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Jubiläum Lebensglück im Gasthaus gefunden

Udo Odenbach führt in zweiter Generation das Gasthaus „Prinz von Preußen“ im Schachdorf Ströbeck.

06.01.2018, 23:02

Schachdorf Ströbeck (hko) l Durchhaltevermögen und viele Ideen sind erforderlich, um sich dauerhaft und erfolgreich in der Gastronomie zu behaupten. Familie Odenbach in Ströbeck ist das bisher mit Engagement, Mut und Entschlossenheit gelungen.

Am 1. Oktober 1957 haben Brigitte und Hugo Odenbach den „Ströbecker Krug“ übernommen. „Meine Eltern waren unter den damaligen Bedingungen sehr mutig in die Selbstständigkeit zu gehen“, erzählt Udo Odenbach, der 1986 die Gaststätte vom Vater in zweiter Generation übernahm. Die Selbstständigkeit der Eltern endete abrupt, sie mussten die Gaststätte auf Weisung des damaligen Rates des Kreises im Kommissionshandel betreiben. Trotzdem war die Lokalität im Ort bei Einwohnern und Gästen sehr beliebt. Mit Dorffesten, Faschingsveranstaltungen, Spanferkel-Essen, als Kantine für die LPG-Mitglieder, die hier ihre Mittagsversorgung bekamen, Familienfeierlichkeiten und dem Feierabendbier für Dorfbewohner kam man ganz gut über die Runden.

Die Mutter von Hugo Odenbach kochte täglich das Mittagessen für eine große Schar von hungrigen Gästen. Das schmackhafte Essen wussten auch die Kraftfahrer vom nahe gelegenen Kiesabbau zu schätzen, sie machten vor dem Dorfkrug regelmäßig zur Mittagszeit Halt.

Udo Odenbach trat 1980 in den Betrieb der Eltern ein, nachdem er von 1974 bis 1976 im Jagdschloss Halberstadt Koch gelernt hatte. Nach der anschließenden Armeezeit absolvierte er noch seinen ­Küchenmeister in Wernigerode und Magdeburg. Damit war die Grundlage gelegt, regelmäßig im eigenen Betrieb Kochlehrlinge auszubilden. Bereits ein Jahr später war Udo Odenbach Mitglied in der Prüfungskommission für Köche der IHK. „Von 1977 bis ins Jahr 2010 habe ich jährlich ununterbrochen ein bis zwei Jugendliche zum Koch ausgebildet. Es war für mich immer eine Herzens­sache, den jungen Leuten das Kochen beizubringen und sie auf das Leben vorzubereiten,“ blickt der leidenschaftliche Koch zurück.

Besonders gern erinnert sich Udo Odenbach an Carsten Härtel aus Wernigerode. Der junge Mann brachte alle Voraussetzungen mit, um ein guter Koch zu werden. Heute ist er ein international anerkannter und gefragter Spitzenkoch. Voller Stolz zählt Odenbach einige Stationen auf, an denen sein einstiger Schützling schon tätig war. Dazu gehören Spitzenhotels in Deutschland, Südafrika, der Schweiz, der Mongolei und England. Nach wie vor hat er zu Härtel Kontakt und dieser schaut ab und zu bei ihm in Ströbeck vorbei.

Mit der politischen Wende 1989 kaufte Familie Odenbach den „Ströbecker Krug“ und gab ihm den alten Namen zurück, Gasthaus „Prinz von Preußen“. Bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 trug das Haus diesen Namen. Er bezieht sich auf ein historisches Ereignis im Oktober 1792, als Kronprinz Friedrich Wilhelm III. mit seinem Gespann bei Ströbeck ein Unglück ereilte und Ströbecker Einwohner ihm halfen, seine Reise fortsetzen zu können. Aufgrund dieser Begebenheit benannte man das von 1856 bis 1860 erbaute Gasthaus „Prinz von Preußen“.

Mit dem Kauf begann eine umfangreiche Sanierung aller Gebäude und der technischen Einrichtungen. Von 1999 bis 2000 wurde das ehemalige Stall- und Hofgebäude zur Fleischerei mit Hofladen umgebaut. Im Jahr 2000 folgte die Eröffnung des Hofladens mit Produkten aus eigener Landwirtschaft und Tierhaltung. Neben dem Kochen hat Udo Odenbach ein zweites Hobby – das Hausschlachten. Mittlerweile ist das ein zweites Standbein für den Familienbetrieb.

Von der Aufzucht der Tiere, dem Zerlegen über die Verarbeitung, der Herstellung und dem Verkauf erfolgt alles in Eigenregie. Um die Schlachtung und Zerlegung der Schweine kümmert sich Udo Odenbach persönlich, er hat zusätzlich eine Schlachteprüfung abgelegt. An den Verkaufstagen Donnerstag und Freitag steht die Tür zum Hofladen nicht still. Die Kunden kommen aus der gesamten Harzregion in das Schachdorf, um bei Udo Odenbach Fleischwaren zu kaufen.

Im Gasthaus geht es dagegen etwas ruhiger zu. Die Leute trinken ihr Feierabendbier heute eher zu Hause, dafür haben Feierlichkeiten im Gasthaus „Prinz von Preußen“ einen guten Ruf. Der Gastraum, das Kaminzimmer und der Saal mit einer Tanzfläche werden gern für Familien- und Firmen­events gebucht, und natürlich finden Schachturniere statt. Außerdem ist das Team um Udo Odenbach beim Rathausfest in Wernigerode, auf dem Weihnachtsmarkt in Halberstadt und den Dorffesten in Ströbeck vertreten.

Etwas nachdenklich wird Udo Odenbach, wenn es um den Nachwuchs in der Gastronomie geht. Bei der Jugend gibt es wenig Interesse für die Branche, aber dazu haben einige Gastronomen zum Teil selbst beigetragen, so Odenbach. Für ihn ist die Familie die Grundlage für den bisherigen Erfolg seines Unternehmens. Alle ziehen mit, wenn es darauf ankommt: seine Frau Anne-Dore, Tochter Anja und Sohn Iven.

Erik, der jüngste Sohn, wäre als gelernter Koch wohl der geeignetste Nachfolger des 62-jährigen Udo Odenbach. „Der Junge ist ein guter Koch“, lobt ihn der Vater. Die Liebe zog ihn aber nach Dresden, wo er erfolgreich seinem Beruf nachgeht.

Noch ist etwas Zeit, und Udo Odenbach will nicht so schnell die Hände in die Schoß legen. Das Gasthaus und der Hofladen gehören zu seinem Lebensglück. Die Hoffnung auf einen Nachfolger aus der Familie bleibt für die Zukunft ein ständiger Begleiter, schließlich sollen das Gasthaus „Prinz von Preußen“ und der Hofladen auch in dritter Generation der Familie Odenbach erhalten bleiben.