Tiere des Langensteiner Merino-Vereins werden zur Zeit zum Grasen auf die Wiesen getrieben Kinder entdecken neuen Traum-Beruf für sich: Ein Schäfer mit Leib und Seele
1200 Schafe des Merino-Vereins aus Langenstein werden in diesen Tagen auf die Wiesen der Region getrieben. Die Aufzucht der Tiere hat bereits seit 151 Jahren Tradition in dem Halberstädter Vorort. Trotz schwieriger Arbeitsbedingungen hat Heiko Schrader seine Berufswahl als Schäfer nie bereut.
Langenstein l In diesen Tagen starten die 1200 Schafe des Merino-Vereines Langenstein in die diesjährige Freiluftsaison. Vor dem Start auf die Wiesen besuchten Vereinsmitglieder und Freunde des Vereins die Stallanlagen in den Thekenbergen. "Wir wollen mit dem Besuch die Arbeit der Schäfer würdigen, die sie im Winter geleistet haben", so Vereinsvorsitzende Frauke Meenken. Die Vereinsmitglieder und ihre Freunde waren sehr beeindruckt von den Leistungen der Schäfer, die sie vollbringen.
Jürgen Meenken gab zu Beginn des Besuchs einen kurzen Überblick über die Schafherde und deren Entwicklung. Mit einem Bestand von 1200 Schafen habe man die optimale Zahl an Tieren erreicht, um die 300 Hektar gepachtetes Land zu bewirtschaften. Weidende Schafherden gehören seit vielen Jahrhunderten zum Landschaftsbild des Harzes. Flora und Fauna sowie Streuobstwiesen können ohne die Beweidung von Schafen langfristig nicht überdauern. Die Tiere können auch sehr steile, trockene und abgelegene Bereiche erreichen. Dazu werden die 1200 Tiere in drei Herden aufgeteilt.
Eine Herde zieht von der Burgbreite Wernigerode weiter nach Mandelholz bis nach Elend und kurz vor Schierke. Die zweite Herde bewirtschaftet die Flächen um Langenstein, Börnecke und Blankenburg und die dritte Herde ist im Bereich Badeborn, Heteborn unterwegs.
Die genügsamen Schafe sind zur Landschaftspflege besonders geeignet, da sie mit geringem Futterertrag auskommen und kaum Schäden durch Trittbelastung verursachen. "Sie fressen für den Naturschutz", ergänzte ein Teilnehmer bei der Besichtigung der Tiere.
"Er sieht an mir, was dieser Beruf täglich abverlangt, den unermüdlichen Einsatz rund um die Uhr."
Heiko Schrader, Schäfer
Die Schafe des Merino-Vereines sind eine der wenigen Schafherden, die es heute noch in Sachsen-Anhalt gibt. Man kann damit kein Geld mehr verdienen und daher haben viele aufgegeben. Der Verein beschäftigt zwei Vollzeit-und zwei Teilzeitkräfte. In den Sommermonaten kommen noch Saisonkräfte hinzu. Die Tiere erfordern ein Engagement an 365 Tagen im Jahr und hier haben besonders Schäfer Heiko Schrader und Uwe Göhre viel Einsatz gezeigt.
Im Winter waren die Arbeitsbedingungen sehr schwierig und Heiko Schrader hat sogar seine Frau mit einbezogen, galt es doch in der Zeit, als die Lämmer geboren wurden, ständig bei den Tieren zu sein, um mögliche Verluste in Grenzen zu halten. Die Merino-Schafzucht, die seit 151 Jahre in Langenstein besteht, muss schließlich als älteste Stammherde Deutschlands erhalten bleiben.
Geborene Lämmer werden in erster Linie zur Bestandserhaltung genutzt. Ziel der jetzigen Vereinsführung ist daher nicht die Lämmerproduktion, sondern eine Verjüngung der Herde. "Dafür werden wenigstens zehn Jahre benötigt", so Heiko Schrader.
Er ist mit Leib und Seele Schäfer - und das bereits in dritter Generation. Der Großvater und die Mutter waren ebenfalls Schäfer, sein Sohn wird aber wohl nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten. "Er sieht an mir, was dieser Beruf täglich abverlangt, den unermüdlichen Einsatz rund um die Uhr", so Heiko Schrader.
Dazu gehört auch, dass die Tiere auf ihren Sommereinsatz vorbereitet werden. Klauenpflege, Impfungen, die Schur der Tiere und vieles mehr sind zu erledigen, damit sie bis zum November ihre landschaftspflegerischen Auf- gaben erfüllen können. Nur gesunde Schafe sind dazu in der Lage die weiten Strecken zurück zu legen.
Für Heiko Schrader hat jedes Schaf ein eigenes Gesicht. "Die muss ich alle kennen, um zu wissen, welches Tier behandelt werden muss, was dem jeweiligen Tier bei Krankheit fehlt, welche Betreuung es erfordert, um es wieder gesund zu pflegen," sagt der Schäfer. Die Tiere sind zwar alle mit einer Ohrmarke gekennzeichnet, doch sie nur danach zu beurteilen wäre zu schwierig.
Die Tiere in den Ställen scheinen es jedenfalls kaum abwarten zu können, auf den für den Verein zuständigen Weideflächen zu grasen und ihren Beitrag zum Naturschutz leisten zu können. Vor dem Austrieb der Tiere, freuten sich die Kinder, einige der Lämmer einmal auf dem Arm nehmen zu können. Vielleicht ist da bei manchem Kind schon ein Grundstein für Tierliebe entstanden und eines von ihnen ergreift später sogar den Schäfer-Beruf.