Halberstadt Lebensmittelretter ziehen um
Der Ausbruch der Coronapandemie war Anlass, um Anfang 2020 in Halberstadt die Initiative GastroHilft ins Leben zu rufen. Nachhaltigkeit und Menschen kostenlos mit Lebensmitteln zu versorgen, haben nichts von ihrer Aktualität verloren.

Halberstadt - Stress und Freude bestimmen derzeit den Alltag des Teams von GastroHilft in Halberstadt. Die Lebensmittelretter, die sich zu Beginn der Coronapandemie zusammenfanden um bedürftige Menschen sicher und kostenlos mit Essen zu versorgen, ziehen mit ihrem Fairteiler vom bisherigen Stützpunkt im Soziokulturellen Zentrum Zora ins neue Zuhause in der Gerberstraße 2 um.
„Offizieller Start ist ab Montag, 9. August. Dann ist unser neuer Laden dreimal die Woche, montags, mittwochs und freitags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet“, berichtet Andreas Gottschalt von GastroHilft. Sollten die Kühlschränke und Regale zum Überlaufen voll sein, würde es Sonderöffnungszeiten geben. Zwar ist Corona aufgrund der gesunkenen Infektionszahlen etwas in den Hintergrund getreten und nicht mehr so präsent, damit ist jedoch nicht die Motivation des GastroHilft-Teams verschwunden - Lebensmittel und Artikel des täglichen Lebens vor der Tonne zu retten, so Andreas Gottschalt.
Kiosk im Erdgeschoss
Der nächste Schritt steht bereits bevor. Am 1. September soll eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft gegründet werden, die GastroHilft künftig betreibt, informiert Andreas Gottschalt. Er und fünf weitere Gesellschafter wollen dann im Erdgeschoss des Ladens zusätzlich einen Kiosk betreiben, der zu den üblichen Zeiten des Fairteilers geöffnet ist.
„Viel Arbeit steht an, aber wir freuen uns über die neuen Räume in dem schönen alten Fachwerkhaus“, sagt der Kopf der Initiative. Der Halberstädter lebt seinen Traum von der Nachhaltigkeit mit GastroHilft und wird dabei von vielen Menschen, Vereinen, Gastronomen, Unternehmen und Einzelhändlern aus der Region unterstützt. Fünf Mal die Woche fahren die Ehrenamtler acht Supermärkte in Halberstadt und in der Region an. Dort erhalten sie Lebensmittel und Artikel des täglichen Lebens, die übrig sind, zum Nulltarif.
„Uns bringen aber auch viele Menschen Lebensmittel, die sie übrig haben“, berichtet Andreas Gottschalt. Damit werden die Regale im Fairteiler an der Gerberstraße bestückt. Außerdem unterstützen in der Kreisstadt ansässige Gastronomen die Initiative und verarbeiten gerettete Lebensmittel ebenfalls kostenlos zu warmen Mahlzeiten.
Derzeit würden etwa 250 Menschen in der Woche den Fairteiler besuchen und das Angebot von Obst und Gemüse, Käse, Salaten, Wurst und vielem mehr nutzen. „Natürlich zum Nulltarif und bedingungslos“, betont der Halber-städter. Mit warmen Mahlzeiten verköstigen die unterstützenden Gastronomen zurzeit täglich 15 Menschen. Im Lockdown der Coronapandemie waren es doppelt so viele. Vor allem Obdachlose würden mit warmen Mahlzeiten versorgt.
„Die Zahl der Menschen, die zu uns kommen und Lebensmittel mitbringen oder holen, steigt ständig“, so Andreas Gottschalt. Er verspricht sich vom neuen Stützpunkt einen Anstieg der Nachfrage.
„Ich weiß aus Gesprächen, dass es Menschen gibt, die mit der Zora aus vielerlei Gründen Berührungsängste haben und deshalb nicht zu uns kamen.“ Der Laden an der Gerberstraße würde von einer super Lage zwischen dem Stadtzentrum und der Altstadt profitieren. „Zudem befinden sich Straßenbahnhaltestellen in der direkten Nachbarschaft. Und was auch nicht zu verachten ist, wir beleben die Altstadt“, sagt Andreas Gottschalt. Der Laden im Gerberhaus war über viele Jahre verwaist.
200 Unterstützer
Zum harten Kern von GastroHilft gehören etwa 25 Mitstreiter. Würde man alle dazu zählen, die die Initiative mittlerweile unterstützen und Lebensmittel retten, sind es etwa 200 Menschen, unterstreicht Andreas Gottschalt.
Er ist stolz auf die Anerkennung, die GastroHilft weit über die Grenzen Halberstadts erfährt. Sie ist preisgekrönt. Unter anderem mit dem Bundespreis 2021 „Zu gut für die Tonne“, mit einem dritten Platz 2020 beim Einheitspreis und mit dem Localhero-Award.