Holzplastiken und Spende, für die nie Geld floss

Erst verschwinden zwei Holzplastiken, dann 1200 Euro Honorar im Rahmen eines Sozialprojekts in Halberstadt, so der Vorwurf eines Holzgestalters, der seinen Lohn gespendet haben will. Die Figuren werden mittlerweile entstaubt, die Frage nach dem Verbleib des Geldes hinterließ einen faden Beigeschmack.

Halberstadt l Eine 1200-Euro-Spende, die in den Büchern der Aus- und Weiterbildungs GmbH Halberstadt (AWZ) nach der Abrechnung eines Projektes nicht auftaucht, hat bei Volksstimme-Lesern für Erstaunen gesorgt. Was war geschehen?

Bastian Elzner, ein Holzgestalter aus Badersleben, stellte kürzlich die Frage nach dem Verbleib von Holzfiguren und Geld. Er habe vor fast zwei Jahren in Halberstadt im Rahmen eines Bildungsprojektes mit Kindern Holzfiguren geschnitzt und sein Honorar, eben diese 1200 Euro, gespendet. Anschließend verschwanden die Figuren, die eigentlich an der Holtemme aufgestellt werden sollten (Volksstimme berichtete). Was mit dem Geld geschah, blieb ungeklärt. Die beiden Frauen, die das Projekt initiiert und begleiteten, hätten nie wieder mit ihm Kontakt aufgenommen.

"Schade, dass wir es nicht geschafft haben, das Projekt richtig zu Ende zu führen."

Während eines Vor-Ort-Termines in einem Lager der AWZ in Halberstadt, wo die halbfertigen Holzplastiken seit Projektende eingelagert waren, betonte AWZ-Geschäftsführer Detlef Rutzen, dass das gesamte Projekt sauber abgerechnet worden sei. Von einer Spende wüsste er nichts. Eine Antwort, die bei Lesern einen faden Beigeschmack hinterließ. "Wenn die Frauen das Geld erhalten haben, muss es ja irgendwo abgeblieben sein?", so eine oft gestellte Frage.

Nach Volksstimme-Recherche wird es noch komplizierter. "Eigentlich gibt es die Figuren nicht", wie Detlef Rutzen auf nochmaliger Anfrage informierte. Eine Akteneinsicht habe ergeben, dass mit Bastian Elzner nie ein Vertrag über die Anfertigung der Holzfiguren abgeschlossen worden sei. Folglich sei kein Honorar geflossen und die Figuren laut der Bücher nie entstanden. Demzufolge gebe es keine Spende, die sich daraus ableiten könnte. Fakt ist aber, dass das Holzkrokodil und die -schlange während eines Wochenend-Workshops im Rahmen des Sozialprojektes mit Kindern entstanden sind. Nach Lage der Dinge ist dieser nicht bezahlte Einsatz Bastian Elzners eine bargeldlose Spende.

Ein Fakt, den gestern auch eine der Frauen bestätigt hat, die das Projekt initiiert und verantwortet haben. Zwar sei ursprünglich ein Honorar über 1200 Euro mit Bastian Elzner ausgemacht gewesen, weil der Schnitzkurs mit den Kindern ursprünglich auf zwei Wochen ausgelegt war. Aus Zeitgründen sei es dazu aber nie gekommen. "Letztendlich beschränkte sich der Schnitz-Workshop auf zwei Tage. Dafür waren 300 Euro vorgesehen", so Jasmin M.. Weil kein Vertrag unterzeichnet wurde, sei auch kein Geld geflossen. Das habe man zur Finanzierung des Gesamt-Projektes ausgegeben. Sie habe mehrmals versucht, damals mit Bastian Elzner Kontakt aufzunehmen, was allerdings nicht gelungen sei.

Die Halberstädterin findet es bedauerlich, dass das Gesamt-Projekt, an dem bis zu 20 Kinder beteiligt waren, im Grunde verpufft ist. "Schade, dass wir es nicht geschafft haben, das Projekt richtig zu Ende zu führen. Wir haben wohl unsere Kräfte etwas überschätzt", resümiert sie. Denn auch die während der Aktion hergestellten Mülleimer, die in Halberstadt einen Platz finden sollten, sucht man bis heute vergebens. Die könne man nicht aufstellen, weil sie zu scharfkantig sind, begründete Andreas Karger von der Stadtverwaltung.

Jasmin M. findet es aber toll, dass Bastian Elzner die Holzfiguren aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt hat und dass diese jetzt aufgestellt werden sollen.

Bastian Elzner bestätigte gestern auf Volksstimme-Nachfrage, dass es keinen offiziellen Vertrag gegeben hat. "Unstrittig ist, dass ich mit den Kindern die Figuren geschnitzt und damit gearbeitet habe. Also hätte ich Anspruch auf das Geld gehabt." Der Holzgestalter freut sich jedoch, dass die Schlange und das Krokodil demnächst aufgestellt werden. "Beide habe ich mittlerweile richtig fertiggestellt, so dass es losgehen kann", so der Baderslebener.

Im Tiergarten Halberstadt sollen sie demnächst zu sehen sein, hieß es aus dem Halberstädter Rathaus.