Umwelt Hochwasserschutz ganz am Anfang
Landkreis und Kommune haben das Hochwasserproblem in Harsleben weiter fest im Blick. Kurzfristige Lösungen werden gesucht.
Harsleben l Vertreter der Landespolitik sind sich nach dem Vor-Ort-Besuch des Fachausschusses des Landtages in Harsleben mit den Behörden vor Ort einig: Am Goldbach muss der Hochwasserschutz durch bauliche Projekte im Oberlauf verbessert werden, damit vor allem Harsleben sowie Langenstein besser geschützt werden. Der Landkreis hat alle Kommunen aufgefordert, Hochwasserschutz-Alarmpläne zu erstellen, damit künftig vor Ort koordinierter geholfen werden kann.
„Das Thema bleibt Chefsache“, sagte Matthias Blessinger vom Sachgebiet Wasser des Landkreises Harz beim jüngsten Arbeitsgespräch mit den Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehr Harsleben. „So schlimm wie hier ist es nirgends“, betonte er mit Blick auf die Verbandsgemeinde Vorharz, die neben dem Goldbach zusätzlich mit Problemen an der Holtemme, der Bode und der Selke zu tun hat.
Für den akuten Schutz müsse die Feuerwehr besser für ihren Aufgaben als Wasserwehr vorbereitet werden. Dazu gehört ein Hochwasserschutz-Alarmplan mit einer Schwachstellenanalyse mit konkreten Handlungsrichtlinien.
„Dazu müssen auch die betroffenen Anwohner sich besser vorbereiten, selbst Sandsäcke vorhalten und sich bei Gefahr mit den Nachbarn abstimmen. Selbstschutz gehört zur dörflichen Gemeinschaft,“ betonte Blessinger.
Dass dies die meisten Anwohner wissen, machte Bürgermeisterin Christel Bischoff (Bürger für Harsleben) deutlich. Vor allem müsse ein guter Abfluss des Goldbachs im Ort gesichert werden. In Harsleben wäre nach Ansicht der Experten unter anderem ein Bypass für den Goldbach über den Sauteichsgraben hilfreich.
Alle bisherigen Ergebnisse einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Blankenburg, Halberstadt und Langenstein seien aber nicht umgesetzt worden. „Jürgen Meenken hat gute Ideen zu einem Hochwasserschutz vor Langenstein“, sagte Bischoff. Dennoch habe der Goldbach auch nach diesem Ort bei Unwetter noch viel Wasserzulauf.
Die Freiwillige Feuerwehr Harsleben hat nur noch 13 Aktive, die im Ehrenamt viele Aufgaben zu lösen haben. Es gibt kein Schlauchboot für den Notfall, aber zwei Pumpen, die 800 und 1500 Liter pro Stunde pumpen können. Das Füllen von Sandsäcken muss per Hand vorgenommen werden. Dazu wäre eine Maschine nötig. „Wo sollen wir Männer für eine Ablösung herbekommen“, fragte Wehrleiter Jürgen Kamm, der auch für die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde zuständig ist.
Bei dem Treffen wurden viele Schwachstellen am Goldbach in Harsleben genannt. Sein Bett müsste, wo es möglich ist, breiter ausgebaut und ertüchtigt werden. Im Bereich Kiefern gibt es viele Verkrautungen. Nötig wäre der Einbau von Rückschlagklappen an zwei markanten Stellen. Immer wieder wird auch der Bau der Goldbachbrücke am Hundeplatz kritisiert, der zwar nach damaligen Vorgaben ausgerichtet wurde, jetzt aber im Durchlauf viel zu eng ist. Nach der Erfahrungen vom jüngsten „Jahrhundert-Hochwasser“ wurde vor allem ein Problem deutlich: Die Kommunikation der Handelnden untereinander. Auch eine bessere Vorinformation zum Beispiel durch elektronische Pegelmessungen seien nötig.
Noch fehlt ein Stab für Außergewöhnliche Ereignisse (SAE) in der Verbandsgemeinde, bemängelte Wehrleiter Kamm erneut. Bei der Feuerwehr stehe die Rettung von Menschen im Mittelpunkt. Die Kameraden könnten deshalb nicht allen Anwohnern bei Wasserproblemen helfen.
Wie Harald Brockelt für die Verwaltung informierte, soll im dritten Quartal die Neuberechnung der Wassermengen vorliegen. Erst danach könnten die konkreten Planungen für bauliche Veränderungen starten.
Einig waren sich alle Verantwortliche, dass es für den Notfall eine personelle Verstärkung der Kräfte unter anderem aus dem Bauhof und der Verwaltung geben muss. Jens Pinske vom Sachgebiet Wasser des Landkreises Harz hat alle Anregungen des Abends notiert. Jetzt ist die Verwaltung gefragt, für jeden Ort der Verbandsgemeinde eine konkrete Schwachstellenanalyse zu überarbeiten, vorzulegen und laufend fortzuschreiben.
Christel Bischoff erwartet, dass der zweite Entwurf bis September/Oktober vorliegt, damit die Unterlagen dann auch mit den Mitgliedern der Harslebener Bürgerinitiative Hochwasserschutz beraten werden können.
In der jüngsten Sitzung der Verbandsgemeinde Vorharz sprach sie das Thema erneut an und erwartet, dass die Feuerwehren in die Arbeit mit einbezogen werden. Der Hochwasserschutz müsse eine Aufgabe des Unterhaltungsverbandes werden.