraße 17, das Eckhaus zur Mauerstraße. Hier seien vor wenigen Jahren trotz Vorwarnungen alle Dachziegel abgenommen worden. Danach wurde es nur notdürftig geschlossen, die Sanierung stockt seitdem. Inzwischen seien auch Bauordnungsamt und Denkmalschutzbehörde dran.

Das große Haus Neukirchenstraße 24, dessen großer Ladenraum ganz früher mal ein Kunsthandwerkgeschäft war und zuletzt als Informationsbüro der Deutschen Glasfaser genutzt wurde, ist seit Jahren nicht mehr bewohnt worden. Es soll nach Information von Katrin Löhr nun verkauft werden.

Szenenwechsel zur Nikolaistraße. Die Nummer 2, als alte Post bekannt, gehört wegen ihrer 21 Brüstungstafeln mit Inschriften zu den wertvollsten Fachwerkhäusern der Altstadt. In den 1990er Jahren dachten die Stadtväter, dass das Gebäude im kommunalen Eigentum sei und bereiteten eine Sicherung vor. Doch etwa zur Jahrtausendwende erhielt eine große Erbengemeinschaft die Immobilie zurück.

Das Vorhaben verzögerte sich bis 2006. Der Zustand war inzwischen so schlecht geworden, dass der Aufstieg in ein Obergeschoss lebensgefährlich war. Die Eigentümergemeinschaft sei in den 25 Jahren seitdem noch größer geworden, das Gebäude werde fremdverwaltet, berichtet Katrin Löhr. Vor wenigen Jahren hatte es einen Kaufinteressenten gegeben, die Sanierung war sogar in die Finanzplanung der Altstadtsanierung aufgenommen gewesen. Der Verkauf scheiterte nach Einschätzung der Bauamtsmitarbeiterin an der Größe der Eigentümergemeinschaft, alle Interessen der einzelnen Mitglieder unter einen Hut zu bekommen.

In Sachen Leerstand gehört die Nikolaistraße zu einem Schwerpunkt in Osterwieck, vor allem mit den kleineren Häusern zur Neukirchenstraße hin. Von Eigentümern sind dort keine Sanierungsabsichten bekannt, auch keine Kontaktaufnahme. Gleichfalls nicht bezüglich der Nr. 34 weiter zur Stadtmitte hin.

Demgegenüber gibt es gute Nachrichten über die großen Backsteingebäude Nikolaistraße 26 und 27. Diese sind verkauft und werden auch schon saniert. Und ganz frisch ist die Auskunft, dass die Gebäude Nr. 36 und 36A verkauft werden sollen. Der Kontakt zu den Käufern war erst vor Kurzem auch unter Vermittlung des Bauamtes zustande gekommen. Das kleinere der beiden Häuser soll dabei nach Information von Katrin Löhr zuerst saniert werden, voraussichtlich zur Nutzung als Ferienwohnung.

Mittelstraße 15, zu DDR-Zeiten quasi neu gebaut, und 16.
Mittelstraße 15, zu DDR-Zeiten quasi neu gebaut, und 16.
Foto: Mario Heinicke
Neukirchenstraße 17, aus Sicht der Bauverwaltung ein Härtefall.
Neukirchenstraße 17, aus Sicht der Bauverwaltung ein Härtefall.
Foto: Heinicke
Alte Post, Nikolaistraße 2: Problem riesige Erbengemeinschaft.
Alte Post, Nikolaistraße 2: Problem riesige Erbengemeinschaft.
Foto: Heinicke
Baubeginn Nikolaistraße 26 und 27.
Baubeginn Nikolaistraße 26 und 27.
Foto: Heinicke