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Hofbrauhaus Wolters aus Braunschweig als neuer Eigentümer investiert über 2 Millionen Euro In der Heidebrauerei beginnt noch in diesem Jahr der Bau des neuen Sudhauses

05.10.2013, 01:16

Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr beginnt für die Colbitzer Heidebrauerei jetzt ein Neustart unter den Fittichen der Muttergesellschaft Hofbrauhaus Wolters aus Braunschweig. Burkhard Steffen befragte dazu die Geschäftsführer Petra Haase und Peter Lehna.

Volksstimme: Wie sieht das neue Firmenkonstrukt konkret aus?

Peter Lehna: Obwohl die Hofbrauhaus Wolters GmbH aus Braunschweig die neue Eigentümerin der Colbitzer Heide-Brauerei ist, agiert das Unternehmen in Colbitz mit seinen bekannten Bierspezialitäten als die Heimatbrauerei Sachsen-Anhalts völlig selbstständig und eigenverantwortlich. Da keine Gewinnabführungsverträge mit der Muttergesellschaft bestehen und die Colbitzer Heide-Brauerei unter eigener Geschäftsleitung am Markt operiert, ist garantiert, dass das Unternehmen nicht aus Braunschweig fremdbestimmt wird. Andererseits hat die Heide-Brauerei in der Muttergesellschaft eine starke Partnerin im Rücken. Unter der neuen Geschäftsführerin Petra Haase wird das mehr als 140 Jahre alte Colbitzer Unternehmen seine Geschicke selbst in die Hand nehmen.

Frau Haase stammt aus einer alten und erfahrenen Brauerfamilie aus der Region Magdeburg. Sie hat bereits in Altenburg über viele Jahre unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage ist, eine regionale Biermarke erfolgreich am Markt zu etablieren. Ihre Herkunft, ihre Branchenkenntnisse und ihr Engagement sollen den Fortbestand des Braustandortes Colbitz garantieren. Unter der Regie von Frau Haase wird sich die Colbitzer-Heide-Brauerei künftig deutlich von den großen nationalen und internationalen Braukonzernen abheben.

Volksstimme: Wodurch soll sich das Colbitzer Bier von der Konkurrenz unterscheiden?

Petra Haase: Die Colbitzer Biere unterscheiden sich von industriell gefertigter Massenware durch gleichbleibend hohe Qualität aufgrund kleiner Produktionschargen, ausgewählter Rohstoffe und langer Lager- und Reifezeit. Das ist ein Unterschied, den man schmeckt. Äußerlich erkennt der Verbraucher die hohe Qualität der Colbitzer Bierspezialitäten bereits an ihrer neuen und zeitgemäßen Ausstattung. Werbliche Darstellung und Ausstattung haben eines gemeinsam: sie bringen aufmerksamkeitsstark und eindeutig zum Ausdruck, dass die Marke tief in ihrer Heimat - der Colbitz-Letzlinger Heide - verwurzelt ist.

Volksstimme: Bleibt es bei den bisher produzierten Biersorten?

Petra Haase: Die Hauptsorten Pils und Bock bilden auch weiterhin den Kern des Colbitzer Sortiments. Die beliebten Spezialitäten Colbitzer Dunkel und Colbitzer Edel runden das Angebot aus der Heide-Brauerei in idealer Weise ab. Aufgrund intensiver Marktforschung werden die bisherigen Sorten Schwarzbier und Hell unter Beibehaltung ihrer Produkteigenschaften in Colbitzer Dunkel und Colbitzer Edel umbenannt. Die Umbenennungen wurden vorgenommen, weil die Zielgruppe und die Kaufbereitschaft für ein Bier mit der Sortenbezeichnung Dunkel deutlich größer sind als die Käuferschicht für ein Produkt, das als Schwarzbier bezeichnet wird.

"Colbitzer Bierspezialitäten werden weiterhin nach den überlieferten Rezepturen gebraut."

Geschäftsführerin Petra Haase

Der Sortenbegriff Hell dagegen wird historisch bedingt in den Köpfen vieler Verbraucher mit negativen und minderwertigen Eigenschaften verbunden, während die Biersorte Edel als qualitativ hoch eingestuft wird. Bei allen Veränderungen bleibt eines jedoch unverändert erhalten: Die Colbitzer Bierspezialitäten werden weiterhin nach den alten und über viele Jahrzehnte überlieferten Rezepturen aus Colbitz gebraut.

Volksstimme: Welche Investitionen planen Sie in der Colbitzer Heidebrauerei?

Peter Lehna: Um den hohen Qualitätsansprüchen der Colbitzer Heidebrauerei gerecht zu werden, sind erhebliche Investitionsmaßnahmen geplant. Allen Plänen voran steht der Neubau eines Sudhauses mit modernster und die Umwelt schonender Technologie. Allein dieses Projekt wird eine Investitionssumme von etwa 1,2 Millionen Euro verschlingen. Rechnet man die Investitionen für die Instandhaltung und Modernisierung der Bereiche Gärung, Lagerung und Abfüllung hinzu, sind für die nächsten 24 Monate Investitionen von weit über 2 Millionen Euro geplant.

Volksstimme: Wie sieht der zeitliche Ablauf aus?

Petra Haase: Sobald die Baugenehmigung vorliegt, wird mit dem Abriss des alten Sudhauses und des alten Kesselhauses begonnen. Der Schornstein soll allerdings als Wahrzeichen der Brauerei stehen bleiben. Wir hoffen, dass dann noch vor Wintereinbruch die Grundplatte des neuen Sudhauses gegossen werden kann. Das ist allerdings abhängig vom Fortschritt beim Abriss und von der Witterung. Ende April 2014 wollen wir bereits den ersten Wassersud kochen, um alle Anlagen zu reinigen. Im Mai soll in Colbitz wieder das erste Bier gebraut werden.

Volksstimme: Wird das Colbitzer Bier bis dahin weiter in Braunschweig gebraut?

Peter Lehna: Bis das neue Sudhaus in Betrieb genommen wird, versorgt das Hofbrauhaus Wolters die Heidebrauerei mit Tankbier, das in Colbitz endgelagert und abgefüllt wird. Hergestellt wird dieses Bier unter Anleitung der erfahrenen Colbitzer Braumeisterinnen nach Colbitzer Rezept.

Volksstimme: Behalten alle Mitarbeiter der Colbitzer Heidebrauerei ihre Arbeits- plätze?

Petra Haase: Wir wollen nicht nur als Investor für die Colbitzer Heidebrauerei eine wichtige Rolle spielen, sondern auch weiterhin unserer Verantwortung als zuverlässiger und bedeutender Arbeitgeber der Region in vollem Umfang gerecht werden. Nach der Übernahme der Brauerei bleiben alle Arbeitsplätze erhalten. Darüber hinaus wird das Unternehmen jährlich Brauer und Mälzer ausbilden, die bei guten Abschlüssen nach der Ausbildung in ein Dauerarbeitsverhältnis übernommen werden sollen.

Volksstimme: Wie wollen Sie den Absatz wieder ankurbeln?

Peter Lehna: Bei den Menschen der Region ist die Biermarke Colbitzer stark präsent und positiv besetzt. Aufmerksamkeitsstarke Marketing- aktivitäten werden darüber hinaus den Bekanntheitsgrad der Produkte der Heide-Brauerei erheblich steigern und für den entsprechenden Verkauf sorgen. Regionale Sport- und Kulturförderung sollen die Basis der Kommunikationsstrategie bilden.