Schüler der Neinstedter Anstalten sind mit Schokoladenherzen in Calvörde auf Mission Künftige Diakone verkünden ihre Botschaft
Mit einem Theaterstück haben Schüler der Neinstedter Diakonenschule die Bewohner der Calvörder Behinderteneinrichtung begeistert. Mit Menschen zusammen arbeiten und dabei den christlichen Glauben in den Mittelpunkt stellen - das ist die Mission der Diakonschüler.
Calvörde l "Unsere Gäste sind schon da", rufen am Montagabend aufgeregt die Bewohner der Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. Gemeint sind fünf Diakonschüler aus Neinstedt. Die Einrichtung in Calvörde gehört zu den Neinstedter Anstalten. Jedes Jahr in der Adventszeit ziehen die künftigen Diakone ihre Zuschauer mit einem besonderen Theaterstück in ihren Bann.
Die Diakonenausbildung hat in Neinstedt eine lange Tradition. Philipp von Nathusius und seine Frau Marie begründeten 1850 aus christlicher Nächstenliebe die Arbeit des Lindenhofs in Neinstedt. Es entstand ein Rettungshaus für verwahrloste Jungen und ein Brüderhaus für Diakone. Diese Brüder waren damals das, was heute sozialpädagogisches Personal heißt.
Debora Zitzmann und vier weitere Schüler eines Ausbildungsjahrgangs der Schule Lindenhof treten in ihre Fußstapfen. Sie wollen Diakon werden. "Jeder von uns kam auf ganz unterschiedlichem Weg dazu, Diakonschüler zu werden", sagt sie und ergänzt: "Diakon ist nicht nur Beruf, sondern ein Stückchen weit Berufung. Ich möchte nach der Ausbildung Theologie studieren."
Denn wer die Ausbildung absolviert, ist am Ende nicht nur Heilerziehungspfleger, Gemeindepädagoge oder Sozialarbeiter, sondern im Besonderen Diakon. "Diakone haben einen Seelsorge- und Verkündigungsauftrag in Krisenfällen und in Fragen der Lebensorientierung parallel zur Sozialarbeit", weiß Hans Jaekel, Leiter der Neinstedter Diakonenschaft.
"Wir sind gern in Calvörde, denn im kleinen Rahmen ist es hier eine besonders gute Stimmung. Es macht Freude, denn man ist dichter an den Menschen dran", beschreibt Schüler Johannes Ruhlandt, der als Erzieher später in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sein möchte. "Wie bei jeder Ausbildung ist es so, dass man zwischenzeitlich drüber nachdenkt, ob man auf dem richtigen Weg ist", gesteht Annemarie Pillatzke, die später soziale Arbeit studieren möchte. Mit bei den Diakonen ist auch Keremia Ilomo, Mitarbeiter des Diakoniezentrums Tandala (Tansania), der in Neinstedt im Besonderen auf die Weiterführung der Arbeit in Tandala qualifiziert wird.
"Diakon ist nicht nur Beruf, sondern ein Stückchen weit Berufung"
Diakon-Schülerin Debora Zitzmann
Für junge Menschen, die Diakon werden wollen, ist die Ausbildung eine Herausforderung: nach der zweijährigen Ausbildung schließt sich noch eine mindestens dreijährige Ausbildung an einer Fachschule, Fachhochschule oder Universität an. Die späteren Einsatzbereiche reichen von seelsorgerischen Funktionen in Krankenhäusern, wie dem Einsatz auf einer Krebsstation, über Aidsberatung bis zur Theologieforschung an Universitäten.
Annerose Schulze, Leiterin der Häuser in Calvörde, schwärmt: "Unsere Bewohner freuen sich sehr auf diese Vorführung, denn die jungen Leute sind immer sehr locker drauf und verbreiten gute Laune. Den Besuch der künftigen Diakone gab es schon, als wir noch im Schloss Detzel waren." Der Neinstedter Kantor Martin Fuhrmann und Hans Jaekel gehören zu den Stammgästen. "Ich habe selbst damals noch im Schloss als Diakonschüler in der Adventszeit auf der Trompete gespielt", erinnert sich Jaekel.
"Und was ist das größte Geschenk für dich zu Weihnachten?", fragen die Diakonschüler in ihrem Theaterstück. Jeder versucht im Stück, den anderen mit einem noch teureren Geschenk zu beeindrucken. Anschaulich zeigen die jungen Leute, dass die Größe und der finanzielle Wert des Geschenkes nicht das Wichtigste sei. Ihre Botschaft ist, dass das friedliche Miteinander zu Weihnachten im Mittelpunkt steht. Jeder Zuschauer bekommt zur Erinnerung an den wahren Sinn des Festes eine kleine Schachtel mit einem Schokoladenherz und einem Bild von der Jesus- familie.