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Diakonisches Werk Halberstadt sucht Integrationslotsen Jungen Menschen eine Zukunftsperspektive bieten

Von Christin Käther 23.06.2011, 06:28

Migranten, die sich ein neues Leben in Halberstadt aufbauen wollen, brauchen oft Unterstützung, um sich zurechtzufinden. Das Diakonische Werk Halberstadt sucht Integrationslotsen, die diese ehrenamtliche Aufgabe übernehmen.

Halberstadt. Die Tätigkeit eines Integrationslotsen im Diakonischen Werk Halberstadt beruht auf ehrenamtlicher Basis. Für ungefähr zwei Stunden pro Woche helfen die Freiwilligen Zuwanderern in Halberstadt, sich in ihrer neuen Umgebung zu orientieren und bieten Unterstützung im Alltag an. Manchmal werden sie auch gebraucht, um die Migranten bei Behördengängen zu begleiten, Nachhilfe in Deutsch zu geben oder nach Ausbildungsmöglichkeiten zu suchen.

Dieter Dressel gehört zum "alten Eisen" der Lotsen. Momentan sind vier von ihnen im Einsatz und das schon über mehrere Jahre. "In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass die Diakonie Freiwillige sucht für diverse Aufgaben, unter anderem für die Hausaufgabenhilfe", erinnert sich der 67-Jährige. Anfang 2004 bekam er zwei Jugendliche aus der ehemaligen Sowjetunion zugeteilt. Unter seinen ersten Schützlingen befand sich Damir Minich aus dem russischen Orenburg. Zusammen mit seinen Eltern war er 2003 nach Halberstadt gekommen. Damir besuchte die Sekundarschule "Walter Gemm". In den Fächern Mathe und Deutsch bekam er Schwierigkeiten. Das Diakonische Werk teilte ihm Dieter Dressel als Betreuer zu. Seitdem verbindet die beiden eine langjährige Freundschaft.

Die Migranten sind selten älter als 27 Jahre und haben "variable Deutschkenntnisse". Daher sei es notwendig, dass die Lotsen Zeit und Geduld mitbringen. "Uns ist es wichtig, dass wir die Lotsen über mehrere Jahre einsetzen können, damit sich zu den Hilfesuchenden eine Beziehung aufbauen kann", berichtet Doris Dankemeier vom Jugendmigrationsdienst der Diakonie.

Dieter Dressel half schon einigen Migranten, aber Damir steht er auch heute noch zur Seite. Zwar nicht mehr für die Hausaufgaben, dafür aber in anderen Lebenslagen. Als der damals 17-Jährige seinen Schulabschluss machte, half ihm der pensionierte Ingenieur mit den Bewerbungsschreiben und vermittelte ihm eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer in der Berufsschule in Böhnshausen. Damir, der bereits ein Schulpraktikum im Seniorenheim absolviert und Begeisterung für diesen Beruf entwickelt hatte, kämpfte sich durch den Berufsschulstoff. Zusammen mit Dieter Dressel paukte er für die Prüfung. Nach erfolgreichem Abschluss absolvierte Damir noch einige Praktika. Auch in dieser Zeit war ihm sein Mentor eine große Hilfe, denn er begleitete ihn auf Termine in der Arbeitsagentur und bot ihm moralische Unterstützung.

Seit Januar ist Damir nun bei der Diakonie im Praktikum mit Aussicht auf eine Lehrstelle als Altenpfleger ab September. Ohne seinen Lotsen, sagt er, hätte er Schwierigkeiten gehabt, seinen Alltag zu bewältigen.

Zurzeit betreut Dieter Dressel einen jungen Afghanen bei der Vorbereitung auf die Fahrschulprüfung. "Ich profitiere auch davon", so der Rentner. "Dadurch habe ich meine Fahrkenntnisse auch wieder etwas aufgefrischt." Die Arbeit als Integrationslotse macht ihm sehr viel Spaß. Auch wenn es nur für wenige Stunden in der Woche ist. Dass sich aus dieser Tätigkeit auch eine engere Bindung zu einem seiner Schützlinge entwickelt hat, ist dabei ein positiver Nebeneffekt. Und Dieter Dressel ist sich sicher, dass Damir ihn während seiner Ausbildung noch einmal brauchen wird. "Vielleicht wird er mich ja mal betreuen, wenn ich irgendwann in ein Pflegeheim kommen sollte", fügt Dressel augenzwinkernd hinzu.

Wer sich vorstellen kann, ehrenamtlich als Integrationslotse zu arbeiten, oder noch mehr Infos sucht, kann sich im Diakonischen Werk bei Doris Dankemeier melden unter Telefon (0 39 41) 69 63 26 oder bei Doreen Glanz in der Freiwilligenagentur, Telefon (0 39 41) 69 63 13.