Projekt der Uni Hannover beschäftigt sich auch mit dem Farsleber KZ-Zug Historiker trifft sich in Hillersleben mit Zeitzeugen zu einer Gesprächsrunde
Hillersleben. Klaus-Peter Keweloh, umtriebiger Hobbyhistoriker aus Hillersleben, wird immer mehr zu einer gefragten Kontaktperson, wenn es um Ereignisse der Hillersleber Geschichte geht. Kürzlich nahm Dr. Thomas Kubetzky von der Leibniz-Universität Hannover Kontakte mit dem Hillersleber auf.
Dr. Kubetzky arbeitet an einem vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Kooperationsprojekt des Historischen Seminars der Leibniz-Universität Hannover und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle. Das Projekt ist mit "Erinnerte Gemeinschaften" betitelt.
Drei Züge verließen das KZ Bergen-Belsen
"Dabei geht es insbesondere auch um das Schicksal der Menschen, die im April 1945 aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen in drei Transportzügen in das Vernichtungslager Theresienstadt gebracht werden sollten", informierte Thomas Kubetzky am Mittwoch bei einem Treffen mit Klaus-Peter Keweloh in Hillersleben.
"Auf die drei Transportzüge waren insgesamt etwa 6700 Menschen verteilt. Nur einer dieser Züge erreichte nach einer mehrtägigen Irrfahrt zwischen den Fronten tatsächlich Theresienstadt. In ihm befanden sich zirka 1700 Personen, hauptsächlich ungarische Juden. Die anderen beiden Transporte wurden von amerikanischen Truppen am 13. April bei Farsleben und am 23. April von sowjetischen Truppen bei Tröbitz (östlich von Torgau) befreit, nachdem die Begleitmannschaften geflohen waren. In dem in Tröbitz befreiten Transport befanden sich etwa 2700 jüdische Menschen aus 12 Nationen, darunter viele Niederländer, Franzosen, Polen und Griechen. Auch in dem bei Farsleben befreiten Transport, in dem sich etwa 2500 Menschen befanden, waren mehrere Nationen vertreten", berichtete Dr. Kubetzky.
Die Überlebenden des bei Farsleben gestrandeten Zuges wurden nach Hillersleben gebracht, wo noch viele von ihnen an Krankheiten und Entkräftung verstarben.
"Wir haben als Jugendliche bis 1953 die Gräber gepflegt", erzählte Hanna Hämmerle, die mit Eberhard Reisner sowie Elfriede und Edmund Zollweg als Zeitzeugin an dem Gespräch mit Dr. Thomas Kubetzky teilnahm. "Das war bis 1953. Danach wollten die Soldaten der hier stationierten Roten Armee auf diesem Areal einen Badesee anlegen", erinnerte sich Hanna Hämmerle. Doch bevor die Armeebagger die Grube für die Badeanstalt, die später im Volksmund als "Russensee" bezeichnet wurde, aushoben, sind die Gebeine der dort beerdigten jüdischen Menschen geborgen und umgebettet worden.
"Vermutet wird, dass sie auf dem Friedhof in Hillersleben-Siedlung liegen, wo ein Gedenkstein errichtet worden war", bittet Klaus-Peter Keweloh noch lebende Zeitzeugen um Unterstützung.
"Der Tag heute hat mich bei meinen Nachforschungen sehr viel weiter gebracht", freute sich Dr. Thomas Kubetzky über die Detailkenntnisse seiner Gesprächspartner. Er lobte noch einmal die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit Klaus-Peter Keweloh. "Ihn kennenzulernen war für mich ein Volltreffer."