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Jakobsweg: Neue Pilgerstrecke quert die Börde

17.01.2013, 19:43

Eine Alternativroute zum offiziellen Jakobspilgerweg führt fortan durch den Landkreis Börde. Im Frühjahr wird es erste geführte Pilgertouren mit Willi Kraning von der Jakobusgesellschaft geben. Die Termine stehen bereits fest.

LandkreisBörde l "Auch abseits der offiziellen Jakobswege gibt es eine reiche Sankt-Jakobus-Tradition - auch in der Magdeburger Börde", unterstreicht Willi Kraning. Er sitzt für die katholische Kirche im Präsidium der Jakobus-Gesellschaft Sachsen-Anhalt.

Offizielle Pilgerwege hat es im Mittelalter nicht gegeben

Dort hat er sich nach einem Gespräch mit drei Mitstreitern im Frühjahr 2012 stark gemacht für eine "Nebenstrecke" des offiziellen Jakobsweges.

Das Argument: "Im Mittelalter hat es keine ausgewiesenen Jakobswege gegeben, nur die grobe Himmelrichtung war klar. Aus Skandinavien und Norddeutschland strömten die Pilger wohl meist über den Wallfahrtsort Bad Wilsnack in Richtung Süden in unsere Region, auch osteuropäische Pilger haben über Brandenburg mit hoher Wahrscheinlichkeit den Großraum Magdeburg auf dem Weg ins spanische Santiago de Compostella durchwandert", erzählt Kraning.

Ruhestationen säumten die Pilgerwege, meist (Jakobus-)Kirchen oder Unterkünfte und Hospize der Jakobsbruderschaften. Und die stehen eben nicht nur am offiziellen Jakobsweg. Das fanden auch der Rottmersleber Hans-Eike Weitz (Vorsitzender im Gemeinderat des Kirchspiels), der Groß Ammensleber Pfarrer Thomas Wolter und der Barleber Pfarrer Johannes Könitz. Zum Beleg berichtet Könitz: "Historische Karten haben jüngst zwei Pilger nach Barleben geführt. Auf ihrer Karte war eine Route von Stendal über Barleben nach Magdeburg erkennbar, entlang der alten Heerstraße, die am Barleber Gut Arnstedt (heute Kindergarten) vorbeiführt. Am Haupttor des Gutes sind noch zwei Jakobsmuscheln (Symbol für den heiligen Jakob/d.Red.) zu erkennen. Die Vermutung liegt nahe, das sich die Adelsfamilie Arnstedt einst um die Pilger bemüht und ihnen Quartier in Barleben geboten hat."

Barleben liegt aber gar nicht an der heutigen offiziellen Route des Jakobsweges. Dieser 2005 ausgewiesene Weg tangiert die Börde im Osten, biegt von Wolmirstedt aus noch vor Barleben über das Wasserstraßenkreuz nach Hohenwarthe ab, führt von dort entlang der Elbe nach Magdeburg. In Schönebeck schlängelt sich der ausgewiesene Jakobsweg zaghaft über die Elbe bis nach Egeln am südlichen Börderand.

Das "Jakobus-Quartett" feilte ein knappes Jahr an der Idee

Könitz\' Mitstreiter Hans-Eike Weitz kämpft seit Jahren um den Anschluss der Rottmersleber Jakobuskirche an das Pilgernetz. Seit der Kirchensanierung 2006 erwartet die Jakobspilger in der Gruft ein Pilger- und Meditationsraum. Pilgerbescheinigungen stellt Weitz seither auf Wunsch aus. In ganz Rottmersleben weisen gelbe Jakobsmuscheln auf sandsteinernen Wegweisern nach Santiago de Compostella. Und zur örtlichen Pilgerkirche. Selbst griechische Pilger hat das schmucke Gotteshaus schon begrüßen dürfen.

Mit der nun konzipierten und von der Jakobus-Gesellschaft Sachsen-Anhalt anerkannten Alternativroute durch den Landkreis Börde sollen es bald noch mehr Pilger sein.

Im großen Bogen führt die von Willi Kraning konzipierte "Nebenstrecke" von Wolmirstedt über Barleben, Rottmersleben, Dreileben, Wanzleben nach Egeln und mündet dort wieder auf den Hauptweg (siehe Skizze).

Seit knapp einem Jahr hatte das "Jakobsquartett" aus der Börde an der Idee gefeilt. Nun ist die Wegführung quer durch den Landkreis erstellt. Flyer sind gedruckt. Die Termine für Pilgerwanderungen unter dem Motto "Jakob in der Börde - Wir erkunden die Jakobuskirchen in der Börde" stehen fest (siehe Kasten).

"Das Pilgern hängt nicht von offiziellen Wegen ab. Die Idee des Pilgerns soll mit Leben erfüllt werden."

Pfarrer Johannes Könitz

"Wir laden ein, mit uns zu gehen, in den Kirchen am Weg inne zu halten und gesegnet dem Leben entgegenzugehen", erklärte Willi Kraning. Zum Auftakt einer jeden Pilger-etappe wird es einen kleinen Meditationsimpuls (Andacht) geben. Dann wollen die Pilger auf ihren fünf Etappen die erste halbe Stunde schweigend wandern, anschließend miteinander ins Gespräch kommen. Auf dem Weg wird es eine kleine Rast geben, am Ziel ist dann eine Schlussandacht geplant.

Johannes Könitz betont: "Das Pilgern hängt nicht von offiziellen Wegen ab. Die Idee des Pilgerns soll mit Leben erfüllt werden. Menschen sollen sich auf dem Wege begegnen." Hans-Eike Weitz unterstreicht den ökumenischen Gedanken: "Menschen aller Konfessionen sollen miteinander pilgern, das Mitwandern ist auch nur auf einem Teil der Etappen möglich." Und Pfarrer Wolter ergänzt: "Seit dem Mittelalter ist das Pilgern nie so aktuell gewesen wie heute. Unabhängig von touristischen Aspekten entdecken die Menschen das Bedürfnis, miteinander \'in Gange\' zu sein. Pilgern ist etwas, das man auf sich und seinen Glauben bezieht."